Am nächsten Morgen begleiteten wir Swami Dharmananda zu einer staatlich geförderten Modellgrundschule in Sultanpur, der M.C. Sultanpur Primary School. Die Schule liegt nur eine U-Bahnstation entfernt vom Adhyatma Sadhana Kendra, fast unmittelbar an der vielbefahrenen Straße nach Gurgaon, der Mehrauli Gurgaon Road. Dennoch war es erstaunlich leise, als wir auf dem Schulgelände ausstiegen. Schon im letzten Jahr war ich zu den Feierlichkeiten des Republic Day am 26. Januar mit Swami Dharmananda dort. Seit ca. 2 Jahren leitet Swami Dharmananda die Schülerinnen und Schüler regelmäßig alle 2 Wochen zu meditativen Gemeinschaftsübungen an. Dazu gehören neben einer ca. 5minütigen, von ihm angeleiteten Meditation für Kinder auch Atem- und Yogaübungen, die seit einigen Monaten von Sunil Kumar Shankar, einem Yogalehrer aus dem Kendra, demonstriert werden.
Im Amtszimmer des Schulleiters ((v.l.): Carla Geerdes, Swami Dharmananda Jain, Polizeioffizier D. S. Rao, Yogalehrer Sunil Kumar Sharma.
Wir wurden erst einmal gebeten, im Amtszimmer von Schulleiter Yaspal Pahuja Platz zu nehmen. Polizeioffizier D.S. Rao ist selbst Vater zweier schulpflichtiger Kinder und u.a. zuständig für das Einzugsgebiet der Schule. Er unterstützt alle Initiativen, die verhindern wollen, dass Schüler kriminell werden. Sultanpur scheint in dieser Hinsicht gefährdet zu sein. Sultanpur steht nicht allein, denn wie man weiß, ist das ein globales Problem. Das Amtszimmer war sehr ansprechend ausgestattet mit Vorbildern wie Mutter Teresa, der Göttin Saraswati (Weisheit und Lernen) sowie Sinnsprüchen in englischer Sprache zur Bedeutung des Lernens und der Freude, die einem aus Lernfortschritten erwächst.
Fotos von der Veranstaltung zum Tag der Republik 2012…
…und von Schulleiter Yaspal Pahuja, Carla Geerdes und Swami Dharmananda.
Nicht nur das, ich entdeckte auch Fotos von Swami Dharmanandas und meinem letztjährigen Besuch anlässlich der Veranstaltung zum Tag der Republik! Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn darin liegt die Botschaft, dass Gastdozenten und internationale Gäste willkommen sind. Swami Dharmanandas Projekt hat inzwischen einige Beachtung gefunden, was wir leicht anhand der anderen Gäste dieser Veranstaltung erkennen konnten, zu deren Begrüßung Schulleiter Yaspal Pahuja gerade nach draußen gegangen war.
Schulleiterin Saroj Dhe, Schulleiter Yaspal Pahuja, Polizeioffizier D. S. Rao, Christian Geerdes, Swami Dharmananda.
Schulleiterin Saroj Dhe wollte sich das Projekt in der Praxis ansehen, weil sie überlegt, es für ihre Schule zu übernehmen. Der Vorgänger des gegenwärtigen Schulleiters, Pritam Dass Vasdev, war ebenfalls dabei. Von der Schulverwaltung kam Vinod Bansal, zuständiger Schulinspektor für die Südzone, etwas später. Sogar N. K. Ghai, der für ganz Delhi zuständige Leiter des Erziehungswesens und somit Verantwortliche für die Gewährung von Mitteln, fehlte nicht und stellte viele interessierte Fragen, natürlich in Hindi. Die Stadtregierung von Delhi fördert die Schülerinnen und Schüler der staatlichen Modellgrundschule Sultanpur mit der Bereitstellung von Büchern, Schuluniformen und kostenlosem Mittagessen. Zudem gibt es ein Budget für besondere Anlässe, aus dem beispielsweise Kostüme und Dekorationen sowie technische Geräte für Aufführungen bezahlt werden.
Prof. Dr. Viney Jain, Prof. Emeritus Jain Vishva Bharati University Ladnun (l), N. K. Ghai, Direktor des Erziehungswesens in Delhi.
Prof. Dr. Viney Jain, Professor Emeritus der Jain Vishva Bharati Universität, hatte zusammen mit Swami Dharmananda die Idee, das Projekt wissenschaftlich zu begleiten und zu evaluieren. Die Schule stellte einen entsprechenden Antrag an die zuständige Verwaltung zwecks Bewilligung der Mittel. Zudem muss für eine wissenschaftliche Untersuchung eine größere Anzahl von Gruppen als die zu nur einer Schule gehörende Gruppe untersuchen. Zum Vergleich der von mehreren Schulen gewonnenen Ergebnisse kommt noch das Hinzuziehen einer Kontrollgruppe. Schulleiterin Saroj Dhe wollte sich auch bei ihren Kolleginnen und Kollegen dafür einsetzen, das Projekt für ihre Schulen in Betracht zu ziehen. Die Resultate mehrerer Schulen ergeben natürlich eine aussagekräftigere Untersuchung als die aus einer. Schulinspektor Vinod Bansal soll entscheiden, welche Schulen aus seinem Verantwortungsbereich dafür und für die Kontrollgruppe in Frage kämen. Direktor N. K. Ghai wollte die Finanzierung sowie die mögliche Anwendung auf Schulen anderer Bereiche der Hauptstadt prüfen. All das hing nicht zuletzt von dem Eindruck ab, den die Verantwortlichen an diesem Tag von dem Projekt gewinnen würden.
