Die Jainas [1927 W. Schubring]: Seelen

Veröffentlicht: 21.10.2012
Aktualisiert: 02.07.2015

II. Weltbild

4. Seelen

Dasaveyāliya 4, Anf.: Hier [ist] der Lehrabschnitt namens „Sechs Seelenformen”, vom Heiligen Mönch Mahāvīra, dem Kāśyapa, verkündet [und] trefflich formuliert [und] bekannt gemacht. [Schüler:] „Gut [ist es] für mich, [sie] zu studieren, [denn] Bekanntgabe der heiligen Lehre [bedeutet für uns] Studium. Wie [lautet] denn nun der Lehrabschnitt namens 'Sechs Seelen-formen'?” Er lautet wie folgt: [Seelen] in Erde, [Seelen] in Wasser, [Seelen] in Feuer, [Seelen] in Wind, [Seelen] in Pflanzen [und Seelen] in [freiwillig] beweglichen Körpern, [das sind die sechs Seelenformen]. Die Erde (das Wasser, das Feuer, der Wind, die Pflanzen[welt]) heißt lebendig, viele Seelen enthaltend, je einzelne Wesen umfassend, außer nach Bearbeitung durch ein Werkzeug. [...] [Freiwillig] bewegliche Wesen aber sind die folgenden: sie kriechen aus dem Ei, sie werden fertig geboren, sie kommen mit der Eihaut zur Welt; sie entstehen in Feuchtigkeit, im Schweiß, durch Gerinnung [der umgebenden Substanz]; [sie erscheinen] aus dem Schoße der Erde [oder] aus dem Nichts. Wesen, die vorwärts [und] rückwärts gehen, sich beugen [und] sich strecken, rufen, schweifen, zittern, weglaufen, Kommen und Gehen kennend;,,Würmer und Insekten, Läuse und Ameisen”, [40] [kurz,] alle [Wesen] mit zwei Sinnen, [ferner] alle [Wesen] mit drei, mit vier [und] mit fünf Sinnen, [letztere als da sind] alle [höheren] Tiere, alle Höllenwesen, alle Menschen, alle Götter, [also] alle Wesen höchsten und niedersten Grades [41] - diese sechste Seelen-Klasse heißt die Gruppe der [frei] beweglichen Seelen.

Viyāhapannatti 19, 3: Von den [Leibern der] Erd-, Wasser-, Feuer-, Wind- und Pflanzen-Seelen ist der [feine, d. h. jenseits der Wahrnehmung liegende] Leib der Pflanzen-Seele der feinste. (Dann folgen) die Wind-Seele, die Feuer-Seele, die Wasser-Seele [und] die Erd-Seele. Von (denselben) ist der [grobe, d. h. sinnlich greifbare] Leib der Pflanzen-Seele der gröbste. (Dann folgen) die Erd-Seele, die Wasser-Seele, die Feuer-Seele [und] die Wind-Seele. -

Von den [Leibern der] Erd-, Wasser-, Feuer-, Wind- und Pflanzen-Seelen, [diese Leiber seien] fein [oder] grob, [voll]entwickelt [oder] unentwickelt, [42] hat [der] einer feinen unentwickelten Pflanzen-Seele bei der kleinstmöglichen Größe die geringste Ausdehnung. [43] Unbestimmt vielmal größer [ist] die Ausdehnung einer feinen unentwickelten Wind-Seele. [...]

Viyāhapannatti 19, 3: Was für einen Schmerz, Herr, empfindet eine Erd-Seele, der man zu nahe tritt? - Wenn, Goyama, etwa ein junger, kräftiger, gesunder, geschickter [und] in Fertigkeiten ausgebildeter Mann mit starken Fingern, festen Händen [und] Füßen, festem Rücken, festen Seiten [und] Schenkeln einen alten, schwächlichen, matten Mann gebrechlichen Leibes mit beiden Händen auf den Kopf schlagt, was für einen Schmerz empfindet dieser Mann dann [wohl]? - Herr, einen unwillkommenen, unlieben, unguten, unschönen, ungefälligen, unangenehmen! - Unwillkommener, [...] unangenehmer als die Schmerzen dieses Mannes ist, Goyama, der Schmerz, den eine Erd-Seele empfindet, der man zu nahe tritt. [44]

Āyāra (Bambhacerāiṃ) S. 3, Z. 18-24: Wahrlich, ich sage: es gibt Wesen, die dem Wasser angehören, viele Seelen. Merket, hier ist fürwahr den Hauslosen [Mönchen] das Wasser für [eine Vielheit von] Seelen erklärt worden. Wenn wir dann das Werkzeug, [das] ihm gegenüber [gebraucht wird], genau betrachten, siehe, so wird das Werkzeug [in seinen] einzeln[en Arten] klargemacht: das eine Mal liegt unerlaubte Aneignung [45] vor:,,wir dürfen, [ja] wir dürfen [frisches Wasser] [46] trinken”, [so heißt es,] das andere Mal beschädigen sie es mit Werkzeugen so oder so, um sich schmuck zu machen. Auch hierbei [sollte es] ihnen nicht zur Mißachtung [dienen].

Dasaveyāliya 4, VII-X: Ein Mönch oder eine Nonne, [je] beherrscht, enthaltsam und dem Widerstand gegen und der Ablehnung von schlimmem Tun ergeben, soll weder am Tage noch in der Nacht, weder allein noch im Verein mit anderen, weder im Schlaf noch im Wachen die Erdfläche, einen Abhang, einen Stein, ein Erdkloß oder einen Gegenstand [47]  oder ein Kleid, an dem Erde haftet, mit der Hand, mit dem Fuß, einem Holz, einem Stock, einem Hölzchen, einem Stäbchen oder einer Handvoll solcher ritzen, kratzen, rühren oder durchstechen; [...] soll weder [...] noch [...] [rinnendes] Wasser, Reif, Schnee, feuchten Dunst, Hagel, Tau, Regenwasser oder einen nassen oder feuchten Gegenstand oder ein (solches) Kleid anfassen, berühren, drücken, pressen, schwenken, schütteln, ihm zusetzen oder es hart mitnehmen; [...] soll weder [...] noch [...] [brennendes] Feuer [glühende] Kohle, verglimmendes Feuer, ein Ablegefeuer, eine Fackel, einen Feuerbrand, Feuer ohne Brennstoff [48] oder meteorisches Feuer bewirken, darin rühren, [es] zum Aufflammen bringen oder auslöschen; [...] soll weder [...] noch [...] mit einem [Yakschweif als] Wedel, einem Fächer, einem [zweiteiligen] Palmblatt, einem [anderen] Blatt oder einem Teil (davon), einem Zweig oder einem Teil (davon), einem Vogelschwanz oder mehreren (davon), einem Kleid oder einer Ecke (davon) seinen eigenen Körper oder einen Stoff außerhalb [desselben] [49] anblasen oder fächeln, (in allen Fällen) auch nicht einen Anderen veranlassen, (dies zu tun), oder es gutheißen, wenn ein Anderer es tut.

Fußnoten
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Quellen
Titel:
Die Jainas
Reihe:
Religionsgeschichtliches Lesebuch; 7
Verlag:
J.C.B. Mohr, Tübingen
Erscheinungsjahr:
1927 (2. erw. Auflage)
Seitenzahl:
iv + 33

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