Zur Harmonie im Inneren: 14. Frieden im Kopf

Veröffentlicht: 24.11.2012

Auf unserer Pilgerschaft durch das Leben sind uns drei Werkzeuge mitgegeben: Körper, Sprache und Geist. An erster Stelle steht der Körper, denn ohne ihn können wir gar nichts ausrichten. Die Sprache ist das Medium des sozialen Kontakts, sie verbindet die Menschen miteinander. Ohne Sprache ist eine so komplexe soziale Organisation wie die gegenwärtige Gesellschaft mit ihren enormen Potenzialen nicht denkbar, lediglich soziale Zusammenschlüsse vom Umfang einer Horde können ohne sie funktionieren. Das dritte ist der Geist, er ist sogar noch wichtiger als Körper und Sprache. Unser Geist gehört unverkennbar zu uns und ist nur uns Menschen zu eigen.

Alle Lebewesen besitzen einen Körper, Sprache ist nicht allen gegeben. Die Sprachen der Tiere sind Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen, einige Sprachen bestehen nur aus einer Handvoll Wörtern oder Lauten. Vom sozialen Standpunkt aus betrachtet, ist die Sprache wichtiger als der Körper. Doch über Körper und Sprache steht der Geist, dessen Entfaltung als einzigem Lebewesen nur dem Menschen möglich ist. Ohne Sprache kein Geist, doch auch wo Sprache vorhanden ist, ist nicht zwingend auch der Geist entwickelt. Als einziges Lebewesen ist der Mensch mit allen dreien, Körper, Sprache und Geist ausgestattet.

Ein Mann wollte auf dem Basar einen Papagei kaufen. Der Ladenbesitzer zeigte ihm einige Vögel. Der Mann wählte einen aus und erkundigte sich nach dem Preis. Der Händler wollte 500 Euro haben, was dem Mann zu teuer war. „Mag sein,“ meinte der Händler, „doch dieser Papagei kann sprechen.“ - „Ach, tatsächlich?” sagte der Mann und ging. Am nächsten Tag bot er dem Händler einen Papagei für 1000 Euro zum Kauf an. Das war dem Händler zu teuer, doch der Mann meinte: „Das ist nicht zuviel. Ihr Papagei kann sprechen, aber meiner ist ein großer Philosoph. Er kann schweigen und denken.“

Wenn der sprechende Papagei 500 Euro kosten soll, wundert man sich nicht über den Preis von 1000 Euro für einen denkenden. Denken ist das nächste Glied in der Kette der Evolution und die hochwertigere Leistung. Mit Körper, Sprache und Geist verfügen wir über drei sehr mächtige Fähigkeiten, die uns auch Probleme bereiten können. Der Körper ist das Medium, mit dem wir Krankheit, Altersgebrechen und Schmerzen erleben. Auch die Zunge stellt uns manchmal vor mehr Probleme als sie löst. Die ganze Menschheitsgeschichte legt davon Zeugnis ab, vor welche Probleme sie uns stellen kann. Eine kleine Indiskretion der Zunge kann große Verwirrung stiften, ein den Lippen entschlüpftes Wort kriegsähnliche Zustände herbeiführen. Auf diese Weise kann die Zunge zum Problem werden. Doch die Probleme, vor die uns der Geist stellt, sind noch weitaus komplexer. Wer seinen Geist beherrscht, beherrscht gleichzeitig Sprache und Körper. Ist der Geist ausgeglichen, vermindern sich die körperlichen Beschwerden.

Es gibt nur wenige rein körperliche Erkrankungen, der Ursprung der meisten Krankheiten ist psychosomatisch. Das wirkt sich dann auch auf den Körper aus. Wer Schmerzen hat, nimmt ohne viel nachzudenken ein Mittel dagegen. Viele Ärzte verschreiben starke Medikamente sowie Antibiotika, die einen mit ihren Nebenwirkungen in einen Teufelskreis treiben. Je stärker die Medikamente, desto stärker reagieren wir auf sie. Beim nächsten Mal werden stärkere Medikamente benötigt, eine endlose Spirale aus Medikamenten und Reaktionen. Wer seinen Geist beherrscht, braucht weniger Medikamente. Viele Menschen sind mit Koffern voller Medikamente zu den Meditationscamps gekommen. Wenn sie wieder abfahren, nehmen sie diese unangetastet wieder mit. Sie brauchen sie während des Camps nicht. Die Nahrung, die sie krank macht, gibt es hier nicht, deshalb brauchen sie auch keine Medizin. Sie unterziehen sich einer mentalen Disziplin, die ihren Geist ins Gleichgewicht bringt.

