Ladnun, 30.10.2007
Carla Geerdes, Dr. Samani Mangal Pragya, Rektorin der Jain Vishva Bharati Universität, Samani Pratibha Pragya, Dr. Anil Dhar
Wie vor 27 Tagen saßen wir auf dem Podium, doch nun zur Abschlussveranstaltung. Anders als zu Beginn, verband ich die Gesichter der meisten Versammelten mit einem Namen, und es waren sogar die Universitätsangehörigen erschienen, die ich während meines Aufenthaltes kennengelernt hatte: Professor Gaur und Dr. Mishra vom Fachbereich Wissenschaft vom Leben, Sandeep Kumar Bothra und Prakash Singh Tanwar vom Computerfachbereich, sowie Doktorand Yogesh Jain, der mich später nach Jaipur begleiten sollte.
Mit den Studentinnen hatte ich in den vergangenen vier Wochen viel gesprochen, mit einigen sogar nach 3 Wochen anfangen können zu kommunizieren. Solange hatte es gedauert, bis sie keine Scheu mehr davor hatten, eine individuelle Aussage zu machen, die sich nicht auf irgendjemandes Autorität stützte. Sie hatten sich versammelt, um mich mit Dank zu verabschieden und ihre Zertifikate in Empfang zu nehmen. Rajesh Jain, Student am Computerfachbereich, hatte sich erboten, die Veranstaltung in stehenden und bewegten Bildern zu dokumentieren.
Erste Reihe: Professor Gaur (Mitte), Dr. Mishra (l),
2. Reihe: Yogesh Jain (l), Sandeep Kumar Bothra, Prakash Singh Tanwar,
im Hintergrund Samanis, Novizinnen, Studentinnen & Schülerinnen, die alle an dem Kurs teilgenommen hatten.
Wie in der Eröffnungsveranstaltung gab Mamta Jain den Auftakt mit einem von Acharya Tulsi komponierten Lied, das sie voller Inbrunst mit ihrer schönen Stimme vortrug. Mir wurde ganz feierlich. Shobhag Chopra moderierte die Veranstaltung und dankte mir als Repräsentantin der Studentinnen dafür, dass ich für den Kurs den weiten Weg von Deutschland nach Ladnun gekommen sei, um ihnen eine andere Kultur näher zu bringen. Mich freute besonders, dass sie mich während ihrer kleinen Rede anschaute und lächelte.
Mamta Jain
Mamta Jain
Shobhag Chopra
Dann berichtete eine Schülerin des College, dass sie alle viel über das Leben in Deutschland gelernt und während der Kursstunden häufig das Empfinden gehabt hätten, selbst dorthin gereist zu sein. Sie hätten alle festