§21
Für die Śakras, Götterfürsten und Götterkönige der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ziemt es sich, erhabene Arhats aus ärmlichen Familien in adlige oder andere derartige Familiengeschlechter von reiner Kaste übertragen zu lassen. Darum ist es auch für mich das Beste, den Asketen, den erhabenen Mahāvīra, ihn, der als letzter Tīrthaṃkara von den früheren Tīrthaṃkaras angekündigt worden ist, aus dem brahmanischen Stadtteil von Kuṇḍagrāma und aus dem Leib der Brahmanin Devānandā, der Gattin des Brahmanen Ṛṣabhadatta, in den Stadtteil von Kuṇḍagrāma, der den Kṣatriyas gehört, in den Leib der Kṣatriyāṇi Triśalā, der Gattin des Kṣatriya Siddhārtha, übertragen zu lassen, den Embryo der Kṣatriyāṇi Triśalā aber in den Leib der Brahmanin Devānandā als Embryo einpflanzen zu lassen.« So dachte er, überprüfte seinen Gedanken und ließ dann den Gott Hariṇaigameṣin, den Anführer seiner Fußtruppen, rufen. Als er den Gott Hariṇaigameṣin hatte rufen lassen, sprach er folgendermaßen:
§22-26
»(...) geh nun du und übertrage den Asketen, den erhabenen Mahāvīra, aus dem Leibe der Brahmanin Devānandā in den Leib der Kṣatriyāṇi Triśalā als Embryo. Den Embryo der Kṣatriyāṇi Triśalā aber übertrage in den Leib der Brahmanin Devānandā! Wenn du ihn übertragen hast, dann bestätige mir schnell die Ausführung dieses Befehls!«
§27-29
Von Śakra, dem Fürsten der Götter, dem Götterkönig, so angesprochen, stimmte der Gott Hariṇaigameṣin, der Anführer der Fußsoldaten, gehorsam den Worten des Śakra zu, indem er die Fingerspitzen über seinem Haupt zum Añjali zusammenlegte und sagte: »Wie Majestät befiehlt!«
Hariṇaigameṣin durchmaß die Räume mit Zauberkraft in verwandelter Gestalt. Im Hause des Brahmanen Ṛṣabhadatta angelangt, begrüßte er verehrungsvoll den Asketen, den erhabenen Mahāvīra, versetzte Devānandā und ihre Dienerinnen in tiefen Schlaf, nahm die unreinen Teile fort, legte reine Teile hin, und mit den Worten: »Der Erhabene erlaube mir!« nahm er den Asketen, den erhabenen Mahāvīra, ohne ihm weh zu tun, in seine hohle Hand. Er begab sich in das Haus des Kṣatriya Siddhārtha, versetzte Triśalā und ihre Dienerinnen in tiefen Schlaf, nahm die unreinen Teile fort, legte reine Teile hin und übertrug den Asketen, den erhabenen Mahāvīra, ohne ihm weh zu tun, als Embryo in ihren Leib; den Embryo der Triśalā brachte er zu Devānandā. Dann begab er sich zurück in die Gegend, aus der er erschienen war. In der schnellen göttlichen Gehweise der Götter bewegte er sich, mitten durch unzählbar viele himmlische Ozeane, die sich über Tausende von Yojanas erstreckten, aufwärts fliegend dorthin, wo genau im Saudharma Kalpa, im fliegenden Himmelspalast Saudharma, auf dem Śakra-Löwenthron Śakra, der göttliche Fürst und König der Götter, saß. Ebendorthin gelangte er und meldete Śakra, dem göttlichen Fürsten und König der Götter, die Erfüllung des Auftrags.
Zu jener Zeit, in jenem Augenblick verfügte der Asket, der erhabene Mahāvīra, über drei Arten des Wissens. »Ich werde fortgetragen werden«, das wußte er; während er fortgetragen wurde, wußte er es nicht; »ich bin fortgetragen worden«, das wußte er.
§30
In jener Zeit, in jenem Augenblick, am 13. Tage des 3. Monats der Regenzeit, also in deren fünfter, dunkler, nach der Mondkonstellation Āśvinī benannten Monatshälfte, nachdem 82 Tage (seit der Empfängnis) vergangen waren, am 83. Tag, da wurde der Asket, der erhabene Mahāvīra, von dem barmherzigen Gott Hariṇaigameṣin, der von Śakra dazu beauftragt worden war, in der Brahmanenstadt Kuṇḍagrāma aus dem Leib der Gemahlin des Brahmanen Ṛṣabhadatta aus dem Koḍāla-Geschlecht, der Brahmanin Devānandā aus dem Jālandhara-Geschlecht, in die Kṣatriyastadt Kuṇḍagrāma in den Leib der Gemahlin des Kṣatriya Siddhārtha aus dem Kāśyapa-Geschlecht, der Kṣatriyāṇi Triśalā aus dem Vāsiṣṭha-Geschlecht, im Augenblick der Mitternacht, als der Mond in Konjunktion mit dem Sternbild Uttaraphalgunī trat, völlig schmerzlos im embryonalen Zustand übertragen.
§31
In der Nacht, als der Asket, der erhabene Mahāvīra, aus dem Leibe der Devānandā in den Leib der Triśalā übertragen wurde, verharrte Devānandā halb schlafend, halb wachend auf ihrem Lager. Da sah sie, daß ihr jene großartigen, segenbringenden, wohltuenden, beglückenden, prächtigen 14 Großträume von der Kṣatriyāṇi Triśalā fortgenommen worden waren, und erwachte.
§32
In der Nacht, als der Asket, der erhabene Mahāvīra, aus dem Leibe der Devānandā in den Leib der Triśalā übertragen wurde, befand sich Triśalā in ihrem Wohngemach. (...) Um Mitternacht im Halbschlaf auf ihrem Lager verharrend, wachte sie auf, als sie die folgenden großartigen, segenbringenden, wohltuenden, erfreuenden, glückbedeutenden, prächtigen 14 Großträume gesehen hatte, nämlich:
Einen Elefanten, einen Stier, einen Löwen, die Begießung, eine Girlande, den Mond, die Sonne, eine Flagge, eine große Vase, einen Lotusteich, ein Meer, einen fliegenden himmlischen Palast, einen Juwelenhaufen, ein Feuer.
§33
Da erblickte die Kṣatriyāṇi Triśalā in ihrem ersten Traum ihn, mit den kraftvollen vier Stoßzähnen; weißer war er als eine hoch aufgetürmte große Wolke, wenn sie abgeregnet hat, weißer als ein Haufen von Perlenketten, weißer als der Milchozean, die Strahlen des Mondes, Wasserdampf oder der große Silberberg. Seine Schläfen trugen den Duft wohlriechenden Brunftsaftes, um den sich die Bienen versammelt hatten; er war so groß wie der vorzügliche Reitelefant des Götterkönigs; tief und angenehm wie das Donnern einer dicken Regenwolke klang sein Trompeten: Das war der Elefant, schön, mit allen Glückszeichen geziert und mit prächtigen Schenkeln.
§34
Dann wieder erblickte sie einen Stier, der heller leuchtete als ein Haufen von Blütenblättern des weißen Lotus, der sich geschmeidig und anmutig bewegte; dessen zartes, glattes Fell einen festen, schlanken und schönen Körper umschloß; er hatte massive, gerundete, hochgerichtete, gefährlich spitze und scharfe Hörner. Zahm und freundlich mit seinen ebenmäßigen, schönen, reinen Zähnen, so sah sie den Stier als das glückbringende Angesicht ungemessener Tugenden.