Geheimnisse des Geistes: Der dritte Bereich des Bewusstseins - Gelassenheit

Veröffentlicht: 22.10.2012

  • Ein unruhiger Geist erzeugt Leid und Trübsal in einem Bewusstsein, das sich auf der Grundlage von Dualitäten entwickelt.
  • Daraus entstehen Spannungen, die sich in mentalen Problemen manifestieren. 
  • Ziel einer mentalen Therapie ist die Verringerung dieser Spannungen.
  • Dazu behandeln wir auf lange Sicht alle Inhalte des Bewusstseins gleichwertig und konzentrieren uns auf das Erwachen zum Selbst.
  • Ein sich auf der Grundlage von Dualitäten entwickelndes Bewusstein ist der Nährboden für reaktive Emotionen und Impulse.
  • Ein Bewusstsein, das sich nicht auf der Grundlage von Dualismen entwickelt hat, regt dazu an,
    • Kummer und Trübsal hervorrufenden Problemen aus dem Weg zu gehen
    • über die Sinne hinausgehend wahrzunehmen
    • die eigene Unabhängigkeit zu erfahren
  • Ein Bewusstsein, das frei von Dualitäten ist, wird Samayika genannt..
  • Ein von Dualitäten freies Bewusstsein führt zu:
    • Kontrolle mentaler Prozesse
    • Beendigung von Problemen
    • Anfang eines Lebens ohne Sorgen und Nöte

Wir können uns als Menschen glücklich schätzen, denn wir sind entwicklungsfähig. Wir haben das Potential zur Entwicklung eines an den Sinnen und am Geist orientierten Bewusstseins, sowie eines reinen Bewusstseins. Jedes Lebewesen hat ein an seinem Sinn oder an seinen Sinnen orientiertes Bewusstsein, doch nur der Mensch ist dazu fähig, dieses in beispielloser Weise zu entwickeln. So ist es auch mit dem am Geist orientierten Bewusstsein. Andere Lebewesen haben auch geistige Fähigkeiten, doch nur der Mensch kann sie in alle Richtungen entwickeln.

Erinnern, Denken und Vorstellen sind die Funktionen des Geistes, die Hinweise auf das große Potential unseres Verstandes geben. Unser Geist ist unser mächtigstes Organ, er hat schier unbegrenzte Möglichkeiten. Erinnern, Denken und Vorstellen sind nicht seine einzigen Fähigkeiten. Wir erkennen das darüber Hinausgehende nur, wenn es sich im Laufe eines geistigen Entwicklungsprozesses manifestiert. Solange wir uns auf Erinnern, Denken und Vorstellen beschränken, können wir die weiter reichenden Fähigkeiten nicht erkennen. Es ist, als hätten wir einen Kreis um den Geist gezogen, den wir nicht verlassen möchten. Doch wir können das Potential unseres Geistes erst einschätzen, wenn wir das tun. Wir können mit unserem Geist erkennen, was im Geist anderer vor sich geht und auch geistig auf sie einwirken. Ein geübter Geist kann geistige Objekte bewegen und umsetzen. 

Wie aktiviert man den Geist und trainiert ihn? Wir wollen versuchen, darauf eine Antwort zu finden. Die einzige Möglichkeit, den Geist zu aktivieren, besteht darin, die Orientierung im Leben zu ändern. Das ist nicht möglich, ohne den Atemprozess zu verändern. Unser Leben hängt vom Atem ab, der uns Prana zuführt. Wir leben, weil wir atmen. Deshalb wollen wir die Lampe des Lebens leuchten lassen. Es gibt Lichter, die über Jahrhunderte leuchten, während andere dies nur für eine begrenzte Zeit tun. Öllampen brennen für einige Stunden, doch wir Menschen haben Lampen, die nie verlöschen. 

Ein italienischer Bauer arbeitete einmal mit einem Spaten auf seinem Feld. Plötzlich blieb der Spaten im Boden stecken. Als der Bauer die Erde rund um den Spaten entfernte, erblickte er eine Tür. Als er die Tür aufgebrochen hatte, sah er dahinter ein Licht, das von einer ewigen Flamme kam. Es war kein Licht, das durch Zutun eines Menschen entstanden war, denn es kam von keiner Lampe.

