Delhi, 01.10.2007
Bevor wir uns auf den Weg nach Rajasthan machten, fuhren wir noch zu dem Digambara Acharya Vidhyanandji, den wir auch letztes Jahr besucht hatten. Der Acharya hatte Swami Dharmanandji ausrichten lassen, dass er Acharya Mahaprajnaji einige Bücher schicken und Swami Dharmanandji diese abholen möchte. Swami Dharmanandji nutzte die Gelegenheit, dieser Bitte gleich am darauffolgenden Morgen nachzukommen. Wie sich herausstellte, würde der Doktorand, der aus Ladnun gekommen war, um mich dorthin zu begleiten, am folgenden Tag nach Udaipur fahren und dort Acharya Mahaprajnaji begegnen und ihm die Bücher überreichen können. Swami Dharmanandji war sehr zufrieden, dass er der Bitte von Acharya Vidhyanandji so schnell nachkommen konnte.
Für mich war das eine Gelegenheit für eine kleine Portraitstudie des Acharyas. Er ist 83 Jahre alt und hat nicht aufgehört, gegen die inneren Feinde zu kämpfen, was sich in seinem wachsamen Blick und entschlossenem Gesichtsausdruck widerspiegelt
Nach dem kleinen Abstecher ging es dann los, Mr. Surajmal Rao, sein 4-jähriger Sohn Adith, der Fahrer, Mr. Arvind Soni und ich. An einer Raststätte machten wir Teepause, sie scheint ein beliebter Stopp auf der Strecke Delhi-Jaipur zu sein, denn vor zweieinhalb Jahren hatten wir, von Ladnun kommend, dort auch gerastet.
Wir bogen von der Straße nach Jaipur ab, die Landschaft wurde merklich karger, wir waren in Rajasthan. Uns mag die Landschaft karg erscheinen, doch Mr. Rao, ein aus Jaipur stammender Rajpute, wies eigens darauf hin, wie schön grün nun alles in der Regenzeit aussieht. Man kann vielleicht ermessen, wie viel Mühe die Pflege einer Anlage bereitet, wie die, in der wir ein spätes Mittagessen einnahmen.
Ladnun, 01.10.2007
Am späten Nachmittag schließlich erreichten wir Ladnun. Im Gästehaus der Universität, meinem Domizil für die nächsten 4 Wochen, nahmen gerade zwei brahmanische Gelehrte der Sanskrit-Universität Jaipur ihren Tee. Sie erzählten, dass es in ganz Indien nur 13 Sanskrit-Universitäten gibt. Sie waren als Gastdozenten einer Sanskrit-Fortbildung für Sanskritlehrer an Schulen und Universitäten eingeladen worden und legten für das Foto extra die Schärpe um, die sie als Sanskritgelehrte ausweist.
Schon kam Dr. Anil Dhar, der für die Organisation des Deutschkurses zuständige Koordinator, zur Begrüßung und bot seine Unterstützung an.
Mich zog es zu den Samanijis, den Nonnen, die reisen und für sie bereitetes Essen annehmen dürfen. Fast fühlte ich mich wie zuhause, denn zwei von ihnen, die ich sehr gut kenne, begegneten mir gleich an der Eingangstür, Samani Riju Pragya, Leiterin des College, und Samani Pratibha Pragya, die 3 Jahre lang in London war. Als ich das Haus betrat, in dem die Samanis untergebracht sind, war ich sofort unter Freunden, denn ich kannte die meisten, die kamen um mich zu begrüßen.
Nach dem Abendessen fiel ich sozusagen ins Bett und fragte mich, was wohl der nächste Tag bringen würde.