Sanskrit: श्वेताम्बर śvetāmbara (m.) "Weißgekleideter".
Das Sanskritkompositum śvetāmbara wird gebildet aus den Gliedern sveta "weiß" und ambara "Kleidung" (sveta + ambara > svetāmbara).
Die weißgekleideten Shvetambaras bilden neben den nacktgehenden Digambars eine der zwei Hauptrichtungen innerhalb der Gemeinschaft der Jainas (sangha).
Aufgrund unterschiedlicher Lehrmeinungen kam es im Verlauf der Geschichte mehrmals zu Spaltungen innerhalb des Jainismus, weshalb bis heute zahlreiche Jaina Sekten und Schulen existieren. Die folgenreichste Spaltung der Gemeinschaft der Jainas war das sogenannte große Schisma, das zur Trennung von Shvetambaras und Digambaras führte. Als Grund der Spaltung wird zumeist die Frage der rechten Bekleidung angeführt, wobei die Digambaras das von Mahavira als besonders verdienstlich angesehene Nacktgehen zur verbindlichen Regel erklärt hatten, während die Shvetambaras sich auf die eher mildere Kleiderordnung Parshvanathas beriefen, der die Mönchsrobe erlaubte.
Zentren des Jainismus in Indien |
Zu den ursprünglichen Differenzen zwischen Shvetambaras und Digambaras in der Kleiderfrage kommen Verschiedenheiten in Glaube und Ritus hinzu:
- Die Digambaras vetreten die Meinung, daß Frauen keine Fähigkeit zur Erlösung (moksha) besitzen. Aus diesem Grund gibt es in der Digambara Gemeinschaft keine Nonnen, da Frauen zunächst eine Geburt als Mann erlangen müssen. Die Shvetambaras hingegen halten auch Frauen für erlösungsfähig und gestehen ihnen den Status als Nonne zu.
- Der Jaina Kanon (agama) der Shvetambaras wird von den Digambara nicht anerkannt. Während die Digambaras glauben, daß der Kanon allmählich vollständig verlorengegangen sei, gehen die Shvetambaras davon aus, daß der Hauptteil der heiligen Schriften bis in die Gegenwart überliefert worden sei.
- Die Digambaras glauben nicht an den Embryotransfer, welcher der Geburt des letzten Tirthankara Mahavira vorangegangen sein soll.
- Die Shvetambaras sind der Ansicht, daß auch ein Tirthankara Nahrung zu sich nehmen muß, während die Digambaras dies verneinen.
Während die Shvetambaras heute vorwiegend im nordwestlichen Indien (Gujarat und Rajasthan) leben, befinden sich die Zentren der Digambaras im Süden, insbesondere in Karnataka.