Auch in uns brennt eine ewige Flamme, so wie in allen Lebewesen ewige Flammen brennen, die niemals gelöscht werden können. Einer der Energieträger dieser Flammen ist der Atem. Wer noch nicht die Wahrnehmung des Atems praktiziert hat, kann niemals die Energiezentren erreichen. Die Lichter sind die Energiezentren. Solange das Erinnern und die Denkprozesse anhalten, können diese Lichter nicht wahrgenommen werden. Es kann mit Sicherheit behauptet werden, dass die Flammen der Tirthankaras und Weisen, die in der spirituellen Praxis weit fortgeschritten waren, nur mit der im Atem enthaltenen Energie zum Leuchten gebracht wurden. Auch heute kann das erreicht werden. Kontrolle des Atems und die Richtung, die wir dem Atemprozess geben sind die Voraussetzungen für den Erfolg in der spirituellen Praxis.

Um die Kräfte des Geistes zu entwickeln, muss man die im Atem enthaltene Lebensenergie nutzen. Atem, Lebensenergie und Geist müssen ineinander verschmelzen. Sie bilden eine Kette. Wenn nur ein Glied der Kette bricht, ist der gesamte Prozess gestört. Wir können den Geist nicht direkt ergreifen, doch wir können die Lebensenergie durch den Atem und den Geist durch die Lebensenergie erreichen. Wenn es uns gelingt, die Kontrolle über die Lebensenergie zu erlangen, wird unsere Persönlichkeit transformiert, so dass wir die mentalen Prozesse kontrollieren können.

Ein von Dualitäten freies Bewusstsein ist die Voraussetzung für die Entwicklung unserer geistigen Kräfte. Der Zustand der Gelassenheit kann nicht ohne das erreicht werden, und ohne es wird selbst der kleine Teil, den wir geschafft haben, sich zurückbilden. Ein von Dualitäten freies Bewusstsein und geistige Weiterentwicklung sind untrennbar miteinander verbunden und können sich nur so entsprechend weiter entwickeln.

Samayika, das von Dualitäten freie Bewusstsein, ist der dritte Bewusstseinsbereich. Im menschlichen Leben gibt es fünf Dualitäten: Gewinn und Verlust, Freude und Schmerz, Leben und Tod, Lob und Tadel, Hochachtung und Geringschätzung. Spirituelle Praxis und Astrologie gründen sich auf diesen Konzepten von Dualität. Auch die Wissenschaft der Vorzeichen bezieht sich auf sie. Astrologen sagen Leben und Tod, Freud und Leid aufgrund der Konstellationen und Positionen der Planeten voraus. Das Ergebnis eines Menschenlebens hängt von diesen Paaren ab. Ein tiefgehendes Verständnis dafür löst die Dualitäten auf, die wir normalerweise im Leben erfahren, und unsere spirituellen Anstrengungen zeitigen immer vollkommenere Ergebnisse. 

Das Leben wird normalerweise von diesen widersprüchlichen Faktoren bestimmt. Es scheint dem Wesen des Geistes zu entsprechen, angesichts unvorteilhafter Umstände Kummer zu empfinden und Freude angesichts vorteilhafter. Leider sehen wir diese Erfahrung als im Wesen des menschlichen Lebens begründet. Wir wissen wenig darüber, dass es noch einen anderen Aspekt des Geistes gibt, der über das empirische Bewusstsein hinausreicht. Unser gesamtes Leben verläuft scheinbar innerhalb der Bereiche des Sinnes- und des Verstandesbewusstseins. Nur wenn wir diese Bereiche verlassen, kommt das spirituelle Leben hinzu. Nur dann erschließen wir uns den dritten Bereich des Bewusstseins. Alle Dualitäten enden hier. Hat das Selbst erst einmal diesen Bereich betreten, hören die erwähnten fünf Dualitäten auf zu existieren. Es ist ein Zustand der Klarheit, der heiteren Gelassenheit.

Quellen
Englischer Titel:
The Mysteries Of Mind Redaktion:
Muni Mahendra Kumar Herausgeber:
Jain Vishva Bharati Ladnun, India 2. Edition: 2002 Übertragung ins Deutsche:
2006 Carla Geerdes
2012 Überarbeitete Fassung
Carla Geerdes

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