Wenn sich der Geist richtig entfalten kann, vermindern sich die physischen Probleme, also auch die der Zunge. Ist der Geist aufgewühlt, wird die Sprache grob. Doch ist der Geist ausgeglichen, löst sich das Problem der Zunge von selbst, es bedarf keiner weiteren Mühe. Die Sprache eines ausgeglichenen Menschen ist nicht durch Intoleranz oder Ungeduld vergiftet. Manche Menschen sind so ungeduldig, dass sie ihr Gegenüber noch nicht einmal aussprechen lassen und es dauernd unterbrechen. Warum können sie sich nicht anhören, was der andere zu sagen hat? Man darf seiner Ungeduld keinen freien Lauf lassen. Es ist immerhin möglich, dass der andere die Wahrheit sagt. Doch der Ungeduldige wird sie nie erfahren. Geistige Unausgeglichenheit ist die Grundlage dafür. Wenn wir uns eingehend mit den Ursachen unserer Probleme beschäftigen, seien es soziale Probleme oder Schwierigkeiten mit den Nachbarn, dient unsere geistige Unausgeglichenheit als Energiequelle für das Feuer unserer Unzufriedenheit und sorgt auch dafür, dass es immer weiter brennt. Dieses Feuer verglüht nie, es ist eine ewige Flamme.

Manche Lichter brennen für eine Weile und verlöschen dann. Wie oft ist die Stromversorgung in unseren Städten unterbrochen! Doch unsere geistige Unausgeglichenheit besteht weiter, sie ist das größte Problem der Menschheit. Gehen wir ihr einmal auf den Grund. Warum gibt es diese Unausgeglichenheit überhaupt? Wir kennen fünf Gründe, auf die wir im folgenden näher eingehen. Provokation steht an erster Stelle der Ursachen. Wir beherrschen weder unsere Impulse, noch unser Gefühlsleben. Wir regen uns zu oft auf. Durch Meditation können wir Selbstbeherrschung gewinnen. Man kann nicht so weit gehen und sagen, dass Meditation alle Leidenschaften auflöst, das trifft vielleicht in einem späteren Stadium zu, doch ist sie eine Methode, das Tor zu den Leidenschaften zu verschließen und sie dem Willen zu unterstellen. Das ist schon eine große Errungenschaft. Das Tor, das Schloss und der Schlüssel dienen dem Sicherheitsbedürfnis des Menschen. Meditation wird somit zu einem wichtigen Faktor der Sicherheit des Menschen.

Durch Meditation wird die Entwicklung eines Bewusstseins ermöglicht, das die Tür zu den starken Leidenschaften verschließt, sobald sie aufzusteigen beginnen. So können wir ruhig und gelassen bleiben. Das ist wirklich eine große Leistung, die nur der Mensch imstande ist zu erbringen, kein Tier ist dazu in der Lage. Jede Provokation versetzt ein Tier sofort in einen Erregungszustand, dass es vor Wut schnaubt. Doch der Mensch kann seine Leidenschaften beherrschen und Ruhe bewahren, auch wenn er provoziert wird. Nur die Entwicklung eines derartigen Bewusstseins ermöglicht es dem Menschen, ein ausgeglichenes Leben zu führen.

Ein Freund kam zu mir und sagte: „Das ist unser Jüngster. Er regt sich immer sehr schnell auf.“ Die Mutter begleitete Vater und Sohn. Ich fragte sie, ob das Kind oder eher der Vater leicht erregbar sei. Sie antwortete: „Der Vater.“ Dennoch beklagte sich der Vater darüber, wie schnell sich sein Sohn aufregt. Ich sagte ihm: „Das ist das väterliche Erbe. Wer selbst leicht erregbar ist, sollte sich nicht beklagen, wenn die Kinder in diese Fußstapfen treten.“

Wenn ich etwas ohne Gewissensbisse tue, darf ich das auch keinem Anderen verübeln. Viele ältere Menschen behaupten, dass sie erwachsen seien und sich nicht mehr ändern könnten. Jeder befasst sich damit, wie sich andere ändern sollten, ohne daran zu denken, wie er sich selbst ändern kann. Wer meditiert, redet nicht darüber, wie andere sich ändern sollten. Von der Veränderung anderer zu sprechen ist müßig, sich selbst zu ändern ist Selbstdisziplin. Wer meditiert, bemüht sich um die eigene Verfeinerung und nicht um die anderer. Wird man um Unterweisung gebeten, zeigt man zwar den Weg, doch überlässt man es jedem selbst, ob und wie er ihn geht.

