Darshanavisuddhir vinayasampannata shilavratesvanaticaro(a)bhiksna jnanopayogasamvegau saktitas tyagatapasi sangha sadhu samadhi vaiyavrityakaranam arrhad acharya bahushruta pravachanabhaktir avashsyakaparihanir margaprabhavana pravachanavatsalatvam iti tirthakaratvasya (24)
Sechzehn Handlungsarten und innere Einstellungen verursachen das Einfließen von Karma, das den Körper eines tirthankaras (eines vollkommenen Lehrers, der sein Wissen vom Zustand der Allwissenheit aus übermittelt) manifestiert:- die Präsenz reinen nicht-irrenden intuitiven Verstehens,
- die Achtung des Weges zur Befreiung und derer, die ihn gehen,
- perfektes Praktizieren der fünf Freiheiten und der geringeren Freiheiten,
- unablässiges Streben nach Wissen, das zur Befreiung führt,
- ständiges Vergegenwärtigen, wie begrenzt und temporär die materielle Form des Bewußtseins auf seiner Wanderung durch den Zyklus von Geburt und Wiedergeburt ist,
- Mildtätigkeit (d.h. die Auflösung der Angst anderer durch Inspirieren von Mut; die Unterstützung derer, die auf dem Weg zur Befreiung sind, durch Nahrung und Wissen; etc.),
- das Überwinden der Härten, die auf dem Weg zur Befreiung auftreten können,
- der Schutz anderer auf dem Weg zur Befreiung und die Beseitigung ihrer Sorgen und Hindernisse auf diesem Weg,
- die Unterstützung anderer auf dem Weg zur Befreiung durch die Erfüllung derer speziellen Bedürfnisse (z.B. durch Zubereitung besonders reiner Nahrung),
- die Achtung der Allwissenden,
- die Achtung derjenigen, die den Weg zur Befreiung öffentlich propagieren und repräsentieren,
- die Achtung der individuellen Lehrer des Weges zur Befreiung,
- die Achtung der Schriften,
- das Praktizieren der sechs täglichen Übungen[35],
- die Weitergabe des Wissens um den Weg zur Befreiung,
- die Zuneigung zu allen, die den Weg zur Befreiung gehen. (24)
Tirthankaras (auch jinas genannt) sind jivas, die den Zustand der Allwissenheit erreicht und durch bestimmte Handlungen (siehe Sutra-Text) Karma gebunden haben, das ihnen die Weitergabe ihres Wissens ermöglicht. Die tirthankaras befinden sich nicht im Zustand der Befreiung, doch ist sichergestellt, daß sie nach Ablauf ihres speziellen Karmas in den befreiten Zustand übergehen. Nach ihrer Befreiung nehmen die tirthankaras keine Sonderstellung unter den siddhas (den befreiten jivas) ein.
Nach Aussage der Jains erlangen nur wenige Menschen den Status eines tirthankaras, da nach Erreichen der Allwissenheit spezielle Bedingungen vorhanden sein müssen, die ein Verbleiben des jiva in körperlicher Form überhaupt ermöglichen.[36] Diese Art Stabilität erreichen während des Laufes eines (halben) Weltenzyklus[37] nur jeweils 24 jivas.
Der vierundzwanzigste und letzte tirthankara des aktuellen Weltenzyklus - Mahavira - wurde 599 v. Chr. in Vaishali (Indien) geboren. Er begann seinen Weg zur Befreiung im Alter von 30 Jahren und erreichte Allwissenheit nach 12 Jahren, 5 Monaten und 15 Tagen. Die nächsten 30 Jahre verbrachte er mit dem Lehren seiner Erfahrungen, bevor er den Körper mit 72 Jahren verließ. Mahaviras Lehren revitalisierten das Wissen um den Weg zur Befreiung und hatten wesentlichen Einfluß auf die jetzige Form des Jainismus. Mahavira versammelte während seiner Präsenz als tirthankara etwa eine halbe Million Schüler um sich, von denen eine große Zahl noch während seiner Lebenszeit die Befreiung erlangt haben soll.
Hiermit endet die Beschreibung der Karmas, die das Aussehen und die Konstitution (zukünftiger) Körper bestimmen. Die nächsten beiden Sutren beschreiben Karmas, die den Status festlegen, den ein jiva in seinem Leben erfährt.
- Innere Reinigung - Ausgleich und Wiedergutmachung von als falsch erkannten Gedanken, Worten und Handlungen,
- Wertschätzung - Reflexion über die Bedeutung der Allwissenden, des Weges zur Befreiung, der Schriften und deren Lehrer,
- Beistand - die Unterstützung derer, die sich auf dem Weg zur Befreiung befinden,
- Studium - Inspiration und Bewußtwerdung von Wissen durch das Studium der Schriften, die den Weg zur Befreiung beschreiben,
- Freiheit - das Auflösen der Anhaftung an Objekte, die als 'eigene' angesehen werden (als Kontemplation),
- Meditation - die Ausrichtung des Geistes auf innere Objekte (z.B. den Weg zur Befreiung, das eigene Selbst in Form von siddha, die Vergänglichkeit der materiellen Welt und unser kurzfristiger Aufenthalt darin, spezielle Mantren, etc.).
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