Fazit
Wie die chronologische Darstellung zeigt, erstreckte sich der Prozess von der ersten Antragstellung zur Baugenehmigung der Tempelanlage bis zur offiziellen Grundsteinlegung auf sieben Jahre. Im Gegensatz zu anderen Diasporas[1] war der Bauherr, das Jain Cultural Center Antwerp (JCCA), bereits im Besitz eines eigenen Grundstücks, was mit Sicherheit seine Position stärkte und die Erteilung der Baugenehmigung förderte. Mit dem Bau des eigenen Tempels und der Kulturhalle tritt die Jaina-Diaspora zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Trotz der Diversität im Jainismus hat es sich gezeigt, dass es sich hier um ein gemeinsames Projekt der Jaina-Diaspora Antwerpen handelt, auch wenn durch den Tempel vor allem die Deravasi-Tradition repräsentiert wird. Mit dem Entschluss, einen Tempel zu bauen, wurde der Verein Jain Cultural Center Antwerp vzw gegründet, der zugleich das 13-köpfige Tempelkomitee bildet, welches ausschließlich aus Männern besteht. Frauen sind in den Prozess des Tempelbaus und in die Organisation und Moderation von Festen nach außen hin nicht aktiv. In der Jaina-Diaspora, die zur Hälfte aus Deravasi und zur Hälfte aus Sthanakvasi besteht – eine Digambara-Familie und etwa zehn Terapanthi-Familien ausgenommen –, gibt es eine weitere sehr innovative Jaina-Tradition: die Shrimad-Rajchandra-Bewegung. Diese sehr junge Strömung im Jainismus steht mit einem transnationalen Laien-Guru-Netzwerk in engem Kontakt. Diese Jaina-Tradition und das dazugehörige Guru-Netzwerk werden nun im folgenden Kapitel beschrieben.