Wir veranstalten Meditationscamps für Lehrer, Verwaltungsangestellte und Polizisten. Die Organisation der Camps beruht auf Grundlagen, die jeder einzelne Teilnehmer bereit ist anzuerkennen. Wer meditiert, wird sich darüber klar, was er tun möchte. Niemand ist dazu gezwungen, auf eine bestimmte Art und Weise zu leben. Meditation ist kein Zwang. Wir sagen, was man tun kann, und es bleibt dem Einzelnen überlassen, ob er es befolgt oder nicht. Wenn die Freiheit der Meditation missachtet wird, wird sie zu einem Gefängnis. Meditation nimmt einen nicht gefangen, sondern setzt Energien in einem frei. Das Bewusstsein ist frei, jedes Individuum kann ohne Einschränkungen handeln. Man mag sich fragen, warum dann diese Organisation und Disziplin? Sie sind erforderlich, weil sich so viele Menschen an einem Ort versammeln. Zwischen Meditation, Organisation und Disziplin besteht keine Verbindung.

Die Frage der Organisation und Disziplin gehört nicht in den Bereich der Meditation, Organisation und Kontrolle sind immer dann erforderlich, wenn sich viele Menschen versammeln. Was die Meditation anbelangt, herrscht völlige Freiheit. Ich empfehle jedem dringend die Meditation. Vielleicht folgen manche dieser Empfehlung, damit ich zufrieden bin. Man nimmt die vorgeschlagene Position ein und schließt die Augen, doch ist das Meditation? Furcht vor Zurückweisung bringt niemanden zur Meditation, man muss aus eigenem Antrieb meditieren wollen. Einem freien Bewusstsein kann keine Handlung aufgezwungen werden.

Man hört das Geräusch klirrenden Glases aus der Küche, der Vater und sein erwachsener Sohn sitzen draußen. Der Sohn sagt: „Ich glaube, Mutter ist ein Glas kaputt gegangen.“ Der Vater wird neugierig, nachdem er das gehört hat. Er schickt einen Bediensteten in die Küche, der herausfinden soll, was geschehen ist. Dieser kehrt mit der Meldung zurück, dass die ältere Hausfrau ein Glas zerbrochen habe. Der Vater wundert sich, woher der Sohn das wissen konnte. Der Sohn erklärt: „Ich wusste es, weil es nach dem Klirren gleich wieder ruhig war. Hätte meine Frau das Glas zerbrochen, hätten wir anschließend noch Mutter gehört.“

Die Wege des Menschen sind seltsam! Ein Mensch kritisiert an den eigenen Angehörigen, was er selbst nicht anders macht. Ein Trinker möchte nicht, dass seine Kinder trinken, ebenso möchte kein Raucher, dass seine Kinder rauchen.

Ein Großspekulant kam mit der Bitte zu mir, seinen Sohn durch die Abnahme eines Eides am Spekulieren zu hindern! Auf mein großes Erstaunen antwortete dieser: „Ja, ich weiß nämlich, wie unglücklich ein Spekulant ist! Ich möchte wenigstens, dass mein Sohn nicht in diese Falle geht.“ Ich entgegnete: „Wie seltsam! Sie selbst spekulieren doch noch immer und hören damit nicht auf. Wie sollte Ihr Sohn Ihnen dann nicht folgen? Das scheint mir ziemlich unlogisch.“

Betrachten wir einmal die Ironie, wenn jemand etwas tut, was er keinesfalls seine Angehörigen tun sehen möchte. Doch auch hierfür gibt es einen Grund: Spannungen und Nervosität. Es gibt eine Art Rausch, der vom Wind im Körper verursacht wird. Die ayurvedischen Meister haben das ‚von einem Dämon besessen sein' genannt. Vieles wird durch den Wind verursacht, er ist auch die Grundlage für viele Täuschungen. Der Mensch ist häufig so in seinen Täuschungen gefangen, dass er weder Augen, noch Ohren zu besitzen scheint. Er versteht nicht, was ihm geschieht! Diese Art von Täuschung kann man durch Meditieren sehr erfolgreich auflösen. Ohne das Auflösen der Täuschungen kann es kein mentales Gleichgewicht geben.

