20.09.2014 ►Delhi ►ASK ►Für Leib und Seele

Autor*in:  Image of Carla GeerdesCarla Geerdes
Veröffentlicht: 18.12.2014
Aktualisiert: 19.12.2014

2014.09.20 HN4U @ Delhi 00356

Noch gut besucht: Der Speisesaal gegen 13:00 h

Für diesen Tag hatten wir kein Vorhaben, außer zu klären, wie wir am nächsten Morgen am besten in den Nordosten Delhis zu unserem geplanten Besuch eines Treffens von Digambara Mönchen gelangen können. Das erwies sich als besonders einfach, denn unsere Gastgeber hatten schon einen Wagen mit Fahrer für uns und wollten nur noch die Details über Abfahrt und Ziel mit uns besprechen. Manchmal klappt alles sofort. Es war auch schon Mittagszeit, weshalb wir zum Speisesaal gingen und aßen. Das Essen schmeckte köstlich wie immer. 50 indische Rupien (IR) kostete das Ticket, das man am jeweiligen Eingang der Essensausgabe abgab. Auch in Indien ist das ein eher symbolischer Preis, den aber jeder entrichten konnte und der dadurch, dass jeder etwas für sein Essen bezahlte, auch niemanden verpflichtete. Gesponsert wurde das Catering von der ausführenden Firma und dem Organisationskomitee. Die das Ticket in Empfang nehmenden Helfer kamen nicht mit dem Essen in Berührung. Die Männer an der Essensausgabe waren nur damit beschäftigt, Portionen mit Löffeln auf die Teller zu füllen. Das alles aufzunehmen hatten wir an diesem Mittag genug Muße und bewunderten die penible Reinlichkeit und die hervorragende Organisation.

2014.09.20 HN4U @ Delhi 00361

Jeetmal Choraria, Jain Catering Manager, informiert über seine Arbeit, während Carla Geerdes, umringt von Helfern des Catering Teams, die Fakten notiert.

2014.09.20 HN4U @ Delhi 141217-049

 Blick in die Küche

Christian Geerdes reihte sich in die Schlange der Wartenden ein und hielt alles mit der Kamera fest. Er bewegte sich immer weiter in Richtung Küche und traf schließlich auf Catering Manager Jeetmal Choraria, der ihm nicht nur interessante Einblicke in die Essenszubereitung einer Jain Großküche gewährte (alles im Video dokumentiert), sondern uns auch sein Team vorstellte, u.a. bestehend aus Narendra Barmecha, Laximipat Bhansali, Lalit Anachiziha, Subhkaran Choraria, sowie Hanumanmal Bharmecha Chand. Sie alle wirkten etwas erschöpft, aber sehr zufrieden mit den Ergebnissen ihres enormen Einsatzes. Ca. 5.000 Menschen kommen hier täglich während der 4 Chaturmas Monate zum Essen. Frühstück gab es von 07:00-09:00h, Mittagessen von 11:00-14:00h, Abendessen von 17:00-19:00h. Es dauerte bis gegen 23:00h, alles aufzuräumen, sauber zu machen und Einkaufsliste und Einkäufe für den nächsten Tag vorzubereiten. Morgens um 06:00h geht alles wieder von vorn los. „Eigentlich sind alle hier 24 Stunden lang im Einsatz,“ meinte Jeetmal Choraria, begleitet vom zustimmenden Nicken seiner Kollegen. Ihr Chef Jeetmal Choraria ist selbst ein Terapanthi. Sie alle wissen, welche Anforderungen sie erfüllen müssen für ein Catering von Jain Veranstaltungen. Wir fühlten wir uns schon allein von der Vorstellung eines Arbeitstages des Catering Teams erschöpft und wünschten allen die nötigen Energiereserven bis November. Gefreut haben sich alle, als sie erfuhren, dass wir über ihren so wichtigen und gelungenen Arbeitseinsatz berichten werden. Das kann man vielleicht mithilfe des Videos nachvollziehen:

Video: Jain Catering Service Walkthrough

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Draußen trafen wir Schulleiter Yaspal Pahuja von der Sultanpur Primary School,…

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 … sowie Sushil Bafana und Navrathan Jain aus Sri Dungargarh. Sie alle sind uns seit langem wohl bekannt.

