Geheimnisse des Geistes: Erweckung der Energie - Ziel und Zweck (3)

Veröffentlicht: 27.09.2012

Yoga-Lehrmeister haben herausgefunden, dass man durch Kontrolle des Atems die Instabilität des Geistes meistern kann. Wir atmen ein und aus. Der Atem ist ein Wanderer zwischen innen und außen. Unsere Übung besteht nun darin, den Geist auf das Verfolgen des Atems zu fixieren und ihn fortwährend auf den Vorgang des Ein- und Ausatmens zu konzentrieren. So wird der Geist dazu gebracht, unsere Innenwelt bewusst zu betreten, was den Anfang des spirituellen Weges kennzeichnet. Somit wird der Atem das Tor zum Selbst.

Um nun unseren Körper zu energetisieren ist es wichtig zu verstehen, dass jedes materielle Objekt, sei es groß oder klein, Energie enthält. Es gibt keine Substanz ohne Energie, und ohne Vorhandensein von Energie gibt es auch keine Substanz.

Philosophen haben das Wesen des Existenten (Sat) und des Nichtexistenten (Asat) erörtert. Sat ist aktiv, Asat nicht. Es gibt zwei Begriffe, die das verdeutlichen: Eine Blüte am Baum (Vrksa-Kusuma) und eine Blüte im Äther, dem Medium des immateriellen Raumes (Akasha-Kusuma). Ersteres ist ein reales Objekt, während das zweite nur in der Vorstellung existiert. Die Blüte am Baum ist real, weil sie aktiv ist, während die Blüte im Äther nicht real ist, weil sie keine eigene Aktivität hat. Ein aktives Objekt hat Energie, während ein inaktives keine hat. Energie ist das Charakteristikum von Sat. 

Ist Energie auch das Charakteristikum eines Lebewesens? Wir bezeichnen etwas, das sowohl Energie, als auch Bewusstsein hat, als Lebewesen. Atome haben auch Energie, aber kein Bewusstsein. Die Seele hat beides, Energie und Bewusstsein. Wir Menschen vereinen also beides in uns. Unsere Gefühle sind die Konsequenz daraus, dass wir Bewusstsein haben. Ein Atom hat soviel Energie, dass es, wenn es geteilt wird, das gesamte Universum zu Asche verbrennen kann. Die Seele dagegen hat unbegrenzte Energie. Sie hat eine unbegrenzt größere Konzentration von Energie als ein Atom.

Ebenfalls unbegrenzt ist das Bewusstsein. Der Mensch hat eine Kombination von beidem. Der Mensch kann mit seinem phantastischen Energiepotenzial Wunder wirken, ganz zu schweigen von einer wahrhaftigen und religiösen Lebensführung oder der Kontrolle des Geistes, welches die Voraussetzungen für spirituelle Betätigung sind.

Unsere spirituelle Praxis zielt eben weder auf die Kontrolle des Geistes im Sinne einer Gefangennahme, noch darauf, sich von seiner ununterbrochenen Aktivität zu befreien, indem wir ihn vollständig leer zu machen versuchen.

Lebewesen teilen wir in zwei Kategorien ein, solche, die einen Geist haben, und solche, die keinen haben. Erstere haben kognitive Fähigkeiten, letztere nicht. Der Mensch hat einen hoch entwickelten Geist, der ihn zu Erkenntnis befähigt. So erreicht er manchmal einen Zustand, in dem er weder Erkenntnisvermögen, noch Nicht-Erkenntnisvermögen zur Verfügung hat. Dieser Zustand folgt gewöhnlich einem Ausbruch von Energie oder wird auch als „durch Energie zustande gekommen“ bezeichnet.

Die Energie entwickelt sich in dem Maße, in dem wir uns darum bemühen. Jede spirituelle Betätigung zielt auf Gewinnung von Energie und Erweiterung des Bewussteins des Praktizierenden. Solange eine Giftschlange friedlich da liegt, hat niemand Angst vor ihr. Doch wenn sie aufwacht und erregt wird, lädt sich die ganze Atmosphäre mit Angst auf. Bricht Feuer aus, ist jeder alarmiert.

Schlummernde Energie ist wie ein ausgehendes Feuer. Wird sie von dem Aspiranten aktiviert, leuchtet er wie loderndes Feuer und fängt an auf spezielle Weise zu leben. Das Aktivieren der Energie vermittelt uns außergewöhnliche Erfahrungen. Potentielle Leiden werden durch das Erwecken der Energie in der Meditation manifest. Ist die Energie geweckt, ist es sehr schwer sie zu kontrollieren.

Jemand kam zu mir und erzählte, dass er ein Buch von mir gelesen hat und intensiv rezitative und andere Meditation praktiziert. Im Laufe seiner Übungen begann er unter Unrast und dem Gefühl zu leiden, dass er den Verstand verliere. Doch da er sehr gerne meditierte, hatte er Schwierigkeiten das Meditieren aufzugeben. Ihn plagte die in ihm erwachte Energie, er konnte sie kaum mehr bändigen. Er hatte Recht, eines Tages würde er den Verstand verlieren. Diesen Zustand möchte ich anhand von drei Phasen erörtern.

Die erste Phase ist das Aktivieren der Energie. Es ist ratsam in dieser Phase, den Rat eines Experten einzuholen, anderenfalls können sich die Konsequenzen daraus gefährlich auswirken.

Die zweite Phase besteht in der Meisterung der erweckten Energie. Dazu muss die Übung dem Wesen des Praktizierenden entsprechend abgestimmt werden.

Die dritte Phase besteht in der Verwendung der erweckten Energie. Daraus ergeben sich einige Konsequenzen. Manchmal führt die Erweckung der Energie den Praktizierenden in die Irre. Er ist von den Wundern der spirituellen Praxis fasziniert und verliert sein Ziel aus den Augen. Manchmal entwickelt er einander widerstrebende Gefühle und Haltungen aufgrund der bis dahin ungekannten Erfahrungen in der Meditation und verliert Inspiration und Enthusiasmus. 

Oft werden die Meditierenden nach den Wundern gefragt, die sie während ihrer Übungen gesehen haben. Davor kann ich nur warnen, so etwas wie Wunder gibt es nicht. Davon zu sprechen ist eine Art von Betrug. Was auch immer sich während der Meditation ereignet, unterliegt den Naturgesetzen. Wer sie nicht kennt, ordnet die Geschehnisse mysteriösen Kräften zu, die Wunder vollbringen. Was auch immer sich während der spirituellen Praxis ereignet, geschieht auf natürliche Weise im Rahmen der Nathurgesetze, auch, wenn wir die der inneren Welt noch nicht verstehen.

Quellen
Englischer Titel:
The Mysteries Of Mind Redaktion:
Muni Mahendra Kumar Herausgeber:
Jain Vishva Bharati Ladnun, India 2. Edition: 2002 Übertragung ins Deutsche:
2006 Carla Geerdes
2012 Überarbeitete Fassung
Carla Geerdes

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