Schülerinnen und Schüler der Schule vor der Gemeinschaftsmeditation
Nicht nur, was die Erprobung und das Integrieren traditioneller Verfahren in das zeitgenössische Schulsystem angeht ist die Sultanpur Modellgrundschule sozusagen eine Vorreiterin, auch in der Sozialform. Wie man sieht, sitzen hier Mädchen und Jungen zwar in Reihen hintereinander, aber nicht auf durch einen breiten Gang getrennten Seiten. Koedukation also. Das ist in weiten Bereichen Indiens keineswegs die Regel.
V.l.: Swami Dharmananda, Direktor N. K. Ghai, Carla Geerdes, Prof. Dr. Viney Jain, Schulleiter i. R. Pritam dass Vasdev, Polizeioffizier D. S. Rao, Schulleiterin Saroj Dhe.
Während Schulleiter Yaspal Pahuja den Schülerinnen und Schülern die Gäste vorstellte, wurden wir alle erst einmal gebeten, am Rand Platz zu nehmen. Von dort aus konnten wir die erstaunliche Disziplin der Mädchen und Jungen bewundern. Keiner tat sich durch Clownerien hervor, alle warteten ruhig auf das Kommende. Niemanden außer uns wunderte das. Bestimmt hatten die Lehrerinnen, die sich am Rand aufgestellt hatten, daran ihren Anteil.
Swami Dharmananda auf der Bühne
Yogalehrer Sunil Kumar Sharma und Swami Dharmananda beginnen.
Die Kinder folgen.
Die Gäste verfolgen das Geschehen.
Gemeinschaftsmeditation
Yogaübungen
Atemübungen
Nachdem alle die Übungen sehr konzentriert durchgeführt hatten, wirkten die Kinder tatsächlich sehr entspannt und zufrieden. Es ist den Beteiligten zu wünschen, dass dem Projekt in dem Maß auch von offizieller Seite Unterstützung zuteilwird, in dem die Schülerinnen und Schüler mit Freude und Aufmerksamkeit daran teilnehmen. Anschließend zeigten Schülerinnen und Schüler in kurzen Auftritten, die von Tanz über Einzeldarbietungen mit Textpassagen reichten, wie die Sonderausgaben für Kostüme verwendet wurden und was sie unter Anleitung ihrer Lehrerinnen und Lehrer vollbringen können:
Schülerinnen zeigen einen Tanz
Das können die Schüler auch
Einzeldarbietung eines Schülers
Einzeldarbietung einer Schülerin
Mehr davon im
Video
Alle waren mit Begeisterung bei der Sache, unabhängig davon, ob sie mitwirkten oder Zuschauer waren. Das vermittelte den Eindruck, dass jeder eine Chance bekommt, an einer Aufführung aktiv mitzuwirken und sich vor den Mitschülerinnen und Mitschülern einmal ganz anders zu zeigen. Außerdem spricht es für ein gelungenes Gemeinschaftsgefühl der Beteiligten. Leider konnten wir nicht verstehen, was im Einzelnen gesagt wurde, Musik und Tanz sprechen da eine ganz andere Sprache, die jeder verstehen kann. Auch die Gäste hatten sichtlich Spaß an diesem Vormittag.
Die Lehrerinnen servierten selbstgemachte Snacks und Kekse
Der gastfreundliche Eindruck gründete sich nicht nur auf der Freundlichkeit des Empfangs, uns Gästen wurden im Anschluss an die Aufführungen der Schülerinnen und Schüler auch noch selbstgemachte Snacks und Kekse von den Lehrerinnen serviert. Dabei unterhielten sich die Verantwortlichen angeregt mit dem Schulleiter über das Gesehene, und wir hatten den Eindruck, dass alle die Aktivitäten der Schule genauso positiv sahen wie wir. Für uns war das der Abschluss des Besuches in der M.C Sultanpur Primary School und wir kehrten ins Kendra zurück. Alle wünschten den anstehenden Projekten ein gutes Gelingen sowie die Anerkennung von offizieller Seite. Swami Dharmananda hat wieder einmal mit seiner Initiative gezeigt, wie wichtig die Umsetzung guter Ideen in die Praxis ist. Still begann er mit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit, weil er die Notwendigkeit dafür als sehr hoch einstufte. Kontinuierlich hat er mit den Schülerinnen und Schülern in einer Weise gearbeitet, die andere aufmerken ließ und sie zu eigenem Handeln inspirierte. Zudem liegt ihm die Arbeit mit der jungen Generation besonders am Herzen.