Shrimad-Rajchandra-Bewegung
Eine Gruppe von etwa 30 Familien ist Anhänger der Shrimad Rajchandra Bewegung, einer sehr jungen Linie innerhalb des Jainismus. Innerhalb der Shrimad-Rajchandra-Bewegung gibt es mehrere sogenannte Laien-Gurus. Einer dieser Laien-Gurus ist Rakeshbhai Jhaveri, den eine Gruppe von 30 Familien in Antwerpen als ihren Guru akzeptiert und verehrt. Die Shrimad-Rajchandra-Bewegung mit dem dazugehörigen Guru-Netzwerk wird in Kapitel vier ausführlich beschrieben.
Am Dienstag und Freitag um ein Uhr mittags treffen sich regelmäßig etwa zehn Frauen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Die Treffen finden in den Wohnzimmern zweier verschiedener Privatwohnungen statt. Auf einem langen Sofa haben kurz vor ein Uhr bereits einige Frauen Platz genommen. Einige bevorzugen es, auf dem Boden zu sitzen. Ganz im Gegensatz zur anderen Frauengruppe der Gemeinschaft gestalten diese Frauen ihren Satsang auf eine andere Art und Weise. Sie sehen sich Video-Lesungen, die ihr Guru Rakeshbhai Jhaveri in Indien/Mumbai hielt, an. Der Guru ist in Form eines großen Porträts anwesend, dem man beim Betreten des Raumes gegenübersteht. Jede Teilnehmerin verneigt sich vor ihm, wenn sie den Raum betritt. Zu den Videos gibt es die entsprechenden Textbücher und einen kleinen Test, mit dem ein Thema abgeschlossen wird. Die Korrektur der Tests erfolgt meistens am Anfang der Stunde. Die Leiterin der Gruppe fordert die Teilnehmerinnen auf, ihre Antworten vorzulesen. Manchmal entstehen darüber heftige Diskussionen. Einige der Diskurse, die von Rakeshbhai Jhaveri in Gujarati geführt wurden, sind ins Englische übersetzt. Es handelt sich um folgende Themen:
„English translations of discourses given by Pujyashri Rakeshbhai Jhaveri in Mumbai in 2004:
- 08-02-04 'Self-realization: An end to all suffering'.
- 07-03-04 'The chemistry of bondage.'
- 11-04-04 'Sadguru - a parasmani'. (Frei übersetzt: 'Was macht einen Guru zum Guru?')
- 08-08-04 'Religion – simple and blissfull'
Auf den Begriff „self-realization“ und den Inhalt dieses Diskurses wird in Kapitel vier näher eingegangen. Die Lesungen sind dem Vachanamrut entnommen, einer Sammlung von 900 Briefen, die Shrimad Rajchandra an Freunde, Verwandte und Menschen mit Fragen zur Spiritualität schrieb. Die Lesungen dauern etwas weniger als zwei Stunden. Im Anschluss daran setzen sich einige Frauen zu Tee und Snacks zusammen. Meist werden noch organisatorische Dinge, wie zum Beispiel das Geburtstagsgeschenk für den Guru, besprochen. Jeden Samstag um sieben Uhr morgens treffen sich Frauen und Männer der Shrimad-Rajchandra-Bewegung zum sogenannten Guru Bhakti. In der Regel ist es eine kleine Gruppe von etwa zehn Personen. Die Verehrung des Gurus durch Lieder hat in dieser Laien-Bewegung einen besonders großen Stellenwert, den auch Emma Salter, die vier Jahre im Rahmen ihrer Doktorarbeit zur Shrimad-Rajchandra-Bewegung in Gujarat/Mumbai und London forschte, wie folgt beschrieb:
„In the Atma Siddhi[1] Shrimad Rajacandra explains that the most certain means of achieving self-realisation in the current age is guru bhakti." Die Autorin verweist an dieser Stelle auf Vers Nummer 9 im Kanon. Shrimad Rajchandra schrieb: „ 'He who serves the feet of the true Guru giving up his own wrong beliefs, achieves the highest ideal and attains the real nature of self.'[2] This emphasis on guru bhakti in Srimad Rajacandra's teachings has encouraged and sustained the emergence of gurus throughout the history of the movement. In its broadest sense 'bhakti' means 'devotion'."[3]
Die Verehrung findet vor einer großen Abbildung des Gurus Shrimad Rajchandra statt. Die Verehrerinnen und Verehrer nehmen auf Stühlen oder auf dem Boden Platz. In stiller Meditation bereiten sich die Gläubigen auf die Verehrung ihres Gurus vor, bis dann pünktlich um sieben Uhr die Kerze von der Frau des Hauses angezündet wird. Der Guru, in dieser Gemeinschaft ist dies Rakeshbhai Jhaveri, ernennt jeweils eine Gruppenleiterin und einen Gruppenleiter. Beim Samstags-Bhakti übernimmt stets der Gruppenleiter die Führung. Er fungiert zum Beispiel als Vorsänger und sagt die betreffenden Seitenzahlen an. Auch andere Personen der Gruppen nehmen aktiv teil durch Vorlesen aus dem Kanon. Nach 48 Minuten wird der Satsang durch das Vortragen eines kurzen Verses aus dem Buch oder mit eigenen Worten beendet. Diese Aufgabe wird monatlich an eine andere Person weitergegeben. Die Dauer des Satsangs entspricht der Dauer des Samayik, des ersten Teils der gemeinschaftlichen rituellen Beichte.
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