Auf dem Weg zum ISJS (Internationale Schule für Jain Studien) Fakultätstreffen zur Vorbereitung des Studienprogramms für den Sommer 2013 trafen sich am Eingangstor des Veranstaltungsortes Carla Geerdes (vorn, im Gespräch mit dem Pförtner), Prof. Dr. Key Chapple (dahinter), gefolgt von Dr. Purnima S. Mehta.
Am nächsten Morgen begann sozusagen der Ernst des Lebens. Ausgeruht und gestärkt ging es bald nach dem Frühstück los. Die Planung für die drei Tage unseres Aufenthaltes in Delhi hatte Swami Dharmanand ji freundlicherweise übernommen. Er sorgte für die nötige Logistik (Auto mit Fahrer) und hatte die ihm bekannten Prioritäten zu einem satten Programm zusammengestellt, das auch geschickt die Aufteilung der Verantwortung für uns berücksichtigte. An diesen Samstag war er verantwortlich für uns. Im Vorfeld hatten wir ihm gesagt, dass wir außer zu den Terapanthi nach Tapra, wo mir auch die Ehrung während einer Zeremonie verliehen werden sollte, so viele Jain Tempel wie möglich besuchen wollten. Wir wussten, dass ein Treffen mit Dr. Shugan Jain vorgesehen war und erfuhren auf dem Weg dahin, dass wir zum Mittagessen nicht im Kendra wären. Aha, ein lockeres Treffen und dann Überraschung. Denkste, die Überraschung begann schon mit dem „lockeren“ Treffen. Dr. Shugan C. Jain traf sich mit uns nicht als Privatperson wie schon einige Male vorher, sondern wir durften dabei sein, als sich die Dozenten der Internationalen Schule für Jain Studien zu einer Lagebesprechung trafen. Wer gern vorbereitet seinen Tagesablauf beginnt, kann in dieser Hinsicht in Indien das Loslassen lernen.
Einen Bezug hatten wir schon zu diesem Programm, dessen Hauptziel es ist, westlichen, bzw. amerikanischen Dozenten, Jungakademikern und Studenten relevanter Fachbereiche wie Philosophie, Vergleichende Religionswissenschaft, Kunst und Geschichte Südasiens profunde Kenntnisse über Philosophie und Lebensstrategie des Jainismus durch ausgewählte indische oder amerikanische Dozenten zu vermitteln im Rahmen eines in Nordamerika verankerten Studienprogrammes, das auch die Beschäftigung mit anderen als den westlichen Kulturen beinhaltet. Für die Teilnahme an einem derartigen Studienprogramm wie das von ISJS gibt es Zusatzpunkte, allerdings weniger, als für ein komplettes Studiensemester. Diese Punkte sind Bestandteil des Punktesystems, das zu den Grundlagen für die Anmeldung zur Abschlussprüfung eines Studiums gehört. Nicht allein deswegen erfreuen sich die während der längeren Sommersemesterferien stattfindenden Jain Sommerstudien wachsender Beliebtheit, sondern auch wegen des ausgefallenen des Studienthemas. Vielleicht auch, weil die Bewerber zu Recht annehmen, nötige Studienpunkte mithilfe einer wissenschaftlich fundierten kostengünstigen Studienreise zu erlangen.
Dr. Shugan C. Jain (r., stehend), Direktor der ISJS in Neu-Delhi, begrüßt die Teilnehmer, v. r. n. l.: Dr. Sunil Gupta, Motivationstrainer nach Edward de Bono, Prof. Kusum Jain, Leiterin Maharani College für junge Frauen Jaipur, Prof. Bhagchandra Jain, Direktor Institut für Indologie, Nagpur, Prof. Dr. S. P. Pandey, Akademischer Leiter Parshvanath Vidyapeeth Varanasi, Prof. Prakash C. Jain, Jawaharlal Nehru Universität Neu-Delhi, Dr. Manju Jain, Direktorin ISJS Nagpur, Spirituelle Heilerin und Drogentherapeutin, Prof. Dr. Christopher Key Chapple, Theologische Fakultät Loyola Marymount Universität Los Angeles, (2. Reihe) Vivek Bhagwatkar, Head SME-MTS India, Nagpur.
V. l. n. r.: Sushma Singhvi, Vorsitzende Rajasthan Sanskrit Akademie Jaipur, Dr. Kamla Jain, Philosophielehrerin am Jesus und Maria College, spezialisiert auf Jaina Ethik, Dr. Purnima S. Mehta, Leiterin Internationales Zentrum für Jain Studien, Ahmedabad, Gujarat, Swami Dharmanda Jain, Direktor Adhyatma Sadhana Kendra Delhi, Christian Geerdes, Herausgeber und Editor HereNow4U, Berlin, 2. Reihe v. l. n. r.: Dr. A. K. Kala, Leiter des Jain Jungengymnasiums New Delhi (das auch Dr. Shugan Jain besucht hatte), Sushil Jain, seit 2 Jahren Administrator ISJS.
