Hauptaspekte des Jainismus: Anekantavad und Ahimsa
Kennzeichnend für die Philosophie des Jainismus ist der Relativismus, Anekantavad genannt. Gemäß dieser Theorie gibt es die absolute Wahrheit nicht. Alles muss immer von verschiedenen Richtungen gesehen werden. Diese verschiedenen Gesichtspunkte zusammen, ergeben die Wahrheit. Die Wahrheit, oder Tatsache ist eine Kombination aller oder einiger Ansichten. Die Theorie dieser toleranten Sichtweise, Anekantavad, ist eine der bemerkenswertesten Beiträge der Jaina auf dem Gebiet der philosophischen Überlegungen.
In der Lehre des Jainismus glaubt man, dass die Wahrheit immer aus vielen Aspekten besteht. Die Wahrheit wird erkannt durch das Einnehmen verschiedener Blickwinkel. Schriftlich festgehalten ist die Philosophie des Relativismus im Tattavartha Sutra (5.29), eine Schrift, die von allen Strömungen innerhalb des Jainismus akzeptiert wird. Dieses Schriften wurden von einem Mönch der Jaina, Umaswami, im ersten Jahrhundert n. Chr. Geschrieben. Dort heißt es: 'Utpad vyaya dhrauvya yuktuam sat\ das heißt: 'Wirklichkeit setzt sich zusammen aus Aspekten, wie Entstehung, Zerstörung und ebenso aus Dauerhaftigkeit. [1] Anekantavad wird als Basis für die Umsetzung von Gewaltfreiheit (Ahims), ein ebenso grundlegendes Merkmal der Jaina Philosophie, gesehen.
Ahimsa, bedeutet Gewaltlosigkeit und steht im Zusammenhang mit Anekantavad, die Akzeptanz der verschiedenen Ansichten und Meinungen. In Gewaltfreiheit zu leben, bedeutet in Harmonie zu leben mit allen Lebewesen. Es beinhaltet universelle Freundlichkeit, die Bereitschaft zu vergeben und frei zu sein von Angst. Ahimsa ist das Prinzip, welches im Jainismus gelehrt wird. Dies bezieht sich in der Praxis nicht nur auf alle Lebewesen sondern auf die gesamte Umwelt. Dies bedeutet weder Tieren, Pflanzen, Mitmenschen, aber auch der Erde überhaupt, darf keinerlei Form von Gewalt zugefügt werden. Die Lehre der Gewaltlosigkeit ist aber nicht auf physische Aktivitäten begrenzt, sondern bezieht die Gedanken eines Menschen mit ein. Denn die Gedanken werden als Vorstufe aller Aktivitäten gesehen. Alte Überlieferungen erklären, dass die Absicht zu verletzen und das Fehlen von Mitgefühl, die Basis bilden für Gewalttaten.
Ahimsa hat für jeden gläubigen Jaina auch eine tiefere Bedeutung auf der spirituellen Ebene. Gewalt in irgendeiner Form, gegenüber anderen, führt zur Entstehung von neuem negativem Karma, was die Seele an der spirituellen Weiterentwicklung hindert. [2]
Diese knappe Einführung soll im Kontext mit den religiösen Geschichten aus dem Jainismus genügen. Für weitere Studien sei auf ausgewiesene Einführungen hingewiesen. Zu nennen sind hier: Helmuth von Glasenapp, Paul Dundas, Walther Schubring, Willibald Kirfel, um die bekanntesten zu nennen.