Das Tattvarthasutra beschreibt in komprimierter Form die Essenz der Jaina Philosophie, eine der ältesten, wenn nicht die älteste Philosophie der Welt überhaupt. Es präsentiert uns da-ei aber nicht nur eine inspirierende, umfassende und extrem logische Weltsicht, sondern eröffnet eine im Westen unbekannte, praktische Methode, mit der wir dynamische Erkenntnis auch in unserem eigenen Leben finden und leben können.
Im Gegensatz zu vielen anderen Religionen, Philosophien oder Weltanschauungen haben die Jains nicht die Absicht, der Menschheit Respekt vor echten oder imaginären übernatürlichen Kräften oder (einem oder mehreren) Göttern beizubringen, oder in irgendeiner Form um deren (der Götter) Segen zu bitten. Sie streben auch keine Konvertierung der Menschen in unkritische Gläubige an, um deren Leben dann um einen spirituellen Magneten kreisen zu lassen.
Ziel der Jaina Philosophie ist es, jedem, der sich dafür interessiert, ein Instrument, eine Methode in die Hand zu geben, mit der er den höchsten Status seines eigenen Potentials verwirklichen kann, - ein Potential, das nach den Jains eine wahrhaft atemberaubende Weite und Tiefe (in Wissen, Macht, Fähigkeiten und der Erfahrung von Glück) besitzt und dem wir im Westen kein vergleichbares Konzept entgegenstellen können.
Diejenigen, die die Methode der Jains in die Praxis umsetzen, begeben sich auf einen Weg, an dessen Ziel vollkommene Selbstbestimmtheit und die Entfaltung von Eigenschaften liegt, die üblicherweise nur Göttern (oder einem Gott) zugeschrieben werden. Dieses hohe Ziel wird jedoch nicht in Abhängigkeit vom Segen übergeordneter Wesen, einer übersinnlichen Kraft oder eines Guru erreicht. Die Methode der Jains lässt - abhängig vom eigenen Einsatz - Beschränkungen, Blockaden und Grenzen unseres Bewusstseins nach und nach fortfallen. In wachsender Selbstbestimmtheit zeichnet sich der individuelle Weg zu umfassender Erkenntnis dann immer deutlicher ab. Das Tattvarthasutra schildert auf exakte Weise, wie dies möglich ist.