2014.09.20 HN4U @ Delhi 00375

 Sadhvi Pramukha Kanak Prabha

Die Nonnen waren in einem Gebäudekomplex gegenüber der Speisehalle untergebracht. Dazu musste man einen Torbogen durchqueren und gelangte dann über einen kleinen Hof zu den Räumen der Nonnen. Vor dem Raum von Sadhvi Pramukha Kanak Prabha hatte gerade eine Veranstaltung begonnen. Leider war niemand in der Nähe, der uns Näheres dazu sagen konnte. Doch an der linken Seite Sadhvi Pramukhas entdeckte ich Sadhvi Rajul Prabha, früher Samani Ramaniya Pragya, die ich seit meinem ersten Besuch bei den Terapanthi kenne. Zum ersten Mal begegneten wir uns auf einer Autofahrt von Ladnun nach Taranagar im Januar des Jahres 2000, als Sadhvi Rajul Prabha noch Mumukshu war und ich den Terapanthi den ersten Besuch abstattete. Nun war Sadhvi Rajul Prabha in der Gruppe der Sadhvi Pramukha, die immer von zwei Gruppen Sadhvis begleitet wird. Sadhvi Rajul Prabha gab mir ein Zeichen, dass wir uns in einem Nebenraum unterhalten können.

2014.09.20 HN4U @ Delhi 141217-015

Sadhvi Rajul Prabha

Sie hatte wohl Sadhvi Pramukha schon von unserer kurzen Begegnung am selben Tag erzählt, die wir gern vertiefen wollten. Sadhvi Rajul Prabha flüsterte Sadhvi Pramukha etwas zu, worauf diese kurz in meine Richtung schaute und nickte. Schließlich trafen wir uns in dem Raum, dem Sadhvi Pramukha den Rücken zukehrte. Sadhvi Rajul Prabha wusste, dass es mich sehr interessierte, wie es gekommen war, dass Acharya Mahashraman sie zur Sadhvi ordiniert hatte. Gemeinsam mit ihrer Schwester, früher Samani Sethia Pragya, nun Sadhvi Chaitanya Prabha, war sie am 28. November 2013 zur Sadhvi geweiht worden. Das war weder so vorgesehen, noch seit langem festgesetzt gewesen, wie es sonst üblich ist.

2014.09.20 HN4U @ Delhi 141217-014

  Sadhvi Rajul Prabha erzählt vom Tag ihrer Sadhvi Diksha.

An diesem denkwürdigen Tag waren 39 Initiationen vorgesehen, doch 41 Initiationen wären erstrebenswert, weil glückverheißend, erzählte Sadhvi Rajul Prabha schmunzelnd. Da baten die beiden Schwestern kurzerhand ihren Acharya, sie zu Sadhvis zu weihen. Schon lange war das ihr größter Wunsch gewesen, der nun durch glückliche Umstände schneller als gedacht Erfüllung fand. Ohnehin war es eine rekordbrechende Veranstaltung, denn der Diksha Rekord lag bei 31 Initiationen zu Zeiten Acharya Tulsis. Die beiden Schwestern gingen sofort nach der Zustimmung Acharya Mahashramans in ihren Samani Gewändern auf die Bühne, wo die Initiierung stattfand. Diese verließen sie als Sadhvis. Das war ungewöhnlich schnell gegangen! Sonst ist es üblich, dass Samanis bei ihrer Sadhvi Diksha in den einfachen weißen Baumwollsari der Sadhvis gekleidet sind. Beide Schwestern sind seitdem in der Gruppe der Sadhvi Pramukha.

2014.09.20 HN4U @ Delhi 141217-032

 Sadhvi Pramukha Kanak Prabha

Sadhvi Rajul Prabha ist Mitglied eines Teams von Sadhvis, das gegenwärtig unter der Leitung von Sadhvi Pramukha Kanak Prabha die Agama Nayadhammakahao (Jnatadharmakathao) aus dem Prakrit ins Sanskrit übersetzt. Sadhvi Pramukha ist eine Gelehrte, die seit Jahrzehnten diese wichtige Arbeit der Sadhvis koordiniert, leitet und die verantwortliche Herausgeberin der daraus entstehenden Bücher ist. Sie als Gesamtleiterin und Sadhvi Mukhya Niyojika Vishrut Vibha als Verwaltungsleiterin sind ein eigespieltes Team. Alle mit einer Leitungsposition verbundenen Hürden in einem Orden von mehreren hundert hervorragend ausgebildeten Sadhvis überwinden sie elegant und professionell. Nicht nur das, sondern auch noch zur besonderen Zufriedenheit aller Beteiligten. Der philosophische und sprachliche Wissensschatz der Sadhvi Pramukha ist neben sehr vielen anderen herausragenden Fähigkeiten ein Leitbild für die Stellung der Sadhvis bei den Terapanthi.

