§128
In der Nacht, als der Asket (...) alles Leiden überwunden hatte, da veranstalteten die neun Mallaki und die neun Licchavi, die insgesamt achtzehn Gaṇa-Fürsten aus Kāśī und aus Kośala, in der Neumondnacht – dem Datum des Posadha-Fastens – eine Zeremonie zum Geleit ans Jenseitige Ufer (des Saṃsāra): »Fort ist das Licht, das ein geistiger Zustand (bhāvoddyota) war! Stecken wir also ein materielles Licht (dravyoddyota) an!«
§129-131
In der Nacht, als der Asket (...) alles Leiden überwunden hatte, trat der große Planetengott Bhāsarāsi, genannt Khuddāya, der eine Dauer von zweitausend Jahren hat, in das Geburtsmondhaus des Asketen, des erhabenen Mahāvīra, ein. Seit dem Augenblick des Eintretens des Planetengottes in das Geburtsmondhaus des Asketen, des erhabenen Mahāvīra, blühen Verehrung (pūjā) und Wertschätzung der Jaina-Mönche und Jaina-Nonnen keineswegs auf. Wenn der Planetengott das Geburtsmondhaus des Asketen, des erhabenen Mahāvīra, verlassen haben wird, dann werden Verehrung und Wertschätzung der Jaina-Mönche und Jaina-Nonnen aufblühen. In der Nacht, als der Asket (...) alles Leiden überwunden hatte, entstand ein kleines Wesen, das »die nicht Herausziehbare« heißt: Wenn die sich still verhält und nicht bewegt, fällt sie den Mönchen und Nonnen, die noch nicht das Allwissen erreicht haben, nicht ins Auge; wenn sie unruhig ist und sich bewegt, fällt sie ihnen ins Auge. Wenn sie die erblickt haben, sind für die vielen Mönche und Nonnen die Speisen (in denen sie sich befindet) verboten. - »Warum sagen Sie das, Ehrwürdiger?« - »Von jetzt an wird die Mönchsdisziplin schwer einzuhalten sein!«
§134-145
In jener Zeit, in jenem Augenblick hatte der Asket, der erhabene Mahāvīra, eine vorzügliche Mönchsgemeinde –14000 Mönche, an deren Spitze Indrabhūti stand; eine vorzügliche Nonnengemeinde – 36 000 Nonnen, an deren Spitze die Ārya-Candanā stand [Aufzählung der Gruppen einer großen menschlichen und übermenschlichen Anhängerschaft des Mahāvīra].
§146
Für den Mönch, den erhabenen Mahāvīra, existierte auf zweierlei Weise (in Pāvā) die Stätte, an der er ein Ende machte (antakṛt-bhūmi), nämlich als Stätte der Beendigung eines Lebensabschnitts (juga) und als Stätte der Beendigung einer Periode (paryāya): Bis zum dritten Abschnitt seines Menschenlebens (war er gelangt), von daher war es die Stätte der Beendigung einer Lebensperiode; (und) die Perioden der Vierundzwanzig betreffend machte er das Ende.
§147
In jener Zeit, in jenem Augenblick, als der Mönch, der erhabene Mahāvīra, dreißig Jahre lang ein Leben in der Familie geführt, mehr als zwölf Jahre lang die Periode des noch nicht Allwissenden (chadmastha) durchlebt, etwas weniger als dreißig Jahre lang die Periode eines Vollkommenen (kevalin) durchlebt, also zweiundvierzig Jahre lang die Periode des Mönchtums durchlebt und zweiundsiebzig Jahre insgesamt gelebt hatte, war sein karman erschöpft, nämlich Empfindungsvermögen, Lebensmenge, Name und Geschlecht. Von dieser fast beendigten Epoche »Schlecht-Gut« der absteigenden Zeitalter waren nur noch drei Jahre und achteinhalb Monate übrig.
Im Zentrum von Pāpā, im Zollhaus des Königs Hastipālaka, allein, ohne andere Personen, in zweieinhalbtägigem Fasten, ohne zu trinken, saß er, als der Mond mit dem Sternbild Svāti in Konjunktion getreten war, während der Morgendämmerung im Lotussitz, hatte die Prajñāpanā, die Kapitel über die Arten der Karma-Reifung des Bösen und die sechsunddreißig »ungefragten Darlegungen« dargelegt und war dabei, sich in das Kapitel »Die Hauptsache« mehr und mehr zu vertiefen, als er starb: einer, der über das Leben hinausgeschritten war, sich erhoben, die Fesseln von Geburt, Alter und Tod zerschnitten hatte, vollendet, erwacht, befreit, einer, der ein Ende gemacht hatte, ein völlig Erloschener, einer, der alles Leiden überwunden hatte.
§148
Seit der Asket, der erhabene Mahāvīra, alles Leiden überwunden hat, sind neun Jahrhunderte vergangen, und vom zehnten Jahrhundert läuft jetzt das achtzigste Jahr. Nach anderer Rezitation aber ist dieses das dreiundneunzigste Jahr.
(Aus dem Jinacarita des Kalpa-Sūtra)