Jaina Deklaration über das Wesen der Natur

Veröffentlicht: 12.01.2013
Aktualisiert: 02.07.2015

Jahrhundertelang blühte die Kultur des Jainismus, dem Leitstern der Philosophie der Gewaltlosigkeit und ökologischen Harmonie folgend, Seite an Seite mit vielen anderen Weltanschauungen des alten Indien. Sie wurde so zu einem lebenswichtigen Bestandteil der indischen Lebensart und trug wesentlich zu deren philosophischem, künstlerischem und politischem Erbe bei. Während einiger Perioden der indischen Geschichte waren sowohl unter den Entscheidungsträgern, als auch unter der Bevölkerung viele Jaina, Anhänger der Jina, der spirituellen Sieger.

Die ökologische Philosophie des Jainismus, die spirituellem Streben entströmte, war immer auf Ethik, Ästhetik, Kunst, Literatur, Ökonomie und Politik zentriert. In all ihrer Pracht wird sie von den 24 Jinas oder Tirthankaras (Furtbereitern) der gegenwärtigen Ära repräsentiert, deren Beispiel und Lehre ihr lebendiges Erbe über die Jahrtausende hinweg waren und sind.

Obwohl die schätzungsweise 10 Millionen Jaina des modernen Indien nur einen Bruchteil der Bevölkerung bilden, haben Botschaft und Motive der Jaina Perspektive mit ihrer Ehrfurcht vor dem Leben in all seinen Formen, ihrem Einsatz für die Weiterentwicklung der menschlichen Zivilisation und das Bewahren der natürlichen Umwelt immer noch einen tiefgehenden, überall zu findenden Einfluss auf das Leben und der Einstellung dazu in Indien.

Das lebhafteste und berühmteste Beispiel für den Einfluss der Jaina ist im 20. Jahrhundert Mahatma Gandhi, gefeiert als Vater der Nation. Gandhis Freund, Shrimad Rajchandra, war ein Jaina. Die beiden großen Männer haben bis zu Rajchandras Tod über Ethik und Glaubensfragen korrespondiert. Die zentrale Jainalehre der Ahimsa, der Abkehr von der Gewalt, war der Leitgrundsatz für Gandhis zivilen Ungehorsam für Freiheit und soziale Gleichheit. Seine ökologische Philosophie fand angemessenen Ausdruck in seiner Beobachtung, dass das größte Projekt der Menschheit sich nicht mit dem kleinsten Wunder der Natur messen könne.

I. Die Lehren Der Jaina

1. Ahimsa (Gewaltfreiheit)

Die ökologische Jaina Philosophie ist geradezu gleichbedeutend mit dem Grundsatz der Ahimsa (Abkehr von der Gewalt, Gewaltfreiheit), die sich wie ein goldener Faden durch die Jainatradition zieht

  • Ahimsa parmo dharma (Gewaltfreiheit ist die höchste Religion)

Mahavira, der 24. und letzte Tirthankara (Furtbereiter) des gegenwärtigen Zeitalters, lebte ungefähr vor 2600 Jahren in Nordindien und führte die zwei Jahrhunderte vorher von Tirthankara Parshva und abermals Jahrtausende vorher von den anderen 22 Tirthankaras des gegenwärtigen Zeitalters, beginnend mit Adinatha Rishabha, verkündeten Jainalehren zusammen, die auf Frieden, Harmonie und Selbstbeschränkung gründen. Mahavira warf ein neues Licht auf die ewige Suche der Seele nach Wahrheit durch die Disziplin der Ahimsa. Er sagte:

  • “Nichts ist so klein und subtil wie das Atom, kein Element so ausgedehnt wie der Raum. Genauso ist keine Qualität der Seele subtiler als die Gewaltlosigkeit und keine Tugend des Geistes größer als die Ehrfurcht vor dem Leben.“

Den Grundsatz der Ahimsa lehren und praktizieren die Jaina nicht nur im Hinblick auf den Menschen, sondern auf die gesamte Natur. Diese unvergleichliche Lehre ist zeitgenössisch und sehr alt zugleich. Die Schriften überliefern uns:

  • "All die Arhats (Verehrungswürdigen) der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lehren, raten, erklären, und verkünden dies einstimmig: Verletze, misshandele, unterdrücke, versklave, schmähe, quäle, foltere oder töte KEIN Geschöpf oder Lebewesen."

