Nach einer unruhigen Nacht erwachten wir am nächsten Morgen etwas gerädert im Gästehaus der Universität Mysore. Christian Geerdes hatte noch immer Fieber, aber kurz nach Mitternacht war es nicht weiter gestiegen und gegen Morgen sogar auf 37,9° gesunken. Das Antibiotikum wirkte also mittlerweile, aber wir wollten trotzdem lieber alles etwas ruhiger angehen und nach dem Frühstück entscheiden, ob und wie wir mit dem weiteren Programm fortfahren. In der Küche gegenüber dem Speisesaal bereitete die freundliche Dame vom Vorabend gerade das Frühstück zu.
Der leuchtend blaue Sari brachte Farbe in das geschäftige Treiben in der Küche
Prof. Narayana Prasad (l) trafen wir beim Frühstück wieder.
Während wir auf unser Essen warteten, erzählte Prof. Prasad, dass er zu vielen Themen schon Video Blogs angefertigt habe und nun gerne eines mit uns machen würde. Ihn interessiere es - und bestimmt auch viele andere - wie wir als Deutsche zum Jainismus gefunden haben, und am besten wäre für alle unsere Antwort als Video. Darauf waren wir nun gar nicht vorbereitet, es war früh am Morgen und wir nicht fit. Doch Prof. Prasad versuchte uns damit zu überreden, dass es auch nicht lange dauern würde, denn er müsste spätestens um 10:00 h zu seinem Sanskritkurs. Nach kurzem Hin und Her akzeptierte er, dass man mit Grippe nicht zu einem Video- Interview aufgelegt ist und bat mich eindringlich, ihm nicht auch noch abzusagen. Das brachte ich auch nicht übers Herz, so freundlich wie er mich bat. Also holte ich tief Luft und sprach frei von der Leber darüber, wie wir zum Jainismus gefunden haben, wie wir danach leben in Deutschland und über Aspekte von Ahimsa. Was mir dazu in den Sinn kam, sprach ich direkt und ohne Wiederholung in Prof. Prasads Handy-Kamera. Das Ergebnis sieht so aus:
Video: Inspiration to Jainism by Carla Geerdes (Karuna Jain)
Published on 29 Jan 2014 by Prof. A. Narayana Prasad Carla Geerdes also known as Karuna Jain, has been inspired by Jainism. She hails from Germany. Here she speaks on how she got inspired to Jainism.Video: Jainism in Germany by Carla Geerdes
Published on 29 Jan 2014 by Prof. A. Narayana Prasad
Carla Geerdes also known as Karuna Jain, has been inspired by Jainism. She hails from Germany. Here she speaks on how she is translating Jainism in Germany.
Video: Non Violence or Ahimsa by Karuna Jain
Published on 29 Jan 2014 by Prof. A. Narayana Prasad
Carla Geerdes also known as Karuna Jain, has been inspired by Jainism. She hails from Germany. Here she speaks on Non-Violence or Ahimsa
Nach dem Video überlegten wir, wie es nun weitergehen sollte. Die Planung sah zwei Nachtfahrten im Bus vor, die wir uns nicht antun wollten (konnten). Denn spätestens am Nachmittag des 19. Januar wollten wir in Bangalore zurück sein, um unsere Geschenke aus Shravanabelagola in Empfang zu nehmen und am Morgen des 20. Januar rechtzeitig unseren Flug nach Trivandrum, Kerala, anzutreten. Vor allem die zwei Nächte im Bus schienen uns angesichts der Grippe nicht realisierbar. Daher sahen wir uns zur Planänderung gezwungen und checkten in das uns empfohlene Parklane Hotel im Zentrum von Mysore nahe dem Busbahnhof ein. So kamen wir unverhofft zu einem erholsamen Kurzurlaub in Mysore, an den wir uns noch gern erinnern. Nach einem ausgezeichneten Mittagessen auf der einladenden Dachterrasse des Hotels ruhten wir uns erst einmal aus. Am Nachmittag wollten wir den 1912 fertiggestellten Amba Vilas Palace des Maharajas von Mysore besuchen, der zu den berühmtesten Palastbauten Indiens zählt.
Osteingang des Palastes von der Straße aus gesehen
Hier können Taxis und Tongas (leichte Pferdefuhrwerke) ihre Passagiere ein- oder aussteigen lassen.