Ein weiterer Grund für mentale Unausgeglichenheit ist Starrsinn. Man hängt an etwas und möchte es nicht aufgeben, obwohl man darunter leidet und es einen aus dem Gleichgewicht bringt. Man weiß, dass es falsch ist und kann es doch nicht lassen. Als würde man sich sagen, man sei kein Schwächling und stehe trotz aller Nachteile dazu. Mögen andere auch wanken und schwanken, man selbst steht zu seiner Meinung und gibt nicht nach oder schließt Kompromisse. Diese Halsstarrigkeit hat großen Anteil an der inneren Unausgeglichenheit, die uns in ein Dilemma bringt.

Ein Schuldner kam zu seinem Gläubiger und gab ihm 120 Euro. Doch der Gläubiger war damit nicht zufrieden: „Bruder, ich gab dir zweimal 65 Euro, du hast mir zehn Euro zuwenig zurückgegeben, 65 plus 65 macht 130!“ – „Was du nicht sagst,“ entgegnete der Schuldner, „65 plus 65 sind doch 120!“ Der Gläubiger protestierte, doch der Schuldner bestand darauf, dass 65 plus 65 die Summe von 120 ergeben. Was macht man mit so jemandem? Man ist in einer Klemme.

Halsstarrigkeit verursacht Unausgewogenheit. Wenn man sich einmal die Beziehungen innerhalb der Familie daraufhin anschaut, gelangt man zu der Feststellung, dass Verbohrtheit die Ursache vieler Schwierigkeiten ist. Man besteht auf seiner Meinung um jeden Preis. Die ganze Atmosphäre in der Familie wird dadurch vergiftet, das wissen die Betroffenen am besten. Wir Asketen haben dazu wenig Gelegenheit, doch man erzählt uns häufig, dass der Frieden im Haus nachhaltig durch Sturheit gestört wird. Viele Mauern werden errichtet, und manchmal begegnen sich Eltern und Kinder über Dekaden nicht, weil sie sich miteinander verfeindet haben. Mit Fremden und Gästen würden sie nicht so umgehen wie miteinander. Auch ein derartig seltsames Benehmen hat viel mit Sturheit zu tun.

Der dritte Faktor für mentale Unausgewogenheit ist Günstlings- und Vetternwirtschaft. Das ist kein Kavaliersdelikt, es schadet einem selbst und allen von der Günstlingswirtschaft benachteiligten Personen. Häufig hören wir, wie Kinder sich beklagen, dass sie nichts erhalten, während dem Lieblingskind alles gegeben wird. Das schafft böses Blut und Unausgeglichenheit.

Auch der vierte Faktor, unregelmäßiges und unausgewogenes Essen, ist Anlass für mentale Unausgeglichenheit. Diesem Thema wird in unseren Haushalten nicht viel Beachtung geschenkt, obwohl wir durch wissenschaftliche Untersuchungen viele Fakten dazu kennen. Nicht nur mentale Konflikte verursachen geistige Verwirrung, auch unausgewogene Ernährung trägt dazu bei. Deshalb ist die Ernährungslehre nicht nur für Meditierende von großer Bedeutung. Durch einseitige Ernährung wachsen sich kleine Unregelmäßigkeiten zu ernsthaften Störungen aus, denn sie bringt das Gleichgewicht im Körper durcheinander. Bei ausgewogener Nahrung erhalten Körper und Geist die nötigen Nährstoffe, doch bei vielen Menschen verursacht falsche Ernährung unerträglichen Missmut und Nörgelei. Für die Familie bedeutet es endlose Qual, wenn eines ihrer Mitglieder immer wieder Anlass zu Konflikten gibt.

Lord Mahavira besuchte einst einen Stamm im Bezirk Pargana, der als besonders jähzornig galt. Die Mitglieder dieses Stammes ernährten sich hauptsächlich von roher Trockennahrung. Auch Asketen, die zu lange fasten und getrocknete Rohkost zu sich nehmen, neigen zu cholerischem Aufbrausen. Je größer die Überzeugung zur Entsagung, desto größer manchmal auch der Zorn. Doch geht die Entsagung mit Meditation einher, wird diese Energie von der Meditation absorbiert, und es bleibt keine Energie mehr für den Zorn übrig. Doch ohne Meditation kann der Zorn anwachsen.

