Die Jainas [1927 W. Schubring]: Raumpunkte, Atome

Veröffentlicht: 20.10.2012
Aktualisiert: 02.07.2015

II. Weltbild

3. Raumpunkte, Atome [28]

Viyāhapannatti 20, 5: Ein Atom ist vierfach bestimmt: nach Substanz, Ort, Zeit [und] Zustand. Der Substanz nach ist es nicht zu schneiden, zu brechen, zu brennen, zu greifen; dem Ort nach ohne Hälfte, ohne Mitte, ohne Raumpunkt, ohne Teilung; der Zeit nach [...]; [29] dem Zustand nach im Besitz von Farbe, Geruch, Geschmack [und] Fühlbarkeit.

Viyāhapannatti 1, 10: Zwei Atome verbinden sich miteinander, [und zwar] warum? Zwei Atome haben ein Quantum Klebrigkeit, kraft dessen verbinden sie sich miteinander. Werden sie geschieden, so tritt eine Zweiteilung ein; wenn diese geschieht, so ist je ein Atom für sich. Drei Atome verbinden sich miteinander, [und zwar] warum? Drei Atome haben [...] (wie eben) [...] Werden sie geschieden, so tritt eine Zweiteilung oder eine Dreiteilung ein. Wenn eine Zweiteilung eintritt, so ist ein Atom für sich und ein Aggregat aus zwei Atomen [30] für sich; wenn eine Dreiteilung eintritt, so ist je ein Atom für sich [...] Ein Aggregat [von zwei und mehr bis zu unendlich vielen Atomen] ist nicht ewig, es nimmt beständig zu oder ab.

Viyāhapannatti 8, 9: Verband ist zweifach: er geschieht auf Einwirkung [oder] von selbst. Der Verband,,von selbst” ist zweifach: er hat einen Anfang, [oder] er hat keinen Anfang. Der Verband ohne Anfang [liegt vor] bei dem anfangslosen, von selbst vorhandenen gegenseitigen Verband [der Atome] in den Grundtatsachen Regung, Hemmung [und] Raum. Er besteht teilweise, nicht ganz und gar, [31] und ist ewig. Ein Verband mit Anfang geschieht [erstens] auf Grund von Bindung bei Atomen [mit ihresgleichen und] bei [Aggregaten] von zwei bis zehn, zahlreichen, unzähligen [und] unendlich vielen Atomen, und zwar kraft Klebrigkeit, Trockenheit [und] einem Mittel aus beiden, [sofern] der Grad [dieser Eigenschaften bei den für die Verbindung in Betracht kommenden] verschieden [ist]; sie dauert mindestens einen Zeitpunkt, [32] längstens eine unmeßbar lange Zeit. [33]

Verband auf Einwirkung ist dreifach: ohne Anfang [und] ohne Ende, mit Anfang und ohne Ende, [und] mit Anfang [und] mit Ende [...]. [Der Verband] mit Anfang [und] mit Ende ist [...] [viertens] der Verband, der durch Einwirkung einen Leib gestaltet, [...] [und dieser ist] fünffach [je durch Gestaltung der fünf genannten Leiber] [...]. Der Verband zu irdischem Leib [eignet] Wesen mit [nur] einem Sinn [und] mit zwei [bis] fünf Sinnen [34] [und kommt zustande] durch Wirksamwerden des Karman namens „Bewirkung eines irdischen Leibes” in Richtung auf Handeln, Betätigung, Existenz und Leben, [und das] kraft des Besitzes von Energie, der Anwendung von Betätigung [und] von innerem Sinn, Rede und Körper des Wesens als Substanz [auf seiten der Seelen und] kraft Unachtsamkeit.

Rāyapaseṇaijja, [35] neue Ausgabe 140a: Es sei ein Gemach in einem Lusthaus, dicht [und] sicher, [die Wände] doppelt [mit Kuhdung] bestrichen [und samt] der Tür [gut] verwahrt. Wenn nun ein Mann dies Gemach mit einem Licht oder einer Lampe betritt, überall [und] ringsum die Öffnungen [und] Türen [36]  dicht, fest [und] ohne Zwischenraum schließt und mitten im Gemach die Lampe anzündet, dann erhellt, beglänzt, bescheint [und] erleuchtet diese das Gemach [von] innen, aber außen [scheint sie] nicht. Wenn nun jener Mann die Lampe mit einem Tafelkorb [37]  zudeckt, so erhellt [...] sie diesen [von] innen, aber außen [scheint sie] nicht. Ebenso ist [es im Falle] eines Futterkorbes, eines Getreidekorbes, eines Vogelkorbes, [38] [die je kleiner sind als der vorige], einer [ganzen] Gallon, einer halben [Gallon], eines [ganzen] Liters, eines halben Liters, eines Quarts, eines Achterls, eines Sechzehnerls, eines Zweiunddreißigerls, eines Vierundsechzigerls [39] [und endlich] eines Lichthütchens. Dann erhellt [...] die Lampe das Hütchen [von] innen, aber außen [scheint sie] nicht. Ganz ebenso schafft auch die Seele den Leib als gebunden durch [ihr] früheres Karman [und] belebt ihn mit unzähligen Seelen-Atomen, er sei klein oder groß. Darum glaube du, o Paesī.

Fußnoten
28:

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29:

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30:

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32:

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39:

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Quellen
Titel:
Die Jainas
Reihe:
Religionsgeschichtliches Lesebuch; 7
Verlag:
J.C.B. Mohr, Tübingen
Erscheinungsjahr:
1927 (2. erw. Auflage)
Seitenzahl:
iv + 33

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