Fast alle Menschen beginnen ihr Leben mit Enthusiasmus. Jeder Schritt, den wir in die neue Welt gehen, konfrontiert uns mit unbekannten Dingen, deren Erforschung uns fasziniert und die Staunen und Freude in uns auslösen.
Diese Faszination begleitet unsere frühen Jahre. Sie erreicht einen absoluten Höhepunkt, wenn wir uns zum ersten Mal verheben und dabei entdecken, daß in unserem Inneren die noch unentdeckte Welt der Gefühle schlummert, deren Existenz wir zuvor nicht einmal vermuten konnten, in der aber Erlebnisse ungeahnten ekstatischen Glücks auf uns warten. Diese Entdeckung inspiriert uns, völlig neue Handlungsmuster auszuprobieren und unser Leben in unbekannte Bereiche zu lenken.
Nach diesem Höhepunkt beginnt die Faszination gewöhnlich nachzulassen. Erste tiefe Enttäuschungen veranlassen uns, gerade im Bereich unserer Gefühle vorsichtiger zu sein, um nicht in einen Schmerz hineingerissen zu werden, der uns überwältigen könnte. Und statt erneut nach dem ursprünglichen Enthusiasmus zu suchen, der unser Leben so spielerisch, so beschwingt begleiten und leiten kann, engen wir genau das ein, was uns mit Lebendigkeit füllt.
Mehr oder weniger bereitwillig akzeptieren wir die Einflüsterungen unserer Umwelt (Schule, Verwandte, Freunde etc.), daß nun der 'Ernst des Lebens' beginne und der Rest unseres Lebens nach diesem - ernsten - Muster verminderter Freude ablaufen werde. Wir lernen unseren Enthusiasmus geringer zu bewerten als materielle und emotionale Stabilität, - obwohl diese sich auf längere Sicht fast immer als flüchtig und auf Sand gebaut herausstellen, oder aber unser Leben derart erstarren lassen, daß sich in uns und um uns nichts mehr bewegt.
Wir folgen dabei dem überwältigenden Beispiel unseres Umfeldes, gegen das wir kaum Widerstand haben. Wir akzeptieren ein Leben, das nur gelegentlich von Faszination und Enthusiasmus inspiriert ist, ansonsten aber in Routinebahnen verläuft.
Doch so beruhigend diese vermeintliche Stabilität uns zumeist auch erscheinen mag, so sehr zerreißt sie uns zu Zeiten, wenn uns die Enge dieser Grenzen jäh bewußt wird. Wir fühlen, daß dies doch nicht alles gewesen sein könnte, daß das Leben doch mehr bieten müßte als stagnierende Resignation mit immer weniger tiefer Freude. Eine fast irrationale Sehnsucht nach Ausbrechen, nach Unbeschwertheit, nach Bewegtheit, Aufregung, Abenteuer steigt auf, - eine Sehnsucht nach genau dem Enthusiasmus, der uns unsere Jugend so intensiv erleben ließ.
Wenn wir nicht mit dieser unerfüllten Sehnsucht weiterleben wollen, dann MÜSSEN wir an unserer Situation grundlegend etwas ändern, dann müssen wir herausfinden, wo neue Welten liegen, deren Erforschung unser Leben wieder mit Lebendigkeit füllt. Wenn uns unsere Grenzen zu eng werden, dann müssen wir außerhalb dieser Grenzen neue Modelle, Vorstellungen und Ziele finden, die in uns dieses Gefühl des Enthusiasmus wiederbeleben können.
Das vorliegende Buch beschreibt einen Weg, der uns in unserem Inneren eine Welt entdecken läßt, die umso faszinierender wird, je tiefer wir darin eindringen. Es ist ein Weg zum Zentrum unseres Bewußtseins, der in unserer Zeit noch nie in dieser Klarheit und praktischer Anwendbarkeit beschrieben wurde;. Es ist ein Weg, der allen uneingeschränkt offen steht - unabhängig von jeder weltanschaulichen Orientierung oder Glaubensrichtung.
Es ist ein Weg, die Erhabenheit, die Größe, die unendliche Weite unseres Seins zu erfahren, die jeder von uns in sich spürt, wenn er nur den Mut hat, dies zuzulassen.
Das Wissen, auf dem dieser Weg beruht, hat seinen Ursprung in Zeiten, die vor jeder Geschichtsschreibung liegen. Es beschreibt nicht nur, wie wir uns aus der Verstrickung in unerwünschte Abläufe befreien können, sondern bietet auch den Einblick, welches immense - bislang ungenutzte Potential - uns zur Verfügung steht und wie wir diese angeboren Fähigkeiten weit wirksamer entfalten können, als wir es im Augenblick tun.
Ziel dieses Weges ist dabei NICHT die Auflösung unserer Individualität in einem gesichtslosen Erleuchtungszustand, Nirvana, Satori oder Brahman. Es ist auch nicht die Erkenntnis, wie diese Welt grundlegend funktioniert. Das eigentliche Ziel dieses Weges liegt nicht auf der Ebene des Verstandes, sondern ist ein um fassendes, LIEBENDES Verstehen, - ein von Liebe erfülltes Ausdehnen unseres Seins, das sich mit jedem Schritt mehr entfaltet, dabei aber nie unsere Individualität verletzt oder auslöscht. Mit liebendem Verstehen verlassen die Erkenntnisse, die wir auf diesem Weg gewinnen, die kalte Ebene des Geistes und erhalten dadurch ungeahnte Lebendigkeit und Tiefe.
Wenn wir entdecken, daß in unserem Inneren - jenseits unserer vertrauten Gefühle - eine völlig unbekannte, großartige Welt existiert, die in uns ungeahnte Dimensionen ekstatischer Liebe, Freude, Klarheit und Erkenntnis eröffnet, erfaßt uns eine Faszination, die sich nur mit der wunderbaren Entdeckung unseres ersten großen Verliebtseins vergleichen läßt, in Ihrer Farbigkeit und kaleidoskopartigen Vielfalt aber weit darüber hinausgeht.
Sobald wir den Eingang zu dieser Welt kennen, begleitet uns dieser Enthusiasmus für den Rest des Weges. Wir brauchen uns nur unserer immensen, noch schlummernden Fähigkeiten bewußt zu werden, um sie einsetzen zu können. Die Weiterentwicklung unseres Bewußtseins stellt sich dabei als ebenso natürlich und einfach heraus, wie wir das Wachstum unseres Körpers vom Neugeborenen bis zur jetzigen Form erfahren haben.