Jnanavarane prajnajnane (13)
Einbildung auf die eigene große Gelehrsamkeit wie auch Unwissenheit (und das Gefühl, nicht genug Wissen für ein erfolgreiches Beschreiten des Weges zur Befreiung zu haben) werden beide durch Karma verursacht, das Wissen verschleiert. (13)
Das Lernen zu vieler Einzelaspekte, ohne daß das Wissen zu einer lebendigen Erfahrung verdichtet wird, die den jiva au seinem Weg unterstützt, ist ebenso eine Manifestation von Unwissenheit, wie das Fehlen von Wissen: Beide Spielarten der Unwissenheit werden durch Karma verursacht, das Wissen verschleiert.
Die Aneignung von formalem Wissen, um andere durch die eigene hohe Gelehrsamkeit beeindrucken zu können, ist nutzlos.
Wenn Wissen zur Erweiterung des Erfahrungsbereiches eingesetzt wird, d.h. zum Überdenken und Ändern der eigenen Haltungen und Aktivitäten, dann wandelt es sich zu einem natürlichen Bestandteil des Lebens. Es wird nicht mehr als neu oder als etwas Besonderes empfunden und gibt normalerweise auch keinen Anlaß für Einbildung und Überheblichkeit.
Ohne diese Einbindung in Erfahrung wird Wissen nicht lebendig, sondern bleibt eine vom jiva getrennte Komponente. Bei entsprechender Disposition wird die eigene Gelehrsamkeit als hoher Status empfunden und das formale, aber nicht lebendige Wissen wie ein wertvoller Besitz mit Stolz herumgezeigt. Diese Haltung dokumentiert jedoch ein völliges Mißverstehen der eigentlichen Funktion von Wissen.
Auch das Gefühl, daß man nicht genug Wissen hat, um den Weg zur Befreiung erfolgreich beschreiten zu können, beruht auf fehlerhaftem Verständnis. Dieses Gefühl erscheint uns nur deshalb glaubwürdig, weil Karma aktiv ist, das Wissen verschleiert.
jiva ist zu jeder Zeit und an jedem Ort von einer Fülle materieller und psychischer Komponenten umgeben, die ihm Wissen vermitteln, bzw. ihn anregen, das in ihm vollständig vorhandene Wissen bewußt zu erfahren.
Ein Beispiel: Die Schwerkraft war zu allen Zeiten vorhanden, doch löste das Fallen eines Apfels - also ein völlig trivialer Vorgang - in Isaac Newton das plötzliche Verstehen dieser Kraft aus. In exakt der gleichen Weise bieten auch die trivialsten Abläufe unseres Lebens die Möglichkeit, in uns tiefere und umfassendere Verständnisebenen zu öffnen.
Konkret ausgedrückt: Wo immer wir uns auch befinden, es ist stets die Fülle des gesamten Wissens in uns. Daß wir es nicht vollständig wahrnehmen, liegt daran, daß bestimmte Karmas einen Teil dieses Wissens verschleiern. Wenn durch Abbau dieser Karmas der nicht zugängliche Teil erschlossen wird, kann uns jedes beliebige Ereignis an jedem beliebigen Ort dies bewußt machen. Es ist daher picht notwendig, bestimmte Orte aufzusuchen, um sich dort Wissen zu 'holen', oder zu warten bis man im Besitz 'besseren1 Wissens ist, um den Weg zur Befreiung zu gehen. Dieser Weg steht allen jederzeit und an jedem Ort ohne Einschränkung offen. Präziseres Wissen um den Weg stellt sich durch das Gehen des Weges ein, nicht durch eine wie auch immer geartete Vorbereitung, die den Beginn immer weiter in die Zukunft verlegt und die Gefahr birgt, sich in einem endlosen und unnötigen Vorstudium zu verlieren.