Die Philosophen konnten sich nicht über die Existenz dessen einigen, was zu subtil und damit für die Sinnesorgane nicht erfassbar ist. Also entstanden zwei einander widersprechende Auffassungen:
- Was erkannt werden kann, liegt innerhalb der Reichweite der Sinnesorgane
- Was nicht erkannt werden kann, liegt außerhalb der Reichweite der Sinnesorgane
Ersteres können wir mithilfe der Sinnesorgane erkennen, das zweite muss unerkannt bleiben, weil wir über kein Mittel verfügen, mit dem wir es erkennen können.
Gegner dieser Ansicht vertreten die Auffassung, dass etwas, das nicht mithilfe der Sinnesorgane erkannt werden kann, mit anderen Mitteln erkannt werden kann, weshalb es falsch ist, es als nicht erkennbar zu bezeichnen. Wir können es nur erkennen, wenn wir uns nicht der Sinnesorgane bedienen, um es zu erkennen.
Mit logischen Erörterungen und Argumenten kommen wir hier nicht weiter. Dennoch ist es angebracht zu fragen, wie das, was wir nicht mit den Sinnesorganen, logischem Denken und Argumenten erfassen können, zum Subjekt von Erkenntnis werden kann.
Die Antwort darauf ist, dass die Existenz des bis dahin Unerkannten durch die Aussage derer anerkannt werden kann, die durch übersinnliche Vision und Einsicht das Unerkannte erkennen konnten. Derartige Seher haben die Wahrheit erkannt, und wir können sie in dem erkennen, was sie sagen.
Nicht alle Wahrheiten der physischen Welt können wir mit den Sinnesorganen erfassen. Wissenschaftler haben Tausende feiner Instrumente entwickelt, mit denen wir über das Grobstoffliche hinaus das Subtile erkennen können.
Mit unseren physischen Augen können wir nicht in das Innere des Körpers sehen, das können wir nur mit Röntgenstrahlen, einem Instrument, das uns ein Spektrum außerhalb unserer Sinnesorgane erschließt. Andere Instrumente können andere Schwingungsspektren für unsere Sinne übersetzen und enthüllen uns zB. das Wirbeln winzigster Atome in den Tiefen des Körpers.
Der menschliche Körper ist zweifelsohne eine grobe Entität, doch in seinem Inneren leben wundervoll subtile Elemente. Das menschliche Gehirn nimmt nur zwei Prozent des gesamten Körpers ein, es enthält Milliarden unabhängiger Entitäten, die Neuronen. Jedes arbeitet auf seine Weise und generiert Energie. Alte Zellen sterben ab, neue werden ständig geboren. Jede Zelle trägt in sich Spuren ihrer vergangenen Existenzen. Diese Spuren werden in den Zellen durch den feinstofflichen Körper reflektiert.
Der menschliche Körper enthält ein gewaltiges Netzwerk erkenntnisfähigen Gewebes. Wäre es über die Erde verteilt, nähme es eine Fläche von ca. 200 Mrd. ha ein. Die Erde, auf der wir leben, hat nur eine Fläche von ca. 50 Mrd. ha. Das erkenntnisfähige Gewebe ist viermal größer als die Erde und ist auch ein Netzwerk elektrischer Steuerungsprozesse.
Die Struktur des menschlichen Körpers ist grobstofflich. Unser Wissen über ihn bleibt begrenzt. Über seine Subtilität sind wir uns noch immer nicht im klaren.
Den feinstofflichen Körper können wir ohne gründliche Kenntnis des grobstofflichen Körpers nicht erkennen. Wenn wir den feinstofflichen Körper nicht erkennen, können wir auch die Seele nicht erkennen.
Unser Ziel in der spirituellen Praxis ist die Erweckung der schlummernden Energie und die Aktivierung unserer physischen, mentalen und spirituellen Energiequellen.
Zuerst müssen wir uns mit dem feinstofflichen Körper vertraut machen, anderenfalls können wir über diese Energien nicht verfügen. Um die feinstoffliche Welt zu erkennen, müssen wir erst die grobstoffliche gut kennen. Dabei gehen wir vom Groben zum Feinen.
Wir unterstützen den Meditationsprozess durch die Wahrnehmung des Atems. Das ist der erste Schritt. Die Reise vom Groben zum Feinen beginnt mit diesem Schritt. Wir nehmen wahr, wie wir ein- und ausatmen. Nichts anderes bringt uns mit der somatischen und der extra-somatischen Welt in Verbindung.
Der Verstand repräsentiert ein komplexes Problem. Es ist so subtil, dass er uns keinerlei Unterstützung bieten kann. Tatsächlich müssen wir uns um den Verstand kümmern, statt dass er sich um uns kümmert.
Der Verstand ist wie der Junge aus der bekannten Geschichte, der eine Haarsträhne am Kopf seines Schattens zu ergreifen versuchte. Während er spielte, sah er seinen Schatten vor sich. Er rannte ihm nach, um eine Strähne seines Haares zu ergreifen. Je mehr er sich in Richtung des Schattens bewegte, desto weiter entfernte sich dieser von ihm. Er kriegte die Haarsträhne nicht zu fassen. Erst als er nach geraumer Zeit seine Hand zum Hinterkopf führte, hielt er die Haarsträhne des Schattenbildes in der Hand.
Der Verstand ist wie die Haarsträhne des Schattens. Je mehr wir versuchen ihn zu kontrollieren, desto mehr entgleitet er uns. Wenn wir die mentalen Prozesse zu stoppen versuchen, werden sie aktiver. Je mehr wir sie zu kontrollieren versuchen, desto mehr entziehen sie sich unserer Kontrolle. Tausende sind damit gescheitert, ihren Verstand kontrollieren zu wollen. Wegen dieses Scheiterns haben sie die Vorstellung aufgegeben, den Verstand kontrollieren zu können. Selbst die Psychologen sind der Meinung, dass der Verstand nicht länger als fünf Minuten stabilisiert und ruhig gestellt werden kann.