Vorwort
Diese Arbeit gibt einen kurze allgemeine Einführung in den Jainismus und einen kleinen Einblick in die Erzähltradition [1] innerhalb des Jainismus, wie ich sie während meiner dreieinhalb jährigen Feldforschung in Antwerpen/Belgien, [2] in der Jaina Diaspora erlebt habe, Geschichten als didaktisches Hilfsmittel der Traditionsvermittlung.
Diese Geschichten sammelte ich während des wöchentlichen Unterrichts, Patshala, genannt. Jeden Sonntag erhalten die Kinder im Pfarrsaal der katholischen Kirche Unterweisungen in ihre kulturellen - religiösen Traditionen. Die Weitergabe religiöser Kenntnisse durch Geschichten ist fester Bestandteil dieses Unterrichts.
Auch während meinen häufigen Besuchen bei den Jaina-Gemeinschaften in England, wo auch Pathshala für Erwachsene stattfindet, habe ich diese Geschichten, oder Teile davon, des Öfteren gehört. Zur Ergänzung meiner gesammelten Daten, diente das Buch Jain Stories, [3] das ich zur Vervollständigung der Geschichten benutzte.
Über einen langen Zeitraum hatte ich die Gelegenheit diese faszinierenden Geschichten zu hören. Einige davon schrieb ich in mein Feldtagebuch und möchte sie in dieser Arbeit vorstellen. So wie der Jainismus, sind auch die Geschichten dieser mehr als 2500 Jahre alten Religion, im deutschsprachigen Raum, so gut wie unbekannt.
Mit dieser Arbeit erscheint zum ersten Mal eine Sammlung von Geschichten aus dem Jainismus in deutscher Sprache. An den Anfang stelle ich die wohl bekannteste und am häufigsten erzählte Geschichte von den sechs blinden Männern und die Begegnung mit einem Elefanten. Den Abschluss bildet Chandanbala, diese Geschichte wird vor allem von Kindern und Jugendlichen an Festtagen, als Theaterstück aufgeführt.
- Für Henry und Alina -