2014.09.20 HN4U @ Delhi 141217-013

 Sadhvi Rajul Prabha über ihr Leben als Sadhvi

Übersetzungen in Hindi und englisch sollen den Sanskrit Fassungen folgen. Dabei haben alle fest das Ziel im Auge, das Jahrtausende alte Wissen der kanonischen Schriften den Menschen der Gegenwart zugänglich zu machen. Die Arbeit auf der Grundlage der Originalmanuskripte entspricht in gewisser Hinsicht auch der eigenen Lebenssituation Sadhvi Rajul Prabhas. Seit sie als Sadhvi in der Gruppe der Sadhvi Pramukha ist, fühlt sie sich wie in die Zeit Mahaviras vor mehr als 2500 Jahren zurückversetzt und lebt bewusst mit der Natur. Sie benutzt nur eine sehr überschaubare Anzahl von Objekten und trägt nur leichtes Gepäck. Einige Monate nach ihrer Sadhvi Diksha hatte sie gar keine materiellen Objekte, keine Bücher, kein Papier, keine Stifte, sondern begnügte sich mit den immateriellen. Sie reflektierte über das Leben und fand spirituelle Inspiration und Anleitung durch Gedanken, die ohne Worte aus ihrem tiefsten Inneren in ihr Bewusstsein gelangten. Dieser ganzheitliche, bis in die Gegenwart anhaltende Prozess macht sie sehr glücklich. Als sie das sagte, strahlte sie so von innen heraus, dass ihr inneres Leuchten auch auf mich fiel. Das englischsprachige Video vermittelt einen Eindruck davon:

Video: Sadhvi Pramukha Kanak Prabha 1

2014.09.18 HN4U @ Delhi N141201 Muni Abhijit Kumar-2

Muni Abhijit Kumar

An diesem Nachmittag waren wir mit Muni Abhijit Kumar verabredet, um unser Gespräch über seine Doktorarbeit fortzusetzen. In diesem Zusammenhang fragte ich ihn nach den Siddhas. Muni Abhijit Kumar begann damit, dass der Begriff Gott sehr unterschiedlich in den Religionen aufgefasst wird. Im Monotheismus wird von einem Schöpfergott ausgegangen, der die Welt, auch als Schöpfung bezeichnet, allein erschaffen hat. Im Jainismus gibt es 3 Welten, in denen sich die Seelen aufhalten können, die himmlische, die höllische und die menschliche Welt. In der menschlichen Welt überschneiden sich die himmlische und die höllische Sphäre. Darüber hinaus gibt es einen vierten Ort außerhalb des uns bekannten Universums, an dem sich die Siddhas aufhalten. Siddhas sind körperlose, erleuchtete Seelen in ihrer reinsten Form. Göttliche Wesen bedienen sich eines flüchtigen und wandelbaren, sog. proteischen Körpers, den auch wir Menschen wahrnehmen können. Das Ziel seiner Doktorarbeit, führte Muni Abhijit Kumar weiter aus, sei der Nachweis mithilfe der kanonischen Schriften, in welcher Weise die in der himmlischen Welt lebenden Götter Teil unserer Realität sind. Da sie nicht an einen zellularen Körper gebunden sind, unterliegen sie auch nicht dessen Einschränkungen. In vielen Religionen werden sie wie Superhelden verehrt wegen ihrer übernatürlichen Kräfte und weil sie Zugang zum interstellaren Raum haben. Von ihren interstellaren Reisen bringen sie den Menschen häufig Botschaften aus den Höheren Wirklichkeiten und werden dafür verehrt. Die von Muni Abhijit Kumar angesprochenen Themen wirkten noch lange in uns nach. Das hier zusammengefasste Gespräch mit ihm in Englisch ist in voller Länge im Video festgehalten:

Video: Muni Abhijit Kumar

2014.09.20 HN4U @ Delhi 141217-040

Das Gespräch zwischen Sadhvi Mukhya Niyojika Vishrut Vibha und Carla Geerdes findet ungeteilte Aufmerksamkeit.

Nachdem wir uns von Muni Abhijit Kumar verabschiedet hatten, wollten wir versuchen, auch Sadhvi Vishrut Vibha zu treffen. Wir hatten Glück, sie war gerade in ihren Raum zurückgekehrt, und sie war einverstanden damit, dass wir spontan ein Video von ihr und Sadhvi Tanmay Prabha aus ihrer Gruppe aufnehmen. Sadhvi Tanmay Prabha hatte ich in Surat kennengelernt, als sie mit 11 Jahren gerade in den Orden aufgenommen worden war. Sie war von Anfang an in der Obhut Sadhvi Vishrut Vibhas, die sich nicht nur sehr liebevoll, sondern auch sehr erfolgreich um die Ausbildung der jungen Nonne kümmerte. Mit 15 Jahren wurde Sadhvi Tanmay Prabha für ihre herausragenden Sanskritkenntnisse mit einer Goldmedaille ausgezeichnet, eine in Indien übliche Anerkennung für herausragende Leistungen.

2014.09.20 HN4U @ Delhi 141217-042

Sadhvi Tanmay Prabha  

In dem nachfolgenden Video kann man sehen, wie Sadhvi Tanmay Prabhas Augen leuchten, wenn die Rede auf ihre Mentorin kommt:

Video: Sadhvi Pramukha Kanak Prabha 2


Fotos vom 20.09.2014:

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