13.02.2013 ►Tapra ►Zusammenkunft der Preisträger 2012 mit Dinner

Autor*in:  Image of Carla GeerdesCarla Geerdes
Veröffentlicht: 12.05.2013
Aktualisiert: 02.07.2015

Ist man unterwegs in Indien, kann es passieren, dass man so viel erlebt, dass sich das Gefühl für die messbare, bereits vergangene Zeit verändert. Die Zeit streckte sich an diesem Tag für mich zu einer unerwarteten Länge, von Gegenwart zu Gegenwart, von Erlebnis zu Erlebnis. Überall gab es etwas zu entdecken, in der Landschaft, auf der Straße, in einer Ortschaft. Diese Aneinanderreihung von vielen kleinen Gegenwartssplittern fügte sich auf der Fahrt von Nakoda nach Tapra zu schillernden Facetten eines lebendigen Ganzen, das mich mit großer Freude erfüllte. Fast war ich überrascht, erst und gleichzeitig schon jetzt Tapra erreicht zu haben. Dieses kindlich-magische Erleben von Gegenwart ließ mich für einen kurzen Moment annehmen, am Vormittag angekommen zu sein und den größten Teil des Tages noch vor mir zu haben.

Doch so war es nicht. Kaum waren wir aus der Motorrikscha gestiegen, eilte Swami Dharmanandji auf uns zu und rief erleichtert: „Da seid ihr ja endlich!“ Wieso eigentlich endlich? Es war kurz nach 15:00h, Nachmittag, aber nicht früher Nachmittag, gut. Das war es aber nicht. Unerwartet war bekannt gegeben worden, dass es am Vortag der Verleihung der Ehrungen für alle Geehrten eine Nachmittagsveranstaltung mit anschließendem Abendessen geben würde. „Kommt schnell mit, es fängt gleich an!“ Wir eilten hinter Swami Dharmanandji in ein großes Versammlungszelt, das ein bisschen zurückgesetzt neben den Gebäuden errichtet worden war, in denen Acharya Mahashraman und die Mönche untergebracht waren.

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Auf der Seite der Männer: Christian Geerdes (1. Reihe r) und Swami Dharmanandji (1. Reihe, 2.v.r.)

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Auf der Seite der Frauen: Carla Geerdes (1. Reihe l)

Die Wände bestanden aus weißen Tüchern, die auf Holzrahmen gespannt waren, die Decke wurde von wolkenartigen weißen Stoffbahnen gebildet, auch an leichte Holzrahmen fixiert. Diesen improvisierten Saal konnte man nur bewundern. Alles war funktional und handwerklich gut ausgeführt. Als Sitzplätze waren weiße Plastikstühle aufgestellt worden. Für alle Anwesenden gab es ein Ansteckschild, für ihre Familienangehörigen ebenso. Alle Geehrten waren zu dieser kleinen Veranstaltung gebeten worden. Die Anwesenden kamen aus der näheren Umgebung sowie allen Teilen des Subkontinents. Doch nicht alle hatten nach Tapra kommen können. Wir waren die einzigen Europäer und kannten außer Swami Dharmanandji niemanden. Das machte aber nichts, denn wir hatten den Eindruck, dass sehr viele hier uns kannten.

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v.l.: Babulal Surana, Bajrang Sethia, Binod Choraria, Hiralal Malu, Bimal Surana,?

Diese sechs freundlichen Herren sind führende Mitglieder des Jain Svetambara Terapanthi Mahasabha und hatten die Nachmittagsveranstaltung organisiert. Für Mikrofone, Lautsprecher und vor allem die Versammlungshalle gesorgt, sowie alle benachrichtigt, die geehrt worden waren. Kurze Zeit später nahmen sie auf dem Podium Platz und sorgten für einen reibungslosen Ablauf.

