Nach einem erholsamen Nachmittag starteten wir in den Abend. Christian Geerdes hatte sich die ganze Zeit sehr angeregt mit Vikas Garg unterhalten, während ich „Augenpflege“ betrieb. Zusammen starteten wir Drei gegen 19:30 h zu unserer Abendunternehmung. Vikas Garg hatte sich erboten, uns bis zum Schiff zu bringen, weil unsere Gastgeber andere Verpflichtungen hatten. Vikas fürchtete, dass unser Zeitrahmen ein wenig eng sei. Nun ja, wir machten uns keine Gedanken, denn die Wohnung unserer Freunde war nicht weit von einer befahrenen Hauptstraße entfernt. Nach unseren Erfahrungen findet man an solchen Orten schnell ein freies Taxi. Aber das mag auf Berlin zutreffen, in Dubai sah das an diesem frühen Abend ganz anders aus. 15 Minuten lang fuhren nur mit Fahrgästen besetzte Taxis an uns vorbei. Während dieser Zeit hatten wir uns bereits in Richtung auf eine belebte Kreuzung bewegt, an der wir alle schon etliche vermeintlich unbesetzte Taxis hatten fahren sehen. Doch als wir näher kamen, fuhren wieder nur Taxis mit Fahrgästen an uns vorbei. Endlich gelang es uns, in einiger Entfernung von der Kreuzung ein leeres Taxi in eine Haltebucht zu dirigieren. Doch der Fahrer schüttelte nur den Kopf, als Vikas das Fahrtziel nannte, und fuhr weiter. Das passierte uns noch zweimal, bis wir endlich einsteigen durften. Dann gab der Fahrer aber auch wirklich Gas, als er hörte, dass die Abfahrt des Schiffes bereits für 20:00 h vorgesehen war.
Dieser Anblick nach dem Aussteigen aus dem Taxi musste einfach festgehalten werden!
Wie gesagt, vorgesehen war. Als wir um 20:10 h an der Bootsanlegestelle ankamen, wurden wir bereits erwartet. Wenn man sich innerhalb der indischen Community in Dubai bewegt, ist man glücklicherweise auch Teil der hier herrschenden Regeln. Sind gebuchte Gäste noch nicht an Bord, kann die Abfahrt um 15 Minuten, aber nicht länger, verschoben werden. Von Vikas verabschiedeten wir uns eilig, ein kurzes Winken, und er war in der Dunkelheit verschwunden. Doch nicht ohne unsere Rückfahrt organisiert zu haben, denn kurz danach rief uns jemand ein kurzes: „We take you back!“ (Wir nehmen euch mit zurück!) nach, als schon das Fallreep eingeholt wurde und das Schiff sich in Bewegung setzte. Beide hatten wir den zu der Stimme gehörenden Menschen nicht gesehen. Glücklicherweise hatten unsere Freunde uns markante Punkte in der Nähe ihrer Wohnung genannt, an denen wir uns orientieren konnten. Diese Punkte hatten wir am Morgen geistesgegenwärtig mit dem Sicherheitscode des Hauses und der Nummer ihres Apartments auf einen Zettel geschrieben. In Dubai gibt es nämlich keine genauen Adressen mit Hausnummern, die Post geht einfach an ein Postfach. Das beruhigte uns, denn wir schauten uns nur an mit der stummen Frage, wie wir wohl wieder zurückkämen. Aber all das war sofort vergessen angesichts der sich uns vom Oberdeck bietenden Aussicht.
Auf dem Schiff erhielten wir sofort jeder ein Glas Saft und das Angebot, uns gemeinsam zu fotografieren. Das obere Deck war nur mäßig besetzt zu diesem Zeitpunkt.
Das Schiff drehte und fuhr in die Mitte des Dubai Creeks.
Aussicht von einem Tisch des Oberdecks …
… auf die der Anlegestelle gegenüberliegende Seite des Dubai Creek.
