Schwingungen von Prana und Karma entstehen durch unterschiedliche Einwirkungen von außen, beispielsweise durch Denken oder durch die Erinnerung.
Dazu erzählt man sich die folgende Anekdote:
Eine alte Dame servierte ihren Besuchern Buttermilch. Nachdem die vier Männer wieder gegangen waren, schaute die alte Dame zufällig in den Topf, aus dem sie die Buttermilch eingeschenkt hatte, und erblickte am Boden des leeren Gefäßes eine tote Schlange. Sie nahm an, ihre Gäste vergiftet zu haben und diese tot seien.
Monate später kamen die vier auf ihrem Weg wieder bei der alten Dame vorbei. Sie war überrascht, sie lebendig vor ihrer Tür stehen zu sehen und erzählte ihnen von der toten Schlange in dem leeren Buttermilchtopf. Nachdem sie das vernommen hatten, erinnerten sich die Besucher an die Buttermilch und fühlten sich, als hätten sie die vergiftete Buttermilch gerade eben erst getrunken und starben vor Angst. Nicht das Gift, sondern die Erinnerung daran hatte sie umgebracht.
Denken, Erinnern und Vorstellen erzeugt sowohl angenehme, als auch unangenehme Schwingungen. Devotionale Kulte und das Rezitieren eines Mantra gründen sich auf der Annahme, dass man mittels bestimmter Körperhaltungen oder durch Rezitieren von Formeln erwünschte Schwingungen erzeugen kann. Lautloses Rezitieren (Maun Japa), Kontemplationen über die Vitalenergie in Verbindung mit sehr subtiler Rezitation (Prana Japa), Wiederholung des Rhythmus der Vitalenergie zielen darauf ab, sowohl grobe, als auch subtile Schwingungen zu erzeugen.
Die Grundlage jeder magischen Beschwörungsform ist die Lehre von den Schwingungen.
Die Urheber dieser Beschwörungen wussten, welche Schwingung zu welchem Zweck erzeugt werden mussten. Die Entwicklung der Struktur des Nachschlagewerkes über magische Beschwörungen zu bestimmten Zwecken (Mantra Shastra) beruht auf der Lehre von den Schwingungen. Hunderte von Büchern befassen sich mit diesem Thema.
Zettel, sogar ganze Sammlungen magischer Beschwörungen wurden zur Heilung von physischen und psychischen Leiden aller Art eingesetzt, woraus im Laufe der Zeit ein ganzes System von Heilformeln entstand. Man ging davon aus, dass magische Beschwörungen die Energie des Körpers steigern, finanziellen Gewinn bringen, drohenden Schaden abwenden, sowohl Freude, als auch Leid hervorrufen können. Schwingungen des Schalls können den Ablauf von Naturereignissen beeinflussen. Persönliche Erlebnisse erzeugen ihre Vibrationen in uns selbst. Auch Meditation erzeugt Schwingungen spezieller Art.
Es gab genauso viele Methoden, welche die aus den Wirkungen von Handlungen resultierenden Einflüsse (Samvara) beenden konnten, wie es Einflüsse selbst (Asrava) gab; ebenso viele Methoden zur Lösung von Bindungen wie Bindungen selbst und so viele Heilmittel wie Leiden, wodurch auch in Indien verschiedene devotionale Kulte in Mode kamen.
Welchen Weg man auch immer einschlug, es ging nur darum, Schwingungen zu erzeugen, die imstande waren, ungünstige Vibrationen zu beenden.
Durch sorgfältiges Studium spezifischer Schwingungen wurden entsprechende Theorien entwickelt. Eine davon ist die Theorie polarer Erscheinungsformen (das Eine existiert nicht ohne das Andere). Die hieraus entwickelte Methode der Bhavana zeigt, wie man jede Schwingung durch Erzeugen der entsprechenden Gegenschwingung auslöschen kann.
Ruhe ist die Gegenschwingung zu Ärger, Demut diejenige zu Stolz, Aufrichtigkeit die zu Falschheit, Zufriedenheit die zu Gier. Durch Bhavanas erzeugt man Schwingungen, mit denen auf den spezifisch gegenpoligen feinstofflichen Schwingungsbereich eingewirkt werden kann.
In diesem Zusammenhang könnte die Frage gestellt werden, warum man nicht die Gegenschwingung zu Hunger erzeugt, um den Hunger zu stillen. Das erscheint erst einmal ziemlich natürlich und logisch. Bhavana könnte so vielleicht eine wichtige Rolle dabei spielen, uns vom Hunger zu befreien. Doch Gegenschwingungen auf der feinstofflichen Ebene des Bewusstseins können auf nichts anderes als auf ihr polar bedingtes Gegenteil einwirken.
Die Theorie der polar bezogenen Gegenschwingungen entstand aus der spirituellen Praxis, sich Schwingungsobjekte der eigenen Innenwelt und ihr Umfeld zu vergegenwärtigen, sie direkt wahrzunehmen. Wird ein polares Objekt wahrgenommen, enthüllt sich sein Gegenpol in der Folge und kann ebenso vergegenwärtigt werden.
Aus der Wahrnehmung beider kann ihr Schwingungsverhältnis als gegenpolig erfahren und eins gegen das andere angewendet werden.
Mit Verlangen verbundene Schwingungen sind sexuelle Schwingungen; sie können durch Gegenschwingungen überwunden werden. Manche Schwingungen sind mit der durch äußere Objekte vermittelten Freude verbunden, andere mit der von innen kommenden spirituellen Freude. Sobald die im Gehirn befindliche elektrische Energie abwärts strömt, erzeugt sie sexuelle Schwingungen. Wohlbefinden auf der Grundlage von Schwingungen entsteht nicht durch physische Objekte der Außenwelt, sondern durch Schwingungen in unserem Inneren. Diese Schwingungen kann man auch künstlich erzeugen, ohne dass dadurch ihre Qualität beeinträchtigt wird.
Die zu den Sexualzentren abwärts fließende Energie erzeugt Wohlbefinden auslösende sexuelle Schwingungen. Mithilfe ihrer Gegenschwingungen werden die abwärts gerichteten Energieströme nach oben gelenkt. Dazu braucht es viel Beherrschung. Die Elektrizität im Gehirn ist positiv, während diejenige in den Sexualzentren negativ ist. Fließt die Energie bis zum höchsten Punkt des Schädels aufwärts, erzeugt sie dieselben Schwingungen wie das Selbst. Diese erfüllen uns mit nie gekannter Freude, die mit der aus sexuellen Schwingungen generierten Freude nicht zu vergleichen ist. Man bleibt über einen langen Zeitraum selbst-versunken und fühlt sich auch nicht deprimiert, wenn diese spirituelle Erfahrung vorbei ist. Man fühlt sich anhaltend beflügelt und gewinnt an Stärke.
Oft wurde ich gefragt, was wahre Freude ist. Sie ist die vertikale Fusion von positiver und negativer polarer Energie. Spirituelle Freude entsteht durch diese Fusion zwischen der positiven Energie des Gehirns mit der negativen Energie der Sexualzentren.