Sakasayakasayayoh samparayikeryapathayoh (4)
Karma manifestiert sich in zwei Intensitätsgraden:
- Alle Handlungen, die durch Leidenschaften ausgelöst werden (samparayika), verlängern den Zyklus von Geburt und Wiedergeburt des handelnden Lebewesens;
- alle Handlungen, die nicht durch Leidenschaften beeinflußt werden (iryapatha), haben nur eine vorübergehende, flüchtige Wirkung auf das handelnde Lebewesen. (4)
Wie intensiv Karma auf ein Lebewesen (jiva) wirkt, hängt davon ab, ob die Handlung, die das Karma verursacht hatte, von den Leidenschaften beeinflußt war oder nicht. (Die Jains definieren vier Leidenschaften: Ärger, Stolz, Falschheit und Gier.)
Von Leidenschaften beeinflußte Handlungen - und der damit verbundene, den Zyklus der Wiedergeburten verlängernde Karmatyp - treten in denjenigen Lebewesen auf, die sich in den ersten zehn Entwicklungsstufen (gunasthanas[9]) befinden. Diejenigen jivas, die sich auf der 11., 12. und 13. Entwicklungsstufe befinden, sind nur noch dem flüchtigen, vorübergehenden Wirken von Karma unterworfen. In der 14. Entwicklungsstufe wird kein Karma mehr aufgenommen.
Dies bedeutet jedoch nicht, daß von der ersten bis zur zehnten Entwicklungsstufe (gunasthana) nur Karma aufgenommen wird, das den jiva immer tiefer in den Zyklus von Geburt und1 Wiedergeburt einbindet. Während der Dauer dieser Entwicklungsstufen ist es durchaus möglich, sowohl den Aufbau neuen] Karmas zu verhindern, als auch Karma abzubauen (aufzulösen), als auch spezielles Karma aufzubauen, das die Befreiung bzw. das Erkennen der ureigenen Natur des jiva fördert. Auf! diese Mechanismen wird im Kapitel ‚AUFLÖSUNG VON KARMA‘ genauer eingegangen.