In dieser streitzerfressenen Welt des Hasses und der Feindseligkeiten, der Aggression und des Wachstums, der skrupellosen und ungezügelten Ausbeutung und des Konsumdenkens, erkennt die Jaina Perspektive das Übel der Gewalt in seinem ungeheuren Ausmaß.

Die Lehre der Ahimsa bezieht sich nicht nur auf Kriege und physikalisch sichtbare Gewalttaten, sondern auch auf die Gewalt in den Köpfen und Herzen der Menschen, ihren Mangel an Betroffenheit und Mitgefühl für die Mitmenschen und die Natur. Alte Jaina Texte erläutern, dass unbeabsichtigtes Zufügen von Schaden keine Gewalt (Himsa) ist, weil keine Absicht vorliegt. Ohne gewalttätige Gedanken gibt es keine gewalttätigen Handlungen. Sobald die Gewalt sich in unseren Gedanken breit macht, sollten wir uns an Tirthankara Mahaviras Worte erinnern:

  • “Du bist es selbst, den du zu schlagen, schmähen, foltern, verfolgen, quälen, versklaven oder töten beabsichtigst.“

2. Parasparopagraho jivanam (Unabhängigkeit)

Mahavira verkündete eine tiefe, für alle Zeiten gültige Wahrheit, als er sagte:

  • “Wer das Vorhandensein von Erde, Luft, Feuer, Wasser und Vegetation vernachlässigt oder gering schätzt, schätzt sein eigenes Dasein gering, das mit ihnen eng verbunden ist.“

Die Jaina Kosmologie kennt das fundamentale Naturphänomen der Symbiose oder wechselseitigen Abhängigkeit, das die Grundlage der modernen wissenschaftlichen Ökologie bildet. In diesem Zusammenhang ist es relevant zu erinnern, dass der Begriff ‚Ökologie’ in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts geprägt wurde und aus dem griechischen Wort ‚oikos’ abgeleitet ist, das ‚Heim’ bedeutet, ein Platz, an den man heimkehrt. Ökologie ist derjenige Zweig der Biologie, der sich mit den Beziehungen der Organismen zu ihrer Umwelt und zu anderen Organismen befasst.

Der antike, schriftlich überlieferte Jaina Aphorismus Parasparopagraho jivanan (Alles Leben ist miteinander durch wechselseitige Unterstützung und Abhängigkeit verbunden) ist erfrischend zeitgenössisch in Prämisse und Perspektive. Er definiert den Anwendungsbereich der modernen Ökologie und erweitert ihn zu einem weiträumigeren Begriff von ‚Heim’. Es bedeutet, dass alle Aspekte der Natur zusammengehören und in einer sowohl physischen als auch metaphysischen Beziehung zueinander stehen. Das Leben wird als ein Geschenk von Zusammengehörigkeit, gegenseitiger Versorgung und Beistand in einem Universum gesehen, das von sich einander bedingenden Bestandteilen wimmelt.

3. Anekantavada (Doktrin der mannigfaltigen Aspekte)

Das Konzept der universalen Abhängigkeit untermauert die Erkenntnistheorie der Jaina, bekannt als Anekantavada oder Doktrin der mannigfaltigen Aspekte. Anekantavada beschreibt die Welt als vielfältige, in stetem Wandel begriffene Realität mit unendlich vielen Gesichtspunkten, abhängig von Zeit, Ort, Wesen und Zustand des Betrachters und des Betrachteten.

Das führt zu der Doktrin des syadvada oder Relativität, die besagt, dass die Wahrheit relativ zu den verschiedenen Gesichtspunkten (nayas) ist. Der Wahrheitsgehalt eines Gesichtspunktes ist fragwürdig im Hinblick auf einen anderen. Die absolute Wahrheit kann durch keinen Gesichtspunkt erfasst werden, denn sie ist die Summe aller verschiedenen Gesichtspunkte, die das Universum bilden.

Weil der Jainismus in den Doktrinen des anekantavada und der syadvada wurzelt, betrachtet er das Universum weder unter anthropozentrischen, noch ethnozentrischen oder egoistischen Gesichtspunkten. Er zieht auch die Gesichtspunkte anderer Spezies, anderer Gemeinschaften und Nationen sowie die anderer Menschen in Betracht.