Südeingang Amba Vilas Park und Palast
Shri Shveta Varahaswami Tempel im Park des Palastes
Rosengarten vor dem Palastkomplex
Osttor des Palastes vom Park aus gesehen, flankiert von zwei Leopardenskulpturen aus Bronze
Eine der Leopardenskulpturen im Detail
Unweit unseres Hotels - wir hatten den Eindruck, nur um 3 Ecken gefahren zu sein – setzte uns der Fahrer des Threewheelers (motorrollerähnliches, preiswertes Dreiradtaxi) am Eingang zu Park und Palast ab. Auf dem weitläufigen Platz herrschte Andrang wie auf einem Markt. Offenbar war der Palast des Mysore ca. 550 Jahre regierenden Herrschergeschlechts an diesem Freitagnachmittag für viele Schulklassen, Großfamilien und Händler ein angesagtes Ziel. In einiger Entfernung vom Südtor des Palastes befindet sich zur Rechten der im 19. Jahrhundert im Stil der Hoysala-Architektur erbaute Shri Shveta Varahaswami Tempel. An diesem vorbei gelangt man zur Front des Palastes, vor dem ein sehr gepflegter Rosengarten seine erste Blütenpracht entfaltete. Der Palastfront gegenüber befindet sich das Osttor des Palastes, von dem eine breite, gepflasterte Auffahrt zum Palast führt. Circa 50m in Richtung Palast wird diese von zwei Mut, Tapferkeit und Stärke symbolisierenden Leopardenskulpturen aus Bronze flankiert.
Mädchen und Jungen einer Schulklasse stellen sich vor der Besichtigung des Palastes in getrennten Reihen auf.
Ausladende Niembäume spenden Schatten im Park
Nach diesem erlebnisreichen Nachmittag brauchten wir wieder eine Ruhepause. Abends gab es im Hotel zum Dinner Life-Musik mit hervorragenden Musikern. Auf der Terrasse war schon alles besetzt, aber weil der Abend etwas kühl war, genossen wir die Atmosphäre in dem kreisförmigen Restaurant dahinter. Bald gingen wir schlafen, um Kräfte für den nächsten Tag zu sammeln.
Am nächsten Morgen, dem 18.01.2014, wollten wir den ca. 13km vom Stadtzentrum rund um den Palast entfernten Chamundi Hügel besuchen, den sich eine Straße hinaufwindet zum Chamundeshwari Tempel, einer bekannten Sehenswürdigkeit Mysores. Auf dem Weg zum Chamundi Hügel bemerkten wir am Straßenrand eine bunte Menschenansammlung.
Schüler und Eltern einer Schule hatten sich zu einer Feier versammelt
Die Kinder hatten sich als Göttinnen und Götter sowie Personen der indischen Kultur verkleidet
Oben auf dem Chamundi Hügel musste man sich schon am Parkplatz die Schuhe ausziehen. Daher nahmen wir das Angebot des Taxifahrers gern an, unsere Schuhe im Taxi zu lassen, während er auf uns wartete.
Hier kommen alle an und finden als erstes eine Vielzahl von Imbiss- und Getränkeständen.
Chamundeshwari Tempel Mysore auf dem Chamundi Hügel
Der Eingang zum Tempel
Statue der Göttin Chamunda aus Silber im Tempel
Anhänger der Göttin verneigen sich und berühren den mit Safranpaste und Blumen geschmückten Stein zu ihren Ehren.
Der Tempelvorplatz ist ein riesiger Markt, auf dem auch Haushaltsgegenstände erstanden werden können.
Die Blumen für die Göttin werden mit Wasser frisch gehalten.
Der Busfahrer des „Rolls Royce“ war stolz auf sein kunstvoll bemaltes Fahrzeug mit den stilisierten Stierhörnern zu beiden Seiten der Frontscheibe.
Der mehr als 350 Jahre alte Nandi (auf dem Shiva sich fortbewegt) des Chamundi Hügels
Nach diesen Erlebnissen brauchten wir eine kreative Pause. Zum Mittagessen fuhr uns der Fahrer zurück ins Hotel. Auf der erholsamen Dachterrasse wurden wir nach dem Essen schläfrig und beschlossen, nach der Mittagsruhe den Karanji See Naturpark neben dem Zoo von Mysore zu besuchen. Diesen Gedanken hatten außer uns auch viele andere, es war ja schließlich Samstag. Wir fuhren auf der Lalitha Mahal Road in Richtung des Zoologischen Gartens von Mysore, dem Shri Chamarajendra Zoological Gardens Mysore. Daneben liegt der Karanji See Naturpark, der zu einem ökologischen Vorzeigeprojekt der Stadt Mysore geworden ist. Hier kann man sich davon überzeugen, wie ein durch Verunreinigungen umgekipptes Gewässer durch nachhaltige Maßnahmen wieder zum Lebensraum für Tiere und Pflanzen geworden ist und zudem zur nötigen Erhöhung des Grundwasserspiegels beiträgt. Zudem bezieht auch der Zoo sein Wasser von dort.
Diese Palmenallee führt direkt zum Karanji See…
… vorbei an einer großen begehbaren Voliere, in der sich Menschen und Vögel ungestört begegnen können.
Dieser Pfau war unerschrocken direkt vor uns auf den Baum gehüpft.
Am Ende des Weges wurde man mit diesem schönen Ausblick auf den Karanji See belohnt.
Auch wilde Bewohner hat der Park am See mit seinen schönen Bäumen.
Abschiedsgruß in der Abendsonne
Am nächsten Morgen, dem 19.01.2014, fuhren wir mit dem Bus nach Bangalore zurück in den Karnataka Jain Bhawan. Am darauffolgenden Morgen des 20.01.2014 ging in aller Frühe unser Flieger nach Kerala.