Kayavanmanah karmayogah (1)
Die drei Arten des Handelns - die Aktivitäten des Körpers, der Sprachorgane und des Geistes - stellen den Kontakt zwischen einem Lebewesen (jiva[1]) und Karma her. Dieser Vorgang wird yoga[2] genannt. (1)
Yoga bedeutet wörtlich: 'das Verbinden zweier oder mehrerer Komponenten'. Durch die Aktivitäten des Körpers, der Sprach organe und des Geistes entsteht eine Verbindung - yoga - zwischen einem Lebewesen und Karma. Welche Wirkungen dieser Kontakt auslöst und wie er gesteuert werden kann, ist Thema dieses Kapitels.
Die Jains bezeichnen die Essenz des Bewusstseins als jiva und meinen damit 'Das Lebende in einem Lebewesen' - unabhängig von der Form, in der diese Bewusstseins Essenz sich gerade verkörpert.
Alle anderen Substanzen - Raum, Zeit, Materie etc. - verfügen nach dieser Definition nicht über Bewusstsein und werden von den Jains ajiva (wörtlich 'nicht-belebt' = a-jiva) genannt.
Da westliche Sprachen keine entsprechenden Begriffe enthalten, werden in diesem Buch die Begriffe jiva und ajiva verwandt.
Der im Tattvarthasutra gebrauchte Begriff yoga hat nichts mit dem System indischer Körperübungen gemein, das üblicherweise im westlichen Kulturkreis mit 'Yoga' bezeichnet wird. Das Tattvarthasutra definiert yoga als eigenständigen Begriff. Die Unterschiede zwischen den beiden Bedeutungen sind in Anhang 3 erläutert.