Für diesen Samstag hatten wir uns die Besichtigung des Mandore Garden (Mandore Park) vorgenommen. Bevor mit Fertigstellung des Mehrangarh Forts die Stadt Jodhpur gegründet und zum HQ des Rathore Clans wurde, residierten dort die Herrscher von Marwar. Mandore Garden ist ca. 9km vom Bahnhof Jodhpur entfernt, dem fast gegenüber, in einer Seitenstraße, unser Hotel lag. Direkt gegenüber dem Hotel war ein großer Taxistand, und wir wurden wir uns schnell mit einem Motorrikschafahrer über einen Pauschalpreis einig. Dieser enthielt neben Hin- und Rückfahrt auch die Wartezeit vor dem Mandore Park, während wir uns dort aufhielten. Die Rahmenbedingungen waren zur beiderseitigen Zufriedenheit geklärt, und wir konnten uns nun ganz entspannt dem Geschehen auf der Straße widmen.
Die belebte Kreuzung Station Road – Hospital Road wird auch am Samstagvormittag von einem Verkehrspolizisten per Handampel geregelt.
High Court Road ist nicht nur nach dem Obersten Gerichtshof Rajasthans benannt,…
…sondern derselbe hat in dieser Straße auch seinen Sitz.
Für uns waren diese Kinder auf dem Rücksitz des Autos ihrer Eltern so etwas wie das Gesicht Jodhpurs an diesem Tag. Wohin sie wohl von ihren „normal“ gekleideten und aussehenden Eltern gebracht wurden?
Sie saßen in dem weißen Auto links und waren uns sogar in dem Gewusel um sie herum aufgefallen.
Je weiter wir uns vom Bahnhofsviertel entfernten, desto aufgelockerter standen die Häuser und waren häufig von Bäumen umgeben. Mittendrin dieser Wegweiser am Straßenrand.
Unter dem alten Baum trafen sich die jungen Männer des Viertels zwischen Gemüseständen und Läden für den täglichen Bedarf zu einem gepflegten Gespräch unter Männern.
Nach ca. 30 Minuten Fahrt waren wir am Ziel.
Vom 6. bis zum 15. Jahrhundert war Mandore die Hauptstadt von Marwar. Das als architektonisches Juwel dieser Zeit beschriebene Mandore Fort konnte nicht erhalten werden, nur Reste der Außenmauern und Teile der Anlage, darunter die berühmten Hindu Tempel, stehen heute noch. Die Ruinen der alten Anlage sind malerisch im Park verstreut. Die einst stolzen Tempel und die Zenotaphe der Herrscher sind äußerlich noch erhalten, können aber nicht mehr besichtigt werden, weil sie baufällig sind. Menschen aller Gesellschaftsschichten sowie Pflanzen und Tiere bevölkern nun den Park und geben ihm seinen unwiderstehlichen Charme.
Spaziergänger und ein mutiger Affe begegnen sich auf dem Hauptweg durch die Anlage.
Der Rest der Affenbande wartet in sicherer Entfernung an einem alten Brunnen.
Im Schatten der alten Bäume vergnügen sich nun die Schüler Jodhpurs bei Picknick und Ballspielen. Im Hintergrund der königliche Zenotaph (Grabmal) hinter einer Balustrade.
Mandore Park heute: Vor den Zenotaphen (r) und einem Hindu Tempel spielen Schülerinnen und Schüler während eines Schulausflugs inmitten blühender Büsche und Bäumen auf gepflegten Wiesen.
Relikte des Festungsgrabens wurden in die Parklandschaft integriert und zur Bewässerung der Pflanzen genutzt.
Die Zenotaphe wurden im 18. Jahrhundert aus feinkörnig-dichtem rotem Sandstein gefertigt.
Relikte der alten Festung wurden in schattige und begrünte Terrassen umgewandelt, auf denen die Erholung Suchenden sich im Schatten der Bäume entspannen können.