Wir scheinen keinen Wert auf unsere Ernährung zu legen und betrachten den Magen als eine Grube, die gefüllt werden muss, sobald sie leer ist. Doch womit wir ihn füllen, beachten wir nicht weiter. Man ist hungrig und füllt die Grube wieder, das ist alles. Ziehen wir jemals in Betracht, was das Ergebnis dieses gedankenlosen Auffüllens ist? Für den Meditierenden ist Umsicht im Hinblick auf die Ernährung sehr wichtig. Man mag einwenden, dass es sehr schwer ist, mit einem Durchschnittseinkommen seine Familie ausgewogen zu ernähren. Man isst, was man sich leisten kann. Gegenwärtig eine brennende Frage, denn viele kochen überhaupt nicht mehr und ernähren sich von Fertigkost, der viele gesundheitsschädigende Stoffe zugesetzt werden.

Doch gibt es kein Problem, das nicht schon seine Lösung in sich trüge. Auch mit einem Durchschnittseinkommen kann man sich gesund und ausgewogen ernähren. Mittlerweile gibt es viele Rezepte auch für kleine Budgets. Proteine kann man aus Milch und Hülsenfrüchten gewinnen, Eisen aus Gemüse und Obst. Nur ist das Interesse an diesem Wissen nicht sehr verbreitet, man muss damit beginnen, sich um die nötigen Informationen zu kümmern. Verschiedene Organe sind im Körper tätig, Milz, Nieren, Herz, Gehirn, Nerven. Sie alle benötigen verschiedene Chemikalien und Substanzen, damit sie reibungslos funktionieren. Manche Menschen nehmen zuviel Salz zu sich, sie bestreuen alles mit einer zusätzlichen Salzschicht. Das schmeckt ihnen vielleicht, doch haben sie je ihre Nieren dazu befragt, was sie für Probleme damit haben? Es wäre erstaunlich, wenn ihre Nieren davon nicht beeinträchtigt werden. Der Körper benötigt keine großen Mengen Salz, und das überschüssige Salz muß allein von den Nieren abgebaut werden. Jede Niere hat 90 000 Perforationen, die alle mit dem Salzabbau beschäftigt werden. Die Zahl der Filter in einer Niere ist Legion, dennoch werden die Nieren damit hoffnungslos überlastet.

Der Mensch beansprucht jedes Organ bis zur Erschöpfung. Er schluckt weiter alles, was er kriegen kann, stopft seinen Magen bis zum Überdruss voll und zieht niemals in Betracht, was er seinem Körper, besonders den Nieren und der Leber, damit zumutet. Niemand kümmert sich darum, wie die überflüssige Nahrung wieder abgebaut werden kann und welch verheerender Schaden damit angerichtet wird. Manche Menschen essen gern Süßes, und sie essen davon soviel sie können. Sie denken nicht an die katastrophalen Folgen für ihren Magen, dessen Übersäuerung zunimmt, was sich in Unbehagen und Schmerzen äußert. Zwar schmeckt Zucker süß, doch sorgt er für vermehrte Säureproduktion, was sich in Aufstoßen und schließlich Magenverstimmung äußert. Die Ernährung muss also immer ausgewogen sein. Wenn man sich nicht rechtzeitig darum kümmert, werden derartige Probleme bald zu chronischen Erkrankungen. Falsche Ernährung sorgt im Körper für die Produktion schädigender Chemikalien, die anfangs schlechte Laune und Jähzorn, später Spannungen und Schlimmeres hervorrufen.

Als fünftes kann die Schwäche des Nervensystems genannt werden. Das Nervensystem konstituiert sich hauptsächlich aus zwei Teilbereichen, dem Gehirn und der Wirbelsäule. Eine Schädigung der Wirbelsäule hat Auswirkungen auf die Funktionen des gesamten Organismus. Die meisten Menschen finden es unbequem, gerade auf dem Boden zu sitzen, für viele sieht es sogar merkwürdig aus. Doch die Aufforderungen zum Geradesitzen verhallen ungehört, obwohl es viele Vorteile hat. Durch einfaches Geradehalten der Wirbelsäule kann man viele physische und mentale Probleme umgehen. Meistens sitzen die Menschen krumm oder gebeugt. Im Ayurveda heißt es, dass man beim Essen und Trinken gerade sitzen soll. Man soll auch während einer Unterhaltung keine gebeugte Haltung einnehmen und besonders beim Atmen auf eine gerade Haltung achten. Man soll sich gerade halten, damit man das Gleichgewicht halten kann. Jede Art von körperlicher Verformung wirkt sich auch auf die Handlungen aus. Schwächen im Nervensystem, Rückgrat und Gehirn verursachen geistige Unausgeglichenheit.