4. Samyaktva (Gelassenheit)

Die Disziplin der Gewaltlosigkeit, die Anerkennung universaler Interdependenz und die Logik der Doktrin der mannigfaltigen Aspekte führt unausweichlich zur Vermeidung dogmatischer, intoleranter, unflexibler, aggressiver, abträglicher und einseitiger Haltungen gegenüber der Welt ringsumher. Sie inspiriert die persönliche Suche jedes Jaina nach samyaktva (Gelassenheit) gegenüber beiden, jiva (Lebewesen) und ajiva (unbelebte Substanzen und Objekte). Sie fördert eine Haltung des Gebens und Nehmens und des Lebenlassens und Leben.

Sie ermöglicht einen pragmatischen Friedensplan, der nicht auf Vorherrschaft von Natur, Nationen oder anderen Menschen basiert, sondern auf einer gelassenen Geisteshaltung, die der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts des Universums gewidmet ist.

5. Jiva daya (Mitgefühl, Einfühlungsvermögen und Wohltätigkeit)

Obwohl der Begriff ‘ahimsa’ (a = keine, himsa = Gewalt) ein negativer Ausdruck ist, beheimatet er positive Zielsetzungen und Handlungen von großer Relevanz für zeitgenössische Umweltbelange.

Ahimsa bildet einen Aspekt der daya (Mitgefühl, Empathie, Mildtätigkeit), die ein großer Jaina Lehrer als die ‚wohltätige Mutter allen Seins’ und als ‚Heilmittel für alle, die leidend diesen großen Ozean der aufeinanderfolgenden Geburten durchqueren’ bezeichnete.

Jiva daya bedeutet Sorge für alle Lebewesen und ihre Teilhabe am Leben. Sie zu hüten, zu beschützen und ihrem Wohlergehen zu dienen, sowie universale Freundlichkeit (maitri), Vergebung (kshama) und Furchtlosigkeit (abhaya) sind darin enthalten.

Jaina, seien sie nun Mönche, Nonnen oder Haushälter (Laienanhänger) bekräftigen daher andächtig und aufrichtig, dass ihr Herz mit Vergebung für alle Lebewesen angefüllt ist und dass sie die Vergebung aller Lebewesen erstrebt und erhalten haben, dass sie sich nach der Freundschaft aller Wesen sehnen, dass alle Wesen ihnen ihre Freundschaft gewähren und dass es nicht das kleinste Gefühl von Entfremdung oder Feindschaft für irgendjemanden oder irgendetwas in ihrem Herzen gäbe. Sie beten auch darum, dass Vergebung und Freundlichkeit die Welt regieren möge und dass alle Lebewesen einander wertschätzen.

II. Jaina Kosmologie

Die Jaina erkennen keine intelligente anfängliche Ursache als Schöpfer des Universums an. Die Jaina Theorie besagt, dass das Universum keinen Anfang und kein Ende hat. Dies geht zurück auf jiva und ajiva, die beiden ewigwährenden, unerschaffenen, unabhängigen und koexistierenden Kategorien.

    1. Bewusstsein ist jiva.
    2. Was kein Bewusstsein hat, ist ajiva [1]
  • Es gibt fünf ajiva Substanzen:
  1. Dharma - das Medium der Bewegung
  2. Adharma - das Medium der Ruhe
  3. Akasha - der Raum
  4. Pudgala - die Materie [2]
  5. Kala - die Zeit

Pudgala (Materie) hat eine Gestalt und besteht aus individuellen Atomen (paramanu) und Konglomeraten von Atomen (skandha), die gesehen, gehört, geschmeckt, gerochen und/oder gefühlt werden können. Den Jaina zufolge werden Energie, Klangphänomene, Dunkelheit, Schatten, Hitze und dergleichen von den Konglomeraten der Atome bewirkt.

Jiva (die Seele) hat keine Gestalt, ist aber während ihres weltlichen Werdegangs mit einem Körper bekleidet und gerät unter den Einfluss des einströmenden karmischen ‚Staubs’ (asravas). Das sind feinststoffliche, materielle Partikel, die von der Seele aufgrund ihrer weltlichen Aktivitäten angezogen werden. Die asravas binden die Seele solange an die physikalische Welt, bis sie das karmische Ergebnis herbeigeführt haben und von ihr 'wie reife Früchte’ abfallen und währenddessen andere Handlungen mehr asravas auf die Seele gezogen haben.

