Ksayopasama nimittah sadvikalpah sesanam (22)
Die Beseitigung entsprechender Karmas manifestiert in Menschen und Tieren sechs Arten von Hellsicht (avadhi). (22)
Hellsicht und Telepathie werden durch mehrere Arten von Karma blockiert. Dabei verhindert die schwerste Blockade, daß Hellsicht überhaupt entstehen kann. Die leichteren Blockaden behindern die Klarheit, mit der wir Hellsicht und Telepathie erfahren.
Hellsicht und Telepathie entstehen entweder durch das vollständige Aufheben des entsprechenden Karmas, oder durch dessen Zurücktreten in einen latenten, inaktiven Zustand. Im zweiten Fall ist Hellsicht dann für einige Zeit möglich, doch kann der erreichte Grad auch wieder verloren werden.
Hellsicht tritt nur dann auf, wenn wir unseren Geist einschlägig ausbilden und unser Handeln darauf ausrichten, die entsprechenden, blockierenden Karmas zu beseitigen. Die Entwicklung unseres Gespürs für Wachstum (samyag darshana) läßt uns erkennen, durch welche Aktivitäten wir Hellsicht und Telepathie in uns hervorrufen können.
Da auch devas und narakas Hellsicht dadurch erfahren, daß die entsprechenden Karmas in den latenten, inaktiven Zustand zurücktreten, wird hier besonders betont, daß Menschen und Tiere diese Fähigkeit nicht durch Geburt erhalten, sondern durch eigene Anstrengungen herbeiführen müssen.
Hellsicht und Telepathie treten in sechs verschiedenen Graden auf:
- Begleitende Hellsicht (anugami)
verläßt ein Wesen nicht,wenn es sich von einem Ort zum anderen bewegt, und wird selbst in anderen Inkarnationen nicht mehr verloren.
- Flüchtige Hellsicht (ananugami)
geht verloren, wenn Ort oder Umstände sich ändern.
- Zunehmende Hellsicht (vardhamana)
erkennt in zunehmendem Maße immer umfassendere Bereiche.
Sie entwickelt sich von ihrem ursprünglichen Zustand aus in demselben Maße, in dem auch unser Gespür für Wachstum (samyag darshana) zunimmt.
Das Wachstum dieser Art Hellsicht ist nicht begrenzt.
- Abnehmende Hellsicht (hiyamand)
nimmt in demselben Maße ab, in dem auch unser Gespür für Wachstum (samyag darshana) schwindet.
Dabei werden die erkannten Bereiche immer weniger, bis fast keine Hellsicht mehr vorhanden ist.
- Beständige Hellsicht (avasthita)
hält den Grad, den sie bei ihrem Entstehen innehatte.
Ausmaß und Stabilität entsprechen dabei der Stabilität und Intensität unseres Gespürs für Wachstum.
- Unbeständige Hellsicht (anavasthita)
ist unstet wie die Wellen, die der Wind bewegt.
Sie nimmt in dem Maße zu oder ab, in dem auch unser Gespür für Wachstum zu-oder abnimmt.
Durch Hellsicht können wir auch falsche oder fehlerhafte Informationen aufnehmen.
In der letzten Verkörperung unmittelbar vor der Befreiung (moksa) treten die flüchtige, abnehmende und unbeständige Variante der Hellsicht nicht mehr auf.