Der liebevoll gestaltete Park ist an manchen Stellen eine Oase der Ruhe…
…und wird an anderen zum fröhlichen Spielplatz.
Bitte ein Gruppenfoto zur Erinnerung an diesen schönen Tag, an dem wir so ausgelassen und unbeschwert zusammen gespielt haben!
Am Wegesrand lagert eine Großfamilie, die ihr Picknick verzehrt. Die Frauen tragen leuchtend rot und orangefarbene Schleier, die sie bei Bedarf ins Gesicht ziehen, wie es die Tradition noch immer vorschreibt.
Unweit davon dieser ruhige Teil des Parks.
Hier lud man uns mit Winken und gastfreundlichem Lächeln zum Picknick ein.
Dieser Turm ist das Ek Thamba Mahal, gebaut unter Maharaja Ajit Singh (1707-24)
Teil der alten Festungsmauer mit Eingangstor (r), in den Fels gehauene Kolonaden (l).
Viele Familien mit Kindern freuen sich an den blühenden Pflanzen und dem Grün der Bäume und Büsche, im Hintergrund ein weiteres erhaltenes Tor des Forts.
Der Bheruji-Tempel (Bheru ji wird von Hindus und Jains gleichermaßen verehrt) im Hintergrund ist berühmt für seinen floralen Schmuck, die filigranen Verzierungen aus Sandstein und die balkonartigen Austritte mit Baldachinen.
Beim Anblick des Tempelkomplexes versteht man, warum von der Anlage in Mandore als einem Juwel architektonischer Kunst seiner Zeit gesprochen wird.
Am Ausgang kann man das Ausmaß menschlicher Anstrengungen ermessen, der Felsformation eine kunstvolle und funktionale Anlage wie das Fort abzuringen. Sicher ein Mehrgenerationenprojekt!
Diese Statue eines Rajputenherrschers von Jodhpur auf seinem Pferd wurde ihm zu Ehren von den Menschen in Jodhpur gestiftet aus Dankbarkeit für seine gütige Herrschaft und den Schutz, den er ihnen gewährte. Sie steht in der Mitte des Kreisverkehrs gegenüber dem Bahnhof.
Wir dankten dem Fahrer und entlohnten ihn vor dem Hotel.
Ein Blick rechts die Straße entlang zum Bahnhof.
Ein Blick links die Straße vor dem Hotel entlang: Überall in Jodhpur wird gebaut, eine Stadt im Umbruch.
Gegenüber unserem Hotel und dem Sandhaufen steht dieses stolze Gebäude, Sahkar Bhawan, eine Bank. Vor der Bank gab es immer Taxis oder Motorrikschas.
Und so quirlig sah es am späten Nachmittag um die Ecke aus, die Straße verläuft parallel zum Bahnhof.
Jodhpur ist mit seiner rund einer Million Einwohner die zweitgrößte Stadt Rajasthans. Durch ihre Lage am östlichen Rand der Wüste Thar ist sie für die Wüstenbewohner zu einer vielbesuchten Metropole geworden, in der sie viele Einrichtungen finden, die es in den ländlichen Gegenden nicht gibt. Durch die gute Eisenbahnanbindung der Stadt ist sie auch von abgelegenen Orten aus gut zu erreichen. Die Straßen der Stadt sind wie ein Abbild des zeitgenössischen Rajasthan, Tradition und Smartphone koexistieren friedlich nebeneinander, und alles ist im Umbau. Ganze Stadtviertel werden an eine den zeitgenössischen Anforderungen entsprechende Kanalisation angeschlossen, alte Häuser abgerissen, neue gebaut. Die Kraft im Hintergrund, die all das Auseinanderstrebende zusammenhält, scheint immer noch die Familie der ehemaligen Rajputenherrscher zu sein, die vielleicht nicht zuletzt deswegen großes Ansehen in der Bevölkerung genießt und dafür sorgt, dass nicht alles einfach abgerissen und ersetzt wird, sondern manches auch erhalten.