V. l.: Dr. Shugan C. Jain, D. R. Mehta, Gründer und Schirmherr der Prakrit Bharti Akademie Jaipur, hinter einem Stapel der Bücher von Edward de Bono, welche der Motivationstrainer Dr. Gupta als Belohnung dabei hatte.
Prof. Dr. Viney Jain, Prof. Emeritus Jain Vishva Bharati Universität Ladnun, der gerade mit Swami Dharmanand ji ein Forschungsprojekt vorbereitet, das die verminderte Aggressivität von Schülern belegen soll, die an einem Anti-Gewalttraining im Rahmen der Preksha Meditation teilgenommen haben. (Mehr dazu im Bericht über den 11.02.2013)
Zu Beginn des Treffens wurde jeder Teilnehmer gebeten, sich kurz vorzustellen, was Dr. Kala gerade tut, beobachtet und gehört von Sushil Jain und den weiblichen Teilnehmerinnen (v. l.) Dr. Kamla Jain, Dr. Purnima S. Mehta und Editor Carla Geerdes.
Motivationstrainer Dr. Gupta zog alle Register.
Prof. Key Chapple aus Los Angeles zeigte in der Praxis mit seiner Einteilung der Teilnehmer in Gruppen sowie der Aufgabenstellung, worum es dem Motivationstrainer in seinen Ausführungen ging.
Nach der Einführung stellte sich jeder Teilnehmer selbst der Versammlung vor. Dann folgten unter anderem Beiträge von D. R. Mehta, Prof. Kusum Jain und des Motivationstrainers Dr. Gupta. Dr. Gupta war der gefühlte Höhepunkt des Treffens. Seine Aufgabe ist es, eingefahrene Denkstrukturen mithilfe der von Edward de Bono entwickelten Methoden aufzubrechen. Die Teilnehmer seiner Seminare möchte er ermuntern, einmal andere als ihre bewährten Strategien anzuwenden. Dazu zieht er alle Register eines begabten Schauspielers, knurrt, gurrt, spricht mit zarter Bauchstimme oder brilliert mit logischer Schärfe, ganz wie es die Situation gerade erfordert. Die Fakultätsmitglieder durchliefen alle Dr. Gupta bekannten Reaktionen auf seine Darbietung, Amüsiertheit, Distanz, Ablehnung, Skepsis und verhaltene Zustimmung. Dass der Motivationstrainer mit allem vertraut war und damit umgehen konnte, war offensichtlich. Hoffentlich sind seine Bemühungen von Erfolg gekrönt, denn in der ISJS treffen Ausbildungsmethoden von Kulturen aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein können. Praktisch alle Werte der Dozenten sind denen ihrer Studenten entgegengesetzt, was sich an der unterschiedlichen Ausprägung der jeweiligen Hierarchien besonders anschaulich zeigt. In den Herkunftsländern der Studenten werden die Hierarchien immer flacher, während sie in Indien, insbesondere bei indischen Jains, doch noch sehr hoch sind. Das führt zu einem völlig anderen Verständnis von Lernen und zu einer unterschiedlichen Gestaltung von lernrelevanten Abläufen. Kurz, die Adressatenbezogenheit der indischen Dozenten war anders als die ihrer westlichen Studenten. Fragen zum Inhalt des Lehrstoffes sowie seine straffe Fülle unter klimatischen und Umweltbedingungen, die für die meisten Studenten neu sind, wurden verschieden interpretiert. Die an das Vortragen ohne die Unterbrechung durch Fragen gewohnten indischen Dozenten sollten durch Dr. Gupta die Gelegenheit erhalten, vielleicht einmal andere Methoden zu erproben. Im Hinblick auf die Sache kann man diesem Unterfangen nur Erfolg wünschen. Prof. Key Chapple aus Los Angeles demonstrierte im Anschluss daran, wie so etwas in etwa aussehen könnte.
V. R.: Prof. Kusum Jain, Dr. Kamla Jain und Dr. Manju Jain reflektieren beim gemeinsamen Mittagessen noch einmal den Vormittag.
V. L.: Prof. Amit Jain, Dozent der Business School der National University of Singapore und Sohn Dr. Shugan Jains, kam später dazu. Dr. Kamla Jain möchte ihn gerade begrüßen, und Dr. Bhagchandra Jain und Dr. Kala fachsimpeln vermutlich über Unterrichtsmethoden.
Swami Dharmanand ji und Carla Geerdes im Gespräch.
Gestärkt kehrten alle Teilnehmer vom Mittagessen in den Seminarraum zurück. Doch wir hatten noch einen höchst interessanten Nachmittag vor uns, wie wir erfuhren, als wir sagten, dass wir sehr müde seien und zurück ins Kendra möchten. Nix da, wir hatten gesagt, wir wollten auch Tempel besuchen, und so sollte es an diesem Nachmittag sein. Zu unserer Überraschung hielten wir nach sehr kurzer Autofahrt auch gleich vor einem solchen…