Religiöses Leben der Jaina
Diese Studie verzichtet aufgrund des Umfangs auf eine ausführliche Einführung in den Jainismus und verweist an dieser Stelle auf bereits bestehende Werke.[1] Ziel der Studie ist es, den Jainismus darzustellen, wie er sich in der Jaina-Diaspora Antwerpen entwickelt hat.
Ein Kennzeichen des Jainismus ist die Einheit in der Vielfalt. Helmuth von Glasenapp schreibt zur Einheit im Jainismus wie folgt: „Die Jainas stellen keine einheitliche Religionsgemeinde dar, sondern zerfallen in eine große Zahl von Sekten. Spaltungen sind seit den ältesten Zeiten bei ihnen an der Tagesordnung gewesen.“[2]
Das größte Schisma im Jainismus vollzog sich im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Dabei bildeten sich der Digambara- und der Svetambara-Jainismus. Bei diesem Schisma war neben anderen Meinungsverschiedenheiten der Disput über spirituelle Fähigkeiten in einem weiblichen Körper zentral. Die Ethnologin Anne Vallely schreibt dazu wie folgt: „[...] Since the fourth century BC, the Jain community has been divided into two major branches: the Svetambar ('white clad') and Digambar ('sky clad'). [...] One of the major disputes between the two sects centres on the attire of the ascetics; [...] The debate centres on the question of whether or not moksa (liberation) can be attained following a life in a female body. f...] Since nudity is not 'feasible' for women, the Digambar argue that liberation is not possible following a life in a female body - that a woman would have to be reborn as a man before liberation could occur. The Svetambar, who do not see garments as an obstacle to liberation, argue that women can attain salvation. The practical consequence of this doctrinal divide is that fully fledged female ascetic orders exist among the Svetambar sect, which admits women to full monastic vows."[3]
Die Jaina-Diaspora besteht, abgesehen von einer Familie der Digambara, aus mehreren Untergruppen der Svetambara. Die folgende Grafik soll dies veranschaulichen.
Fig. 1: Jaina-Gruppierungen in Antwerpen
Zum besseren Verständnis habe ich in der Grafik den Zeitpunkt der Spaltung als Ausgangspunkt gewählt, um zu veranschaulichen, wann es zu diesem Schisma kam.
Nahezu alle Familien gehören zum Svetambara-Jainismus, nur eine Familie zum Digambara-Jainismus. Die Zugehörigkeit der Familien verteilt sich auf verschiedene Untergruppen der Svetambara: Da sind zum einen die Svetambara Murtipujak[4], oder auch Deravasi genannt, und zum anderen die Sthanakvasi. Diese beiden Untergruppen halten sich zahlenmäßig die Waage. Die Gruppe der Shrimad-Rajchandra-Bewegung[5] ist eine neue Strömung im Jainismus, die in Antwerpen hauptsächlich von Anhängern der Deravasi gebildet wird. In der Shrimad-Rajchandra-Bewegung sind aber Anhänger aus allen Zweigen des Jainismus anzutreffen. Die Entwicklung dieser sehr jungen Jaina-Schule wird im vierten Kapitel dieser Arbeit näher beschrieben. Zudem gibt es eine kleine Gruppe von zehn Familien, die Terapanthi[6] sind. Sie treten in Antwerpen aber kaum als eigenständige Gruppe in Erscheinung.[7]
Die Deravasi und die Shrimad-Rajchandra-Bewegung haben ihre eigenen Veranstaltungen und Aktivitäten. Da die Sthanakvasi eine Statuenverehrung und Tempelbesuche ablehnen, ist diese Gruppe nur zum alljährlich stattfindenden Fastenfest Paryushan in ihrer Gesamtheit anzutreffen. Die Meinungen bezüglich der Durchführung von Ritualen sind im Jainismus sehr unterschiedlich.[8]
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