Übersetzung:
Sanskrit: अनेकान्तवाद anekāntavādaDas Kompositum anekāntavāda wird gebildet aus den Gliedern an "nicht" + eka "eins" + anta "Ende" [eka + anta > ekānta] + vāda "Lehre", "Lehrsatz" und bedeutet frei übersetzt "Lehre vom relativen Pluralismus". [1]
Bedeutung:
Anekantavada ist der Ansatz der Jaina-Philosophie, sich einer höheren Wirklichkeit und Wahrheit mit mehr als drei Dimensionen zu nähern. Dabei gilt die Regel, dass Gegensätze als komplementär betrachtet werden müssen im Sinne wohlverstandener Einstein‘scher Relativität, Wahrheiten sich also nicht mehr zwangsläufig gegenseitig ausschließen müssen.
Die Komplexität von Wirklichkeit und Wahrheit kann niemals nur von einem Standpunkt aus erfasst werden, weshalb der fundamentale Grundsatz des Anekantavada die Toleranz gegenüber den Perspektiven, Anschauungen oder dem Glauben anderer ist, sofern diese nicht offensichtlich von Voraussetzungen ausgehen, die sich bei näherer Beschäftigung als unhaltbar erweisen.
Gemäß der Anekantaphilosophie ist es der Wahrheitsfindung dienlich, zu den eigenen Schlussfolgerungen die ihnen entgegengesetzten in Betracht zu ziehen. Die Wahrnehmung komplementärer Aspekte bewirkt erhöhte Achtsamkeit im Umgang miteinander und erweitert den eigenen Horizont zu einem ganzheitlichen Verständnis.
Als erläuterndes Beispiel für jedermann, indem gezeigt wird, dass man von einem Teil nicht auf das Ganze schließen kann (Non-Absolutismus):
- Die blinden Männer und der Elefant [Blind men and an elephant]