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Das Erste Große Gelübde - Abkehr von der Gewalt (Ahimsa):
Es handelt sich um die zwei Aspekte Abkehr und Ausübung von Gewalt. Gewalt wird als Schaden beschrieben, der einem Lebewesen aufgrund unachtsamer Lebensführung zugefügt wird. Wir sollten mit anderen so umgehen, wie wir wünschen, dass mit uns umgegangen wird und andere nicht behandeln, wie wir nicht behandelt werden möchten. Abkehr von der Gewalt ist Seele und Markenzeichen des Jainismus, das auch andere Gelübde wie nicht lügen, nicht stehlen, Reinheit der Gefühle, Ungebundenheit sowie die gesamte Jaina Ethik einbezieht. Ohne die Abkehr von der Gewalt ist Jainismus wie ein Körper ohne Seele. Abkehr von der Gewalt ist zudem ein Synonym für Richtige Lebensführung und für viele das Motiv, getreu dem Motto: "Leben und leben lassen" Vegetarier zu werden. Die fünf Übertretungen (Atichar) dieses Gelübdes sind Durchbohren, Anbinden, Überladen, Schmerzen zufügen und Hungern lassen.
Die Übertretungen dieses Gelübdes und aller anderen Gelübde müssen Shravaks und Sadhus gleichermaßen strikt vermeiden.
Zweites Gelübde - Wahrhaftigkeit (Satya Vrata):
Absichtlich oder fahrlässig Falsches oder Ungehöriges zu verbreiten oder zu übermitteln ist Unwahrheit. Jedoch sollte auch die Übermittlung einer Wahrheit, die anderen wehtut, vermieden werden. Die Wahrheit sprechen und danach zu leben ist der positive Aspekt dieses Gelübdes. Die fünf Übertretungen (Atichar) für dieses Gelübde sind Verbreitung von falschen Lehren, von Verleumdungen, Enthüllung von Heimlichkeiten, Wortbruch und Nichteinhalten von Versprechen. Übertretungen müssen strikt vermieden werden.
Drittes Gelübde - Nicht Stehlen (Achaurya Vrata):
Etwas zu nehmen, das nicht gegeben wurde, ist Diebstahl nach Auffassung von Vachak Umaswati. Auf der positiven Seite sollte das Annehmen von Besitztümern, die jemand anderem gehören, ebenso vermieden werden wie die Weitergabe von Besitztümern, die jemand anderem gehören, an jemand Drittes.
Viertes Gelübde - Keuschheit, bzw. Zölibat (Brahmacharya Vrata):Mit diesem Gelübde sind unvereinbar:
- Empfehlung von Methoden des Diebstahls
- Annahme von Diebesgut
- Schmuggeln oder andere Gesetzesübertretungen
- Fälschung oder Plagiat
- Gebrauch fehlerhafter Gewichte und Maßeinheiten
Jede durch sexuelle Leidenschaft motivierte mentale, verbale oder physische Handlung eines Paares oder eines Individuums ist bekannt als Sex. Das wird nicht nur im Jainismus betont, sondern auch in anderen Religionen. Sadhus müssen das vierte Gelübde gänzlich einhalten, Shravaks teilweise, Sex aber nur mit Ehepartnern.
Fünftes Gelübde - Nicht-Gebundensein (Aparigraha):Für das Gelübde gibt es fünf strikt zu vermeidende Übertretungen:
- Außerehelicher Sex
- Gleichgeschlechtliche Beziehungen
- Lust (Vasna)
- Sexuelle Leidenschaft für andere
- Umgang mit sittenwidrigen Personen.
Nicht-Gebundensein an oder Nicht-Anziehungskraft von Besitz ist der wahre Hintergrund dieses Gelübdes. Jaina Heilige überwinden jedes Gebundensein an oder jede Verstrickung mit Besitz, Shravaks teilweise.
Jaina Gelübde sind unantastbar bindend. Ihre Unantastbarkeit ist jedem bekannt. In diesem Zusammenhang mag man sich der Mutter Mahatma Gandhis erinnern, die ihren Sohn Mohan Dass Karam Chand Gandhi, bereits im Teenageralter ein Apostel für die Abkehr von der Gewalt, dazu brachte, in Gegenwart des verehrten Jaina Heiligen Becharii das Gelübde abzulegen, auf Wein, Frauen und Fleisch zu verzichten.