Die Ebene der Bezeichnungen (nama)
umfaßt den nach außen gerichteten Teil unseres Lebens. Es ist die Ebene, auf der wir den Objekten, Situationen, Abläufen und Inhalten, denen wir begegnen, Namen und Bedeutungen zuordnen. Die unmittelbare Erfahrung dieser Objekte, Situationen, etc. geschieht nicht auf dieser Ebene, sondern auf der, in der sich die Eigenschaften der Elemente in der Gegenwart manifestieren (bhava).
Sämtliche Kommunikation mit anderen Menschen findet nur auf der Ebene der Bezeichnungen statt. Dabei hantieren wir ausschließlich mit Namen und Begriffen. Und nur diese Namen und Begriffe (Bezeichnungen) tauschen wir während der Kommunikation mit anderen aus.
Bezeichnungen sind jedoch weit mehr als nur die reine Benennung, weit mehr als nur die Worte, die wir Objekten, Situationen etc. zuordnen. Bezeichnungen umfassen auch all das, was wir mit einem bestimmten Begriff assoziieren, all die Vorstellungen und Bedeutungen, die uns durch den Kopf gehen und all die Emotionen, die in uns aufsteigen, wenn wir mit einem bestimmten Namen oder Begriff konfrontiert werden.
Die reine Benennung von Objekten drückt nur in den einfachsten Fällen die Gesamtheit dessen aus, was wir meinen. 'Bitte gib mir das Salz' wäre ein Beispiel für diese Art simpler Benennung.
Sobald jedoch komplexere Inhalte zusammenkommen und Bezeichnungen miteinander kombiniert werden sollen, reicht die reine Benennung, das reine Erwähnen und Aufzählen der angesprochenen Begriffe nur selten aus.[20]
Kommunikation ist nun der Versuch, die Vorstellungen und Assoziationen, die verschiedene Menschen von komplexeren Bezeichnungen haben, miteinander abzugleichen. Und dies geschieht nur zum geringen Teil mit Worten.
Die meisten Menschen sind sich nicht oder nur in geringem Maße bewußt, daß sie beim Austausch mit anderen nicht nur die physisch gesprochenen Worte, Beschreibungen und Erklärungen übermitteln, sondern hauptsächlich die emotional gefühlten Inhalte, das Assoziationsfeld, das bei jeder verwendeten Bezeichnung mitschwingt.
Der Inhalt dessen, was kommuniziert wird, gleicht einem Eisberg. Die sichtbare Spitze des Berges stellt die Worte dar, die real ausgetauscht werden. Der eigentlich vermittelte Inhalt entspricht jedoch dem weitaus größeren, unter Wasser liegenden, unsichtbaren Teil.
Die Fragen und Antworten, die eine Kommunikation ausmachen, informieren uns, zu welchem Grad die emotionale (unsichtbare) Bedeutung, die wir jenseits von Worten und Sätzen aussenden, richtig angekommen ist. Die real gesprochenen Worte setzen wir dabei hauptsächlich zur Korrektur der Unterschiede ein, die auf der tieferen, gefühlsmäßigen Verständnisebene bestehen. Der eigentliche Inhalt komplexerer Begriffe läßt sich in Worten oft überhaupt nicht ausdrücken.
Auf dieser Ebene (nama) werden Bezeichnungen oft unabhängig von den realen Eigenschaften der bezeichneten Objekte eingesetzt. So versucht beispielsweise die heutige Werbung gerne mit dem Ausdruck: 'Sie sparen... DM' zum Kauf einer bestimmten Sache anzuregen. Ein Eingehen auf dieses Angebot veranlaßt jedoch primär den Verlust von Geld und nicht ein Anwachsen des eigenen Sparkontos.
Die Frage: 'Wie geht's?' - so einfach sie klingen mag, - ist ein Beispiel für die Übermittlung komplexerer Inhalte. Wird hier Auskunft über die eigene körperliche und emotionale Situation verlangt? Ist es ein Versuch, sozialen Kontakt aufzunehmen? Oder ist nur eine simple Begrüßung gemeint, die mit der Antwort: 'Gut' abgehakt werden kann, ohne daß 'Gut' auch unbedingt der Wahrheit entsprechen muß?
Das Umfeld, in dem gefragt wird, kann ebenfalls unterschiedliche Reaktionen bewirken. Das morgendliche Arbeitsumfeld löst mit Sicherheit eine andere Antwort aus als ein Arzt, der einen Kranken untersucht.