Akupressur ist inzwischen eine weitverbreitete Heilmethode. Sie besteht hauptsächlich darin, gezielten Druck beispielsweise auf die Wirbelsäule auszuüben. In der Wirbelsäule liegt die Wurzel vieler Leiden, denn von hier aus erstrecken sich die Nerven in den ganzen Körper. Das ganze Netzwerk von Fasern, Sehnen und Arterien verzweigt sich von der Wirbelsäule aus in den ganzen Körper. Links und rechts von ihr verläuft unser zentrales Nervensystem, das sympathische und das parasympathische, von dem aus alle Aktivitäten gesteuert werden. Bei einer Schwäche des Nervensystems stellt sich die Frage nach Ausgeglichenheit gar nicht erst. Man kann versuchen zu meditieren, doch es gelingt einem nicht. Meditation ist nur möglich, wenn das Nervensystem stark ist. Ein korpulenter Mensch sieht stark aus, während ein schlanker eher zerbrechlich wirkt, dennoch kann man nicht sagen, dass korpulente Menschen stark und schlanke schwach sind.

Der Schein täuscht oft. Die Beschaffenheit des Nervensystems ist entscheidend für die Konstitution eines Menschen. Leben geht einher mit gesunder Aktivität des Nervensystems. Auch das endokrine System ist ein wichtiger Faktor. Das Nervensystem und das endokrine System sind der Ursprung jeder Aktivität. Man ist sich der Bewegung seiner Finger bewusst, sobald sie etwas berühren. Das Nervensystem ist die Grundlage für dieses Bewusstsein. Es gibt zwei Arten von Nerven, die motorischen und die sensorischen Nerven. Über die sensorischen Nerven entwickeln wir ein Bewusstsein von allem, doch unsere Handlungen führen wir auf der Grundlage des motorischen Nervensystems aus. Wir berühren etwas mit unserem Finger und die sensorischen Nerven melden uns sofort, dass es kalt ist. Wenn es nötig ist, etwas aus dem Weg zu räumen, treten die motorischen Nerven in Aktion, und der Finger vollführt die Aufgabe. Die Nerven setzen also den Prozess des Erkennens und Ausführens in Gang.

Bei einer Schwäche des Nervensystems wird das körperliche Gleichgewicht außer Kraft gesetzt. Hier ist es angebracht zu wiederholen, dass eine durch unausgewogene Ernährung verursachte Schwäche des Nervensystems in einer mangelnden Kontrolle der Emotionen resultiert. Jeder kleine Anfall von Ärger löst einen Schock im Nervensystem aus. Wenn solche Erschütterungen über lange Zeit andauern, fällt es nicht schwer, sich das Resultat vorzustellen. Das Nervensystem kann vieles aushalten, es ist toleranter als die gesamte Familie zusammen. Es absorbiert in aller Stille die ihm gedankenlos verabreichten Erschütterungen, nur dauerhafte Belastungen kann es nicht verkraften. Sie führen dazu, dass es sich allmählich auflöst. Der Mensch wird unausgeglichen und sein Geist rastlos.

Wir haben hier fünf Ursachen für geistige Unausgeglichenheit aufgeführt. Wer im Gleichgewicht sein möchte, sollte die Ruhe bewahren und sich gesund ernähren. Kayotsarg, Wahrnehmung des Körpers, stärkt das Nervensystem und gleicht die Produktion defizienter Körperflüssigkeiten aus. Eine Vielzahl von Vitaminen stellt der Körper selbst her, nicht alles nehmen wir von außen auf. Die Einwirkung des Sonnenlichts auf den Körper ermöglicht ihm die Herstellung von Vitamin D, um nur ein Beispiel zu nennen. Der Körper produziert viele andere Chemikalien und Vitamine, doch diese kann er nur im Ruhezustand herstellen. Meditation stellt nicht nur die mentale Ausgeglichenheit wieder her und bringt uns der Erlösung näher, sondern verhilft uns zu einem glücklicheren Leben hier und jetzt. Eine Religion, die sich der Wahrheit des Lebens verpflichtet fühlt, trägt zur Entwicklung eines solchen Bewusstseins bei.

Quellen
Englischer Titel:
Towards Inner Harmony Redaktion:
Muni Dulheraj
Herausgeber:
Jain Pubilishers (P) Ltd, New Delhi
http://www.bjainbooks.com Übertragung ins Deutsche:
2004 Carla Geerdes
2012 Überarbeitete Fassung
Carla Geerdes

http://de.herenow4u.net/fileadmin/cms/Buecher/Zur_Harmonie_im_Inneren/Acharya_Mahaprajna_-_Zur_Harmonie_im_Inneren_200.jpg

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