Mit Ausnahme der Arihantas (den Ewigvollkommenen) und der Siddhas (den Befreiten), welche die Leidenschaften abgebaut haben, die den 'Leim’ für die asravas bilden, befinden sich alle Seelen in karmischer Bindung zum Universum.

Sie durchlaufen in einer persönlichen Evolution einen kontinuierlichen Kreis von Tod und Wiedergeburt, der letztendlich zu moksha (ewiger Befreiung) führen kann.

In diesem Kreislauf befinden sich unzählige Seelen in den verschiedenen Stadien ihrer persönlichen Evolution, Erd-, Wasser-, Feuer-, Luft- und Pflanzenwesen, sowie mobile Wesen, von Bakterien über Insekten, Würmer, Vögel und größere Tiere bis hin zu menschlichen, höllischen und himmlischen Wesen.

Die Jaina Evolutionstheorie beruht auf einer Einstufung der physikalischen Körper, welche die dem Grad ihrer sensorischen Wahrnehmung entsprechenden Seelen enthalten. Alle Seelen sind gleichwertig, aber durch unterschiedliche Mengen von asravas (karmischen Partikeln) begrenzt, was sich in dem Körper widerspiegelt, den sie bewohnen.

Die niedrigste Form des physikalischen Körpers verfügt nur über den Tastsinn.

Bäume und die Vegetation haben diesen Tastsinn und eine Seele und sind demzufolge dazu in der Lage, Freuden und Schmerzen zu empfinden.

Mahavira lehrte, dass nur wer den durch die Zerstörung von Pflanzen verursachten gravierenden Schaden begreift, auch Bedeutung und Gehalt der Ehrfurcht vor der Natur versteht.

Selbst Metalle und Steine könnten Leben in sich haben und sollten nicht achtlos behandelt werden.

Über den einsinnigen jivas sind Mikroorganismen und kleine Tiere mit zwei, drei oder vier Sinnen.

Höher in der Ordnung stehen jivas mit fünf Sinnen.

Die höchste Entwicklungsstufe der Tiere und Menschen verfügt auch über Rationalität und Intuition (manas).

Als eine hochentwickelte Form des Lebens haben die Menschen eine große ethische Verantwortung für den Umgang miteinander und ihre Beziehungen zum Rest des Universums.

In dieser Konzeption des Lebens und seinem ewigen Zusammenhalt, in dem die Menschen eine unausweichliche Verantwortung tragen, kann die Jaina Tradition als Wiege für das Kredo ökologischen Schutzes und ökologischer Harmonie angesehen werden.

III. Der Jaina Handlungskodex

1. Die fünf vratas (Gelübde)

Die fünf vratas(Gelübde) des Jaina Handlungskodex sind:

  1. Gewaltlosigkeit, ahimsa, in Gedanken, Wort und Tat
  2. Die Wahrheit suchen und sprechen
  3. Ehrenhaftes Handeln und sich nichts durch Gewalt oder Diebstahl aneignen
  4. Bescheidenheit (brahmacharia) in Gedanken, Wort und Tat
  5. Keinen Besitz anhäufen

Ahimsa ist das erste und zentrale Gelübde.

Die anderen Gelübde können als Aspekte der Ahimsa angesehen werden, die alle gemeinsam einen integrierten Handlungskodex formen bei der Suche des Individuums nach Gelassenheit und den ‚drei Juwelen’(ratna traya):

  1. richtiges Vertrauen (Glaube),
  2. richtige Erkenntnis,
  3. richtiges Handeln.

Die 5 Gelübde gelten für Mönche und Nonnen in viel ernsterem und genauerem Ausmaß und werden dann als ‚große Gelübde’ (maha vratas) bezeichnet.

Für den Haushälter gelten sie in moderaterer und flexibler Weise und werden als ‚kleine Gelübde’ (‚atomisch’ kleine oder grundlegende Gelübde) bezeichnet.

Dem Jaina Handlungskodex liegt die ausdrückliche Versicherung für die individuelle Verantwortung im Einzelnen und im Gesamten zugrunde.

In der Tat ist das gesamte Universum das Forum für das eigene Bewusstsein.

Der Kodex ist zutiefst ökologisch in seiner säkularen Ausrichtung und seinen praktischen Konsequenzen.

