Die Route für unsere Reise finden wir im Körper. Dort sind zwei Zentren in diesem Zusammenhang interessant. Eines wird als Zentrum des Bewusstseins bezeichnet, das andere als Zentrum der Sexualenergie. Ersteres befindet sich zwischen Bauchnabel und Kopf, das andere unterhalb des Nabels. Auf diese beiden Zentren konzentriert sich unser Bewusstsein und erzeugt einen gewaltigen Energiestrom. Die Hauptquelle dieses Energiestroms ist das Sexualzentrum unterhalb des Nabels. Hier verdichten sich Bewusstsein und Energie im Nervengeflecht der Organe.
Oberhalb des Nabels wird weniger Energie erzeugt, denn der zeitgenössische Mensch interessiert sich mehr für das Zentrum der Sexualenergie als für das Zentrum des Bewusstseins. Sein Bewusstsein und seine gesamte Energie konzentrieren sich deshalb auf das Zentrum unterhalb des Nabels. Psychologische Forschungen haben ergeben, dass der Sexualinstinkt im Menschen mehr Spannungen als jeder andere Instinkt erzeugt, Emotionen wie Furcht, Zorn und Neid bewirken seltener Spannungen. Durch den Sexualinstinkt erzeugte Spannungen sind zudem nur schwer zu ertragen und wurzeln sehr tief.
Jeder unserer Instinkte hat seine Basis im grobstofflichen Körper. Man kann durchaus davon ausgehen, dass die 3 AdharmaLeshyas, Krishna Leshya, Neel Leshya und Kapot Leshya, durch die Aktivitäten des Bewusstseins unterhalb des Nabels entstehen und sich zwischen dem Zwerchfell und dem Sexualzentrum manifestieren. In der Adharma Meditation wird über das Zwerchfell und das Sexualzentrum meditiert. Diese Meditation unterstützt Vorlieben und Abneigungen sowie das Generieren von Emotionen wie Grausamkeit, Neid und Hass.
Unsere Lebensenergie manifest sich auf verschiedene Weise. Verbindet sie sich mit den Sinnesorganen, benutzt sie deren 5 Pranas dazu, sich in Form von Empfindungen, Geschmack, Geruch, Bildern und Klängen zu manifestieren und auszudrücken. Verbindet sie sich mit dem Geist, manifestiert sie sich in Willensstärke und drückt sich durch den Körper und die Sprache aus. Auf diese Weise kann die Lebensenergie wie die Zuflüsse eines Stromes in 10 Kategorien eingeteilt werden. Sie aktiviert unter anderem den Atem und sorgt für ein langes Leben.
Verbindet sich die Lebensenergie hingegen mit dem Sexualzentrum, wird dieses zum Mittelpunkt der menschlichen Existenz, seines Körpers und seines Bewusstseins. Die sich im Sexualzentrum manifestierenden Gedanken werden von Krishna Lshya, Neel Leshya und Kapot Leshya geprägt. Sie drücken sich durch die Unfähigkeit aus, die Wahrnehmungen der Sinnesorgane zu meistern.
Die Entdeckungen der Jain Denker in bezug auf die 6 Färbungen der Seele wurden von den Philosophen des Hatha Yoga als Chakra bezeichnet, die alle (grobstofflich gesehen) aus einem Geflecht von Nerven und Drüsen bestehen. Beide Richtungen haben ihre Definitionen ihrer Struktur angepasst. Außer in der Definition gibt es zwischen diesen beiden Richtungen keine grundlegenden Unterschiede.
Im Hatha Yoga geht man von 3 Chakren in der oberen und von 3 in der unteren Körperpartie aus. Muladhara, Svadhistana und Manipura Chakra liegen unterhalb des Herzens, Anahata, Ajna und Sahasrara Chakra oberhalb.
Ist das Muladhara Chakra aktiv, produziert es Erregung, ist das Svadhisthana Chakra aktiv, produziert es sexuelle Erregung, ist das Manipura Chakra aktiv, produziert es Emotionen wie Neid, Hass und Grausamkeit. Das entspricht den 3 unheilvollen Leshyas, die in denselben Zentren oder Chakren erzeugt werden. In diesen Zentren entsteht der abwärts gerichtete Strom des Bewusstseins, Apana.
Jain Acharyas haben das Modell vom Lokapurush entwickelt, in dem das Universum die Gestalt eines Menschen hat. Der Körper des Lokapurush besteht aus 3 Partien, der oberen, der mittleren und der unteren. Götter, befreite und vollkommene Seelen halten sich im oberen, Menschen im mittleren und höllische Wesen im unteren Teil auf. Dharma Leshyas oder verheißungsvolle Färbungen der Seele werden in der oberen Teil des Körpers erzeugt, Adharma Leshyas oder unheilvolle Färbungen der Seele hingegen im unteren.
In der meditativen Wahrnehmung des Körpers wird der Geist auf das Herz konzentriert, um durch die Meditation den aufwärts gerichteten Strom der Lebensenergie zu unterstützen. Gelingt uns das, kann der abwärts gerichtete Energiestrom keinen Schaden mehr anrichten. Sonst müssen wir mit ernsten Konsequenzen rechnen.
Wenn wir es ernst meinen mit der Wahrnehmung der ultimativen Realität und unser Bewusstsein erleuchten wollen, müssen wir die Reise aufwärts antreten. Wir müssen die Lebensenergie nach oben befördern, damit wir unsere Instinkte besiegen können. Mit dem Aufsteigen der Lebensenergie verändern diese sich grundlegend.