Samyaktvam cha (21)
In den Bewohnern höherer 'himmlischer1 Bereiche (devas) verursacht auch das Streben nach nicht-irrendem intuitiven Verstehen (samyag darshana) das Einfließen von Karma. (21)
Trotz all ihrer - von unserem Standpunkt aus gesehen - außergewöhnlichen Fähigkeiten sind devas nicht frei von Karma. Negatives Karma, das den Lebensumständen der devas entgegenstehen würde, befindet sich lediglich im latenten Zustand und kann nach Auflösung des Karmas, das die 'himmlische* Verkörperung verursacht hatte, wieder aktiv werden.
Nach der Lehre der Jains ist eine Verkörperung in höheren Welten nicht ein erster Schritt auf dem Weg zur Erleuchtung, sondern lediglich die Indikation dafür, daß sich ein bestimmter Typ positiven Karmas manifestiert. Nach Auflösung dieses Karmas muß ein deva, der die Befreiung von allem Karma erreichen will, sich in 'unserer' Mittleren Welt verkörpern, da sich nur hier positives und negatives Karma gleichzeitig manifestieren kann.[30]
Wenn ein deva daher den Weg zur Befreiung gehen möchte, muß er u.a. Karma binden, das ihm die Verkörperung in der Mittleren Welt ermöglicht. Dieses Karma entsteht durch das Streben nach nicht-irrendem intuitivem Verstehen. Das Binden dieses Karmatyps findet jedoch nur in den Bewohnern höherer Welten statt, in der Mittleren Welt entsteht durch das Streben nach nicht-irrendem intuitivem Verstehen kein neues Karma.
Hier endet die Beschreibung der Karmas, die Ort und Dauer zukünftiger Verkörperungen bestimmen. Die nächsten drei Su-tren beschreiben Karmas, die Aussehen und Konstitution des Körpers festlegen.
In den Bewohnern der himmlischen Bereiche manifestiert sich ein Überhang an positivem Karma, während die Bewohner der niederen 'höllischen' Bereiche einen Überhang an negativem Karma erfahren. Nur in der Mittleren Welt (in der auch unser Existenzbereich liegt,) ist die gleichzeitige Manifestation positiven und negativen Karmas möglich. Daher können sich hier auch nur jivas verkörpern, deren karmische 'Bilanz' (temporär oder permanent) ausgeglichen ist, d.h. die weder über zuviel positives, noch über zuviel negatives Karma verfügen, oder deren Überhang an positivem oder negativem Karma sich im latenten, inaktiven Zustand befinden.