2. Freundlichkeit und Güte gegenüber Tieren

Die Verstöße gegen das Gelübde der Gewaltlosigkeit beinhalten alle Arten der Grausamkeit gegenüber Menschen und Tieren.

Vor vielen Jahrhunderten prangerten die Jaina die üble, allgemein verbreitete Praxis der Tieropfer an.

Es ist generell verboten, Tiere gefangen zu halten, sie zu peitschen, sie zu verstümmeln oder zu überlasten und ihnen Futter und Wasser in ausreichender Menge zu verweigern.

Diese Verfügung wird im Hinblick auf Haustiere in dem Maße modifiziert, dass sie gelegentlich angebunden oder gepeitscht werden dürfen, aber immer barmherzig nach gebührender Abwägung und ohne Zorn oder Ärger.

3. Vegetarismus

Bis auf den vernünftigen Gebrauch einsinnigen Lebens in Form von Gemüse würden die Jaina für Ernährung oder Sport bewusst kein Leben nehmen.
Als Gemeinschaft strikter Vegetarier verzehren sie weder Fleisch, Fisch, noch Eier.
Sie beschränken sich auf Gemüse und Früchte. [3]

4. Selbstbeschränkung und Abfallvermeidung

Durch das Ablegen dieser Gelübde sind die Laien der Jaina bestrebt, ein Leben in Bescheidenheit und Einschränkung zu führen und ein Quantum an Enthaltsamkeit und Entbehrung zu praktizieren.

Sie müssen nicht wahllos erzeugen, damit sie das Universum und seine Ressourcen nicht überlasten.

Zu regelmäßigen Fastensperioden zwecks Selbstreinigung wird angespornt.

In ihrem Umgang mit den Ressourcen der Erde nehmen die Jaina die Honigbiene als Fingerzeig, die ‘Honig aus den Blüten eines Baumes saugt, ohne die Blüte zu beschädigen’ und sich selbst stärkt.

Wünsche sollten reduziert, Verlangen gezügelt und der Verbrauchsbereich in vernünftigen Grenzen gehalten werden.

Ressourcen über den eigenen Bedarf hinaus zu verbrauchen und irgendeinen Teil der Natur zu missbrauchen, wird als Diebstahl betrachtet.

Die Jaina Auffassung geht sogar noch einen radikalen Schritt weiter und erklärt einstimmig, dass Verschwendung und Umweltverschmutzung Akte der Gewalt sind.

5. Wohltätigkeit

Anhäufung von Besitz und Genuss zu persönlichen Zwecken sollte eingeschränkt werden. Geldspenden für wohltätige Zwecke gehören ebenso wie ehrenamtliche Tätigkeiten für die Allgemeinheit zu den Verpflichtungen des Haushälters. Daraus erklären sich die gute Ausstattung und das gute Management vieler Jaina Pilgerzentren. Aus dieser selbst auferlegten sozialen Verpflichtung heraus gründeten die Jaina unzählige Schulen, Fachhochschulen, Krankenhäuser und Kliniken, Gästehäuser, Waisenhäuser, Behinderteneinrichtungen, Altenheime sowie Tierkliniken. Wohlhabenden wird anempfohlen sich darüber klar zu werden, dass ihr Wohlstand von einem bestimmten Punkt aus größer ist als ihre Bedürfnisse und dass sie sich darum kümmern sollten, ihren Überfluss sozialen Einrichtungen zukommen zu lassen oder sie einzurichten.


Die in dieser Deklaration umrissenen fünf grundlegenden Lehren des Jainismus und der fünffältige Handlungskodex wurzeln tief in seiner seit Jahrhunderten ungebrochenen Kontinuität lebendiger Ethik.

Sie bieten der heutigen Welt einen zeitgetesteten Anker moralischer Imperative und eine gangbare Marschroute für die gemeinsame Pilgerreise der Menschheit zu holistischem Umweltschutz, Frieden und Harmonie im Universum.

Fußnoten
1:

Zum Vorkommen im Text springen

2:

Zum Vorkommen im Text springen

3:

Zum Vorkommen im Text springen

Quellen

"Jain Declaration of Nature".

In Christopher Key Chapple:
Jainism and Ecology: Nonviolence in the Web of Life.

New Delhi: Motilal Banarsidass Publishers. ISBN 81-208-2045-2. p.217

Übersetzung: Carla Geerdes
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