Wir glauben, dass unser Körper massiv ist. Jedes massive Objekt, dass über dem Boden schwebt, lässt uns staunen, doch wenn wir die massiv erscheinenden Objekte näher betrachten, stellen wir fest, dass sie nicht wirklich massiv sind. Hitze und Kälte könnten einem massiven Körper nichts anhaben. Ein massiver Körper schwitzt auch nicht. Das gesamte Universum, ganz zu schweigen vom Körper eines Menschen, hätte zusammengepresst in einem kleinen Ball Platz. Es gibt nur sehr wenige tatsächlich massive Dinge auf der Welt. Unsere Körper bestehen aus unzähligen Atomen. Zwischen den Atomen ist sehr viel leerer Raum.
In der Wahrnehmungsmeditation erfahren wir das. Wenn sich die Ergebnisse unserer meditativen Übungen konsolidiert haben, erkennen wir, dass der menschliche Körper keineswegs massiv ist. Er ist wie Baumwolle oder Meerschaum. Sobald wir anfangen uns in der Wahrnehmungsmeditation auf eine einzelne Körperzelle zu konzentrieren, erkennen wir, dass die Vorstellung, der Körper sei massiv, falsch ist. Sobald wir substanzielle Fortschritte in unseren Übungen machen, brechen Massivität und Identität des Körpers auf, denn diese Übungen machen den Körper so leicht, dass er vom Boden, auf dem wir sitzen, abhebt. Kein Wunder.
Es gibt acht Arten der Empfindung:
- kalt - warm
- sanft – rau,
- leicht – schwer
- hart – weich
Davon sind sanft – rau und kalt – warm grundlegende Empfindungen.
Die übrigen vier werden durch Kombinationen erzeugt. Leichtigkeit und Schwere sind nicht die wesentlichen Charakteristika eines Objektes. Sie sind Produkte physikalischer Kombinationen.
Grobe Kombinationen von Atomen und unsere Erfahrung damit produzieren die Empfindungen von Leichtigkeit und Schwere. Werden diese Kombinationen verändert, verschwinden Leichtigkeit und Schwere.
Größe oder Winzigkeit oder Leichtigkeit oder Schwere sind keine grundlegenden Charakteristika physikalischer Objekte. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn ein Objekt in der Luft schwebt.
Magier produzieren verschiedene Arten von Wundern. Sie erscheinen aber nur denen als Wunder, welche die Kunst der Magie nicht kennen. Selbst Durchschnittsmenschen, welche einige Regeln der magischen Kunst beherrschen, können diese sogenannten Wunder vollbringen.
Schreibt man mit einer speziellen chemischen Flüssigkeit auf ein weißes Blatt Papier, ist das Geschriebene nicht sichtbar. Doch sobald man das Papier in Wasser taucht, wird alles sichtbar. Das mag wie ein Wunder erscheinen, doch wer die Spielregeln kennt, durchschaut es.
Das erste Entfachen eines Feuers in der Vorzeit muss wie ein Wunder erschienen sein. Die Menschen, die davor standen, mögen gestaunt haben, wie Licht und Hitze in das Feuer kommen. Ihnen mag Entfachen und Auslöschen eines Feuers wie ein Wunder erschienen sein. Für uns jedoch ist es das nicht mehr.
Die Meditation vollbringt keine Wunder, die spirituelle Praxis auch nicht. Die Arbeit mit dem Selbst ist keine magische Praktik, sie geschieht im Einklang mit den Naturgesetzen. Wer das Wesen der Seele, der körperlichen Energie und die Methode der spirituellen Praxis versteht, weiß, wie die Natur durch sie wirkt. Doch der Durchschnittsmensch kennt die Gesetze der Natur nicht, weshalb sie ihm wie Wunder erscheinen.
Yoga ist kein Wunder, sondern ein rationaler, einfacher spiritueller Prozess. Es ist nichts über- oder unnatürliches damit verbunden. Jeder hat eine Zunge, kann sprechen und hat einen Körper, den er benutzt. Der Praktizierende muss die Ursache für das Schlummern seiner Energien erkennen lernen und sich um das Wissen bemühen, wie man sie aktivieren und andererseits ineffektive Vorgänge außer Kraft setzen kann.
Der menschliche Körper ist sehr nützlich. Doch es ist wichtig, dass sich der Yoga-Praktizierende nicht ausschließlich auf den Körper bezieht, denn eines Tages muss er ihn verlassen. Deshalb braucht man Ausgewogenheit im Gebrauch des Körpers und der Tatsache, dass man ihn eines Tages verlassen muss.
Man muss sowohl sprechen, als auch schweigen können. In der spirituellen Übung muss man den Ausgleich zwischen beidem herstellen. Das gilt auch für den Geist und das Denken. Yoga ist das Herstellen der Balance. Diese Balance entfacht die Energie und stoppt ihre unnötige Verschwendung. Das Nicht-Handeln beendet das Verschwenden der Energie und führt gleichzeitig zu ihrer Vermehrung.
Das Erwecken der Energie bedeutet zweierlei:
- Angemessener Umgang mit den subtilen eigenen Kräften
- Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Quellen dieser Energien halten