Sarva dravya paryayesu kevalasya (29)
Allwissenheit (kevala jnana) umfaßt alle Elemente und all deren Erscheinungsformen gleichzeitig. (29)
Im Zustand der Allwissenheit erkennen wir alle Elemente und all deren Erscheinungsformen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig.
Allwissenheit entsteht automatisch, sobald unser Bewußtsein nicht mehr von Karma beeinträchtigt ist. Wir sind dann zwar immer noch karmischen Bindungen ausgesetzt, doch schränken diese die Weite unseres Bewußtseins nicht mehr ein. Wenn wir Allwissenheit einmal erreicht haben, verlieren wir sie nie wieder.
Wir erfahren Allwissenheit bei ihrem ersten Auftreten in vollem Maße. Es gibt keine Abstufungen von Allwissenheit.
Wir erfahren Allwissenheit nicht durch unseren Geist, da der Geist seine Aufmerksamkeit nicht mehreren Objekten gleichzeitig zuwenden kann.
Allwissenheit wird nicht durch externe Mittel ausgelöst, - es ist die vollständige Entfaltung unseres Bewußtseins aus sich selbst heraus.
Von dem Moment an, in dem wir Allwissenheit erleben, erfahren wir die anderen vier Wissenskanäle nicht mehr. Sie sind uns nur solange zugänglich, wie unser Bewußtsein noch von Karma eingeschränkt wird.
Solange das Element Zeit (kala) uns noch beeinflußt, erleben wir die Welt als eine Kette von Einzelerfahrungen, die uns zu immer neuen, umfassenderen Erkenntnissen führen. In den ersten zwölf Entwicklungsstufen empfinden wir neue Erkenntnisse daher als das Ergebnis von Abläufen, die uns Schritt für Schritt weiterführen.
Den Zeitpunkt des Entstehens einer Erkenntnis gibt es jedoch nur auf Entwicklungsstufen, die unterhalb der Allwissenheit liegen. Im Zustand der Allwissenheit ist unser Bewußtsein dem Element Zeit nicht mehr unterworfen. Konzepte wie 'nacheinander', 'gleichzeitig' oder 'Ablauf' treffen nicht mehr zu, und es gibt auch kein 'Entstehen' von Erkenntnissen, wie wir es gegenwärtig kennen.
Hier endet die Beschreibung, welche Art Wissen - d.h. welche Bereiche unseres Bewußtseins - uns die fünf Kanäle zugänglich machen.