Trotz der inzwischen gebauten Brücken überqueren viele Bewohner der Stadt den Creek noch immer gern zu jeder Tages- und Abendzeit auf kleinen Fährbooten.
Letztere verbanden den Hafen ursprünglich mit der Altstadt.
Nicht für jede Überquerung des Creek finden sich Fahrgäste.
Vom Creek aus hat man gute Einblicke in das Stadtleben…
… auf beiden Seiten des Creek.
So sah das Oberdeck eine Stunde nach dem Ablegen aus: Abendessen!
Der Creek wurde allmählich breiter.
Der Reiher hatte sich auch einen Logenplatz gesucht.
Vollmond über der Mündung des Dubai Creek, der hier fast 1400m breit wird. Hier wendete das Schiff pünktlich nach einer Stunde. Die Fahrt selbst sollte 2 Std. dauern.
Am anderen Ufer reihten sich fast nahtlos die Terrassen vieler einladend gestalteter Restaurants aneinander,...
…die in märchenhafte Ausblicke auf die Altstadt übergingen.
Auch der Blick den Creek entlang hatte seinen Zauber.
Manches sah aus wie eine Filmkulisse.
Im Unterdeck unterhielt ein sehr talentierter Moderator sein Publikum.
Während wir auf dem Oberdeck nach dem Essen weiter fotografierten, hatten wir die Bekanntschaft einiger Mitreisender gemacht. Eine Familie zum Beispiel besuchte mit dessen frisch angetrauter Ehefrau den in Dubai arbeitenden Sohn. Dieser hatte seine junge, in Indien lebende Frau, mitsamt seinen Eltern zu dieser wundervollen abendlichen Bootsfahrt mitsamt Abendessen auf dem Creek eingeladen und zeigte ihnen voller Stolz sein neues Umfeld. Er hatte die gleiche Kamera wie ich und wir kamen über diese ins Gespräch. Andere hatten die Fahrt von ihren Chefs für besonderen Arbeitseinsatz geschenkt gekriegt. Für alle Gäste an Bord war es ein so außergewöhnliches Erlebnis wie für uns. Und keiner unserer neuen Bekannten vergaß zu erwähnen, wie unterhaltsam der Moderator sei. Davon überzeugten wir uns gegen Ende der Fahrt. Obwohl wir kein Hindi verstehen, war das humorige Wechselspiel zwischen ihm und dem Publikum nicht zu übersehen.
Doch mit dem Ende der Fahrt kamen auch unsere Bedenken wieder. Würden wir ein Taxi finden? Wir versuchten es, nachdem wir von Bord gegangen waren, doch erfolglos. Glücklicherweise. In Erinnerung an ähnliche Situationen in Indien warteten wir schließlich einfach ab und blieben dort stehen, wo das Schiff wieder angelegt hatte. Fast alle anderen Gäste hatten mittlerweile das Schiff verlassen und strebten einem Parkplatz zu. Dort standen Kleinbusse und Autos bereit, wie wir sahen, als wir ihnen folgten. Na ja. Alle waren sehr freundlich, aber niemand wusste wirklich Bescheid. Dachten wir, bis uns eine Dame ansprach und zu einem der wartenden Kleinbusse führte. Der Fahrer ermunterte uns lächelnd einzusteigen und sagte in Hindi ungefähr: „Na, nun kommt mal, alle anderen warten nur noch auf euch! Wo wollt ihr ‘raus?“ Das ließen wir uns nicht zweimal fragen und warteten auch nicht mit der Antwort.
Auf dem Heimweg
Nach kurzer Fahrt wurden wir an einer uns bekannten Ecke in der unmittelbaren Nähe der Wohnung unserer Freunde abgesetzt. Kaum dort angelangt, gingen wir sogleich schlafen. Am nächsten Tag hatten wir nämlich schon am frühen Morgen einen besonderen Termin.