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Mitglieder des Organisationskomitees auf dem Podium

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 Bimal Surana, Photograph Balu, Binod Choraria, Bajrang Sethia

Das wunderbare Blau des riesigen Transparentes mit einem Bild Acharya Mahashramans wirkte angenehm kühl und gab dem Podium fast ein überirdisches Aussehen. Das war auch gut so, denn die Sonne knallte auf die weißen Tücher und brachte alle zum Schwitzen. Es wehte kein Lüftchen, doch es schien, als wären alle das gewöhnt. Nur ich fing irgendwie an zu schweben und hatte Mühe, mich zu konzentrieren. Ein unwirkliches Körpergefühl breitete sich immer mehr aus. Dummerweise hatte ich auch nichts zu trinken dabei, darauf sollte man in Indien immer achten. Ja, hinterher ist man schlauer.

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Kishanlal Dagalia - Mahasabha Vizepräsident - Der erste Redner

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Hiralal Malu - Mahasabha Präsident - Der zweite Redner

Der erste Redner schien grundsätzliche Ausführungen über die Ehrungen zu machen und nannte zudem alle Namen. Es waren 252 Menschen geehrt worden, davon wurde zweien, einem anderen Laienanhänger und mir, der spirituelle Titel „Kalyan Mitra“ (in etwa: Förderer/Förderin des spirituellen Wohls der Gemeinschaft) verliehen. Wenn der Redner jemanden aufrief, wurde einem bedeutet, aufzustehen und sich der Versammlung vorzustellen. Dann honorierten alle die Aufgerufenen mit dem lautlosen Beifall, mit dem Zustimmung ausgedrückt wird: Die bis über den Kopf erhobenen Hände werden hin- und her gedreht, wobei die Finger so etwas wie einen kleinen Freudentanz aufführen. Das wird von einem beifällig gemurmelten „Om Arham“ begleitet. Händeklatschen ist nicht üblich bei spirituellen Versammlungen, es gilt als Ausdruck von Gewalt wegen der schlagenden Bewegung und des klatschenden Geräusches.

Der zweite Redner sprach mich direkt an und sagte einiges über mich, das ich leider auch nicht verstand, da er Hindi sprach. Alle schauten mich wohlwollend an, und er beendete seine Rede mit einem wunderbaren „Thank you, Madam!“ Es war wirklich ein besonderes Erlebnis.

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Die Versammlung löst sich auf

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Blick auf die Seite der Männer

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Blick auf die Seite der Frauen

Nach ungefähr zwei Stunden erhoben sich alle und gingen in ein Zelt daneben. Jeder  wirkte ein bisschen mitgenommen, denn die Sonne hatte das Zelt stark aufgeheizt. Im Zelt nebenan wurde ein wunderbares warmes Buffet aufgebaut mit köstlichen Speisen. Dort war es auch ein bisschen luftiger, weil es keine Tücher gab, die als Wände dienten. Alle aßen zusammen vor Sonnenuntergang, wie es die Mönche und Nonnen tun. Ihnen ist es weder gestattet, nach Sonnenuntergang Mahlzeiten einzunehmen, noch Wasser zu trinken. An diese Regel halten sich auch Laienanhänger freiwillig. Sie besteht aus verschiedenen Gründen. Zwei davon sind: 1. nach Einbruch der Dunkelheit sieht man nicht mehr viel und könnte aus Versehen Kleinstlebewesen (Insekten) verschlucken; 2. Das Verdauungssystem ist nur während des Tages hochaktiv - nach Sonnenuntergang eingenommene Mahlzeiten werden nicht mehr effektiv verdaut.

Nach dem Abendessen hatten wir Glück und wurden von jemandem im Auto nach Balotra mitgenommen. Dort fielen wir müde ins Bett, voller Vorfreude auf die für den nächsten Tag angesetzte Verleihung der Ehrungen im Beisein Acharya Mahashramans am frühen Nachmittag.

Quellen
Fotos: HereNow4U
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