Die Ebene der geistigen Struktur (sthapana).
Auf dieser Ebene bilden wir die Konzepte, nach denen wir unsere persönliche Wirklichkeit formen. Hier findet der Selektionsvorgang statt. Hier wählen wir aus den Milliarden von äußeren und inneren Reizen, mit denen wir konfrontiert werden, die wenigen aus, denen wir erlauben, zu unserer Aufmerksamkeit vorzudringen.
Die geistige Struktur, die wir in uns haben, bestimmt dabei, wieviel Realität wir wahrnehmen und wie klar oder verzerrt sie sich in uns darstellt. Unsere geistige Struktur legt dabei die Vorstellungen und Raster fest, die wir zwischen unser Bewußtsein und die selektierten Objekte und Abläufe legen.
Auf dieser Ebene empfinden wir beispielsweise jemanden, der in einem bestimmten sozialen Umfeld als häßlich gewertet wird, als den schönsten Menschen der Welt, - wenn wir in ihn verliebt sind. Hier legen wir fest, ob wir ein Glas als halb voll oder halb leer ansehen, d.h., ob wir Ereignisse generell als positiv, wachstumsfördernd - optimistisch - auffassen, oder als - pessimistische - Bestätigung für einen allgemeinen Niedergang.
Unsere Vorstellungen und Raster können aber auch so weit neben den real vorhandenen Gegebenheiten liegen, daß die ganze Welt verzerrt bewertet wird. Ein drastisches Beispiel dafür sind absolute Herrscher, die sich der Loyalität ihres Volkes sicher fühlten - bis sie durch ihren Sturz eine 'realere' Wirklichkeit erfahren.
Auf dieser Ebene (sthapana) richten wir unser Bewußtsein auf Inhalte und Werte aus, von denen wir - negativ oder positiv - angezogen werden. Diese Ausrichtung geschieht durchweg, ohne daß wir uns dessen bewußt sind. Wir haben aber die Möglichkeit, in diese Automatik einzugreifen und sie zu steuern. Das Tattvarthasutra beschreibt die Techniken und Mechanismen, die uns dafür zur Verfügung stehen.