Schwierigkeiten im Inneren können am besten überwunden werden durch den uneingeschränkten Gebrauch der Sinne, ohne Bewertungen jedweder Art. Preksha Meditation kann uns zur Kunst des Hörens, Schmeckens, Riechens, Sehens sowie des Tastens und Empfindens führen. Unverfälschte Sinneswahrnehmung ermöglicht die kunstvolle Gestaltung des Lebens wie das Skizzieren von Strichen die kunstvolle Gestaltung eines Gemäldes. Einzelne Striche einer Skizze wirken wenig ansprechend, in der ausgewogenen Gesamtheit eines Bildes formen sie ein Kunstwerk von ausgesuchter Schönheit. Durch den direkten Einsatz der Sinne transformiert sich unsere innere Welt.
Ich habe viele Menschen kennengelernt, deren äußere Attraktivität mit dem Wachsen ihrer inneren Unruhe und Unausgeglichenheit abnahm. Die inneren Bewegungen eines Menschen sind so mächtig, dass sie sich in seinem Verhalten widerspiegeln und die gesamte Atmosphäre um ihn herum mit den Spannungen seiner Verzweiflung aufladen. Die Konzentration auf eine Wahrnehmung, die des Atems, ist für die ausgewogene Steuerung aller Sinneswahrnehmungen so wichtig, weil wir den Geist damit daran hindern, von einer Wahrnehmung zur nächsten, also von einem Gedanken zum nächsten zu eilen. Der Strom unserer Gedanken ist schier endlos, ein ständiges Kommen und Gehen. Diese Fülle müssen wir bändigen, wenn wir nicht in Schwierigkeiten geraten wollen. In der Preksha Meditation lernen wir, mit der Bewegung des Einatmens unsere Gedanken wahrzunehmen, sie anzunehmen, und sie mit der Bewegung des Ausatmens wieder gehen zu lassen, ohne dass sie Eindrücke im Geist hinterlassen.
Man mag sich fragen, warum man sich um die Stabilisierung des Geistes kümmern sollte und was es nützt, sich zu konzentrieren, das Leben geht so oder so weiter, warum dann all die Mühe. Bei diesen Fragen sollte man nicht stehen bleiben, sondern sich fragen, ob man ausschließlich auf der Bewusstseinsebene der sensorischen Wahrnehmung verweilen und nicht auf der extrasensorischen leben möchte. Das Leben auf der extrasensorischen Bewusstseinsebene ist von dem der sensorischen völlig verschieden. Sobald man die erste Erfahrung auf der extrasensorischen Bewusstseinsebene macht, betritt man eine neue Welt. In diesem Zusammenhang möchte ich eine Geschichte erzählen:
In alter Zeit zog einmal ein König mit großem Gefolge auf einem Elefanten durch eine Stadt. Die Straßen waren dicht gesäumt von Schaulustigen, die sich den königlichen Prunk und Pomp nicht entgehen lassen wollten. Als die Prozession in der Nähe des Marktplatzes angelangt war, hielten die Markthändler inne, um ihren König zu grüßen. Als der König in Erwiderung des Grußes stehen blieb, fiel sein Blick auf eine Gruppe von Kindern, die in ein Spiel vertieft war. Der König war erstaunt darüber, dass die Kinder weder ihn bemerkten, noch die Augen hoben, um sich sein Gefolge anzuschauen. Es ist eine der Wahrheiten dieser Welt, dass eine im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stehende Persönlichkeit die Masse derer nicht beachtet, die ihm ihre ganze Aufmerksamkeit schenkt, sich wohl aber für jene Wenigen interessiert, die keine Notiz von ihr nehmen. Er befahl also seinem Mahout, den Elefanten anzuhalten und stieg ab. Die Umstehenden erschreckten sich sehr, als der König plötzlich von seinem Elefanten stieg.
Alle hatten Angst. Sie scharten sich um den König und fragten: „Eure Majestät, was ist los?“ Der König entgegnete: „Ich möchte dorthin gehen!“ Dabei zeigte er auf die spielenden Kinder. Als er die Gruppe erreicht hatte, blieb er eine ganze Weile stehen und betrachtete sie. Selbst dann bemerkten sie ihn nicht. Ein Kind saß auf einem Sandhaufen, die anderen vor ihm. Nach einer Weile sprach der König die Kinder an: „Kinder, schaut einmal, wer gekommen ist!“ Der Anführer der Gruppe sagte: „Wer auch immer das sein mag, was geht mich das an?“ - „Sieh nur, vor dir steht der König!“ - „Und wenn es so wäre, was weiter?“ - „Oh Kinder, ihr seid so schlau, spielt aber mit Matsch!“ - „Was sollte eine irdische Puppe anderes tun, als mit Erde zu spielen?“
Der König hatte nicht damit gerechnet, von einem kleinen Jungen eine solche Antwort zu kriegen. Die Antwort kam nicht nicht aus der Welt der Sinne, sondern von jener höheren Bewusstseinsebene, die über die Sinne hinausreicht. Der König wunderte sich und sagte: „Liebes Kind, du bist sehr herzig. Möchtest du mit mir kommen und in meinem Palast leben?“ Das Kind entgegnete: „Lass’ mich nachdenken.“ Es schloss seine Augen und meditierte 2 – 3 Minuten lang. Als es seine Augen wieder öffnete, sagte es: „Ich komme unter zwei Bedingungen mit.“ - „Wie lauten deine Bedingungen?“ - „Wenn ich schlafe, musst du über mich wachen.“ - Der König gab zu bedenken: „Über mich wachen andere, wie kann ich dann über dich wachen?“ - „Die zweite Bedingung ist, dass du 24 Stunden lang bei mir bist.“ - „Aber ich muss ein Königreich regieren. Es ist mir unmöglich, 24 Stunden lang bei dir zu sein. Schade, ich kann deine Bedingungen nicht erfüllen.“ - „Dann kann ich nicht mitkommen und in deinem Palast leben. Wenn ich schlafe, wacht Gott über mich, und er ist 24 Stunden lang bei mir. Warum sollte ich ihn verlassen, um mit dir zu leben?“
Diese Geschichte verdient eine genaue Analyse. Würde bekannt gegeben werden, dass der König jemanden zu sich in den Palast aufnehmen möchte, begäben sich sofort viele auf den Weg zu ihm. Die Anziehungskraft von Reichtum und Macht wirkt bis in den entferntesten Winkel, wie konnte ein Kind dem König eine derartige Antwort geben? Woher kommt die Antwort? Sie kommt von der extrasensorischen Bewusstseinsebene. Deren Ziel ist weder ein Leben im Palast des Königs, noch ein Leben in Reichtum und Wohlstand - sondern ein Leben im inneren Königreich, in der Welt, die weit über die Sinne hinausreicht. Ziel der Preksha Meditation ist die Entwicklung dieser Bewusstseinsebene. Viele Menschen erleben die über die Sinne hinausreichende Welt gar nicht, ja, sie erfahren nicht einmal etwas darüber. Diejenigen jedoch, die sie kennen, können sie nicht beschreiben.