2. Anand Shravak
Es war einmal ein König namens, Jitshatru. Er lebte in der Stadt Vanijya. In derselben Stadt wohnte ein Mann namens, Anand. Dieser war sehr wohlhabend, besaß Millionen von Goldmünzen, war sehr erfolgreich im Handel und besaß außerdem 40 000 Kühe. Er war ein sehr angesehener Mann, sowohl beim König, als auch bei den Bewohnern der Stadt.
Eines Tages besuchte Mahavira diese Stadt, um zu den Menschen zu sprechen. Auch Anand besuchte diese religiöse Zusammenkunft. Nach diesem Vortrag, beschloss Anand die zwölf Gelübde eines Laien zu akzeptieren. Nachdem Anand diese Gelübde vierzehn Jahre befolgt hatte, entschied er sich, von allen weltlichen Geschehnissen zurückzuziehen. Er rief seine Kinder zu sich und übergab ihnen sein Geschäft, alle familiären Verpflichtungen und teilte ihnen mit, ihn von seinem spirituellen Weg, nicht abzuhalten. Er verbrachte den Rest seines Lebens in strenger Askese und Meditation.
Nach einigen Jahren erreichte er durch seine Lebensweise göttliches Wissen, Anadhijnan, genannt. Dies geschah zu einer Zeit, in der Mahavira sich mit seinen Anhängern in der Stadt aufhielt. Eines Tages, während Gautamswami, engster Schüler von Mahavira, seine Almosenrunde machte, hörte er, dass sich die Menschen über den schlechten Gesundheitszustand von Anand Sorgen machten und dass er Anadhijnan, erreicht habe. Daraufhin beschloss Gautamswami, seinen Schüler, Anand zu besuchen. Als Gautamswami bei Anand ankam, lag dieser im Bett. Nachdem Anand seinen Guru durch eine Verbeugung begrüßt hatte, berichtete er ihm von seinen Bewusstseinsveränderungen, Anadhijnan und dass er im Stande sei die zwölf Devaloka (Plätze wo göttliche Wesen leben), zu sehen. Gautamswami erwiderte darauf, dass ein Laie wohl solches Bewusstsein erlangen könne, aber nicht fähig sei, soweit blicken zu können. Er forderte Anand auf, Buße zu tun, für das sprechen einer Lüge. Anand verstand die Forderung seines Gurus nicht, denn er sprach die Wahrheit. Er wollte jedoch seinem Lehrer gegenüber, nicht ungehorsam sein, und gleichzeitig dachte er an die Ungerechtigkeit jetzt Buße zu tun. Sehr höflich und respektvoll fragte er seinen Lehrer, "Guruji, ist es für jemand notwendig Buße zu tun der die Wahrheit spricht?" "Nein", erwiderte Gautamswami. Gautamswami glaubte Anand einfach nicht und ging zu Mahavira, seinem spirituellen Lehrer, um ihn um Rat zu fragen.
Gautamswami berichtete Mahavira über das Gespräch mit Anand. Mahavira sagte, "Gautam, Anand hat Recht. Er hat dieses Wissen erlangt und ist zu dieser Weitsicht fähig. Wie kann eine so gelehrte Person wie du, solch einen Fehler machen? Du solltest ihn um Vergebung bitten." Gautamswami erkannte seinen Fehler und ging sofort zurück zu Anand um sich zu entschuldigen und um Vergebung zu bitten. Anand war sehr erleichtert, dass Mahavira die Situation richtig erkannte, und nicht der Meinung seines engsten Schülers, Gautamswami, folgte. Er war auch sehr glücklich, dass sein Guru zu ihm kam, um ihn um Vergebung zu bitten. Er fühlte sich sehr gestärkt durch seine Religion und war glücklich über die Mönche, die ihr folgten. Anand fastete bis zu seinem Tod und wurde als himmlisches Wesen in einer der Himmelsregionen, Saudharma Devaloka, wiedergeboren. Nach der Vollendung seines Lebens als himmlisches Wesen, wurde er als Mensch in der Stadt Mahavideh wiedergeboren. Er erlangte absolute Befreiung (Moksh).