Geheimnisse des Geistes: Spirituelle Freude (3)

Veröffentlicht: 19.09.2012

Im Körper des Menschen ist das Nervensystem Träger von Wissen und Bewusstsein, es manifestiert sich hauptsächlich im Bereich zwischen Steißbein und Gehirn.

Chitta, Geist, Sinnesorgane mit Gefühlen und gegensätzlichen Regungen, Weisheit, etc. - all das findet in diesem Bereich seinen Ausdruck. Energien werden hier gespeichert, und hier befindet sich auch das Zentrum der sensorischen und motorischen Nervenfasern.

Der Mensch weiß von Natur her nur, wie er seine Energie abwärts leiten kann. Er weiß nicht, wie sie nach oben geführt werden können. Der vom Gehirn aus abwärts gerichtete Energiefluss ist Voraussetzung für den Eintritt des Menschen in die materielle Welt. Von den Sexualzentren aufwärts geleitete Energie ist aber Voraussetzung für den Eintritt des Menschen in die Welt des Geistes.

Ersteres gibt uns eine Kostprobe von den materiellen Freuden, wohingegen das zweite uns eine Kostprobe von der spirituellen Freude gibt. Die Richtung des Energieflusses konditioniert die Gefühle.

Der aufwärts gerichtete Energiefluss wurde auch als inneres Sexualvergnügen oder Liebe des Selbst oder Verkehr mit der Seele bezeichnet. Man kann sich allerdings fragen, ob Verkehr mit der Seele überhaupt möglich ist, da sie keine materielle Einheit und unsichtbar ist. Die Antwort lautet, dass es ein Zentrum im Körper gibt, wo der Verkehr mit der Seele möglich ist.

Es heißt, dass der Verlust eines Samentropfens (Bindu Virva) eine Einladung an den Tod ist, wobei der Samen (Sukra oder Virva) als 7. der 7 Körpersubstanzen gilt. Bindu ist die Vitalkraft des Gehirns und befindet sich im obersten, dem Sahasrara Chakra. Wenn die Vitalenergie in diesen Bereich gelangt, kommt der Verkehr mit der Seele zustande.

Die Behauptung, dass der Verlust eines Tropfens Virva den Tod bedeutet und seine Zurückhaltung das Leben erhält, scheint dennoch korrekt. Die Vitalkraft verursacht in ihrem abwärts gerichteten Verlauf den Tod und bringt das ewige Leben, wenn sie aufwärts strömt. Der aufsteigende Weg ist der Weg des Fortschreitens der Seele. Dieses Aufsteigen wird aufgehalten, wenn die Vitalkraft in den unteren Bereichen des Körpers gehalten und gelebt wird.

Die Vorstellung von den spirituellen Entwicklungsstufen der Seele, Gunasthanas, bezieht das Aufwärtsströmen der Lebensenergie ein. Strömt die Vitalkraft abwärts, bleibt der Mensch auf die erste, zweite und dritte Gunasthana beschränkt. Erst mit der 4. Gunasthana beginnt die Energie aufzusteigen. Sie bewegt sich durch den Kanal der Wirbelsäule, Shushumna, zum Zentrum des Gehirns und erreicht das Stadium des reinen Wissens und der Selbstverwirklichung. Sowohl der Weg zum reinen Wissen, als auch die Reise dahin ist kurz.

Dieser Teil der Reise geht nur noch aufwärts.

Diese aufsteigende Reise benötigt die Unterstützung des Sraddha, ein Zustand ungeheuren Durstes, der entsteht, wenn das Bewusstsein in das Sahasrara Chakra strömt und von den ungeheuerlich großen Bereichen des unbewussten Geistes aufgesogen wird.

Der spirituelle Aspirant, Upasak, ist jemand, der mit Mark und Bein (Asthi, Knochen und Wirbelsäule) in der Religion aufgeht. Deren Wesen liegt darin, dass Sraddha (der große Durstzustand) in Gehirn und Wirbelsäule gelangt, sich dort festsetzt und mit dem Unbewussten verbindet, um Früchte zu tragen. Dies kommt nicht zustande, wenn Sinnen und Trachten von Sraddha seine Richtung ändert.

