Übersetzung:
Sanskrit: स्थानाङ्ग sthānāṅga; Prakrit: ठाणंग ṭhāṇaṃga, wörtlich etwa: "Aṅga des (rechten) Platzes (der Dinge)".
Das Kompositum Sthānāṅga ist die resanskritisierte Form des älteren Prakritwortes Ṭhāṇaṃga und wird gebildet aus den Gliedern स्थान sthāna (n.) hier: "Platz", "Position" (abgeleitet von der Sanskritwurzel स्था sthā "stehen") + अङ्ग aṅga (n.) "Glied".
Bedeutung:
Der Titel des Sthananga, des dritten Anga des Shvetambara Kanon, das von den Mönchen im achten Studienjahr nach der Diksha studiert werden soll, [1] verweist auf dessen Inhalt, der größtenteils aus Listen verschiedener Gegenstände der Religion in zahlenmäßiger Ordnung (1-10) und deren Position im religiösen System besteht; insofern bildet das Sthananga eine Parallele zum Anguttaranikaya des buddhistischen Pali-Kanons. Die Auflistungen enthalten häufig Zahlengleichnisse, wie etwa:
"Es gibt vier Arten von Körben, so auch von Lehrern.
Es gibt vier Arten von Fischen, so auch von Bettlern.
Es gibt vier Arten von Kugeln, so auch von Männern. [...]" [2]
Von besonderem Interesse ist jedoch ein im Text enthaltenes Inhaltsverzeichnis des Drishtivada, dem nur in Fragmenten erhaltenen 12. Anga des Shvetambara Kanon. [3]
Albrecht Weber: "Ueber die heiligen Schriften der Jaina", in: Indische Studien 16 (1883), S. 1-90 und Indische Studien 17 (1885), S. 211-479., S. 267.
Moritz Winternitz: Geschichte der Indischen Litteratur. Zweiter Band: Die buddhistische Literatur und die heiligen Texte der Jainas, Leipzig 1920, S. 300.