Ein Mann verliebte sich in eine Frau und verabreichte ihr ein magisches Kraut mit dem Ergebnis, dass sie sich in ihn verliebte. Sie verlor das Interesse an allem anderen und wurde ganz verrückt nach ihm. Ihre Familie war darüber sehr bestürzt. Sie rief einen Zauberer, der sagte, dass die Leidenschaft für ihren Geliebten in der Frau so stark verwurzelt ist, dass sie von ihr besessen sein werde, solange sie nicht ausgerottet ist.

Es ist nicht einfach von Begierden abzulassen, die im Unbewussten eingeschlossen sind. Der Shushumna Kanal und das Sahasrara Chakra sind zwei sehr mächtige Zentren im Körper. Ist die Gewissheit ins Unbewusste gelangt, dass spirituelle Freuden die höchsten Freuden sind, manifestieren sich die Schwingungen der Seele in einer Flut super-positiver Energien.

Lord Mahavira wurde einmal gefragt, was wir durch religiösen Glauben erreichen. Seine Antwort lautete, dass religiöser Glaube jede Art von Neugierde beendet. Wo spirituelle Vibrationen beginnen, endet die Neugierde auf materielle Vibrationen. Es gibt eine Methode, mit der man die Neugierde bezüglich der Sexualzentren stoppen kann: Man lässt die in den Sexualzentren angesammelte Energie aufsteigen. Dazu entspannt man die Nerven im unteren Körperbereich und drückt die Energien nach oben. Nach 15 bis 30 Minuten entstehen Schwingungen, die spirituelle Freude hervorrufen.

Die Elektrizität der Zunge ist negativ, die des Kopfes positiv. Drückt man mit der Zunge gegen den Gaumen, empfindet man ein bisher unbekanntes Vergnügen. Das ruft den Zustand hervor, in dem man im Selbst aufgeht.

Bhavana sowie das Verschmelzen von positiv und negativ geladener Energie erzeugen spirituelle Vibrationen. Materielle Vibrationen werden in dem Maße schwächer, in dem die spirituellen zunehmen. Das ist eine höchst wertvolle Erfahrung.

Was hier erörtert wurde, beruht nicht auf Argumenten, sondern auf Erfahrung. Das reine Verstehen, so tief es auch gehen mag, bringt einem nicht die Tiefe der Erfahrung. Man muss es selbst praktizieren, um diese Erfahrungen machen zu können. Die angeführten Übungen sind mit Schwierigkeiten verbunden. Es mag Zeiten geben, in denen die Entwicklung nicht weiterzugehen scheint. Wie auch immer, es gibt nur einen Weg zum Ziel.

Alle materiellen Freuden zusammen können nicht mit den Freuden der spirituellen Welt mithalten. Das Reden über die Freuden der spirituellen Welt mag sowohl attraktiv sein, als auch im Zuhörer Zweifel und Misstrauen erzeugen, so dass man eine Alternative gegen die andere abzuwägen beginnt. Doch die Sprache ist selbst dann ein unvollkommenes, Zweifel hervorrufendes Medium, wenn sie von einem Menschen mit vollendetem Wissen oder sogar einem Tirthankara verwendet wird. Der Testboden für beides - Glaube und Skepsis - ist die Erfahrung. Es gibt keinen anderen.

Ziel der spirituellen Praxis ist es, selbst die erörterten Schwingungen wahrzunehmen und zu der Einsicht zu gelangen, dass spirituelle Freuden nicht von Objekten außerhalb der Seele abhängig sind.

Die Wahrheiten der Seele beinhalten auch die Wahrheiten des Körpers.

Quellen
Englischer Titel:
The Mysteries Of Mind Redaktion:
Muni Mahendra Kumar Herausgeber:
Jain Vishva Bharati Ladnun, India 2. Edition: 2002 Übertragung ins Deutsche:
2006 Carla Geerdes
2012 Überarbeitete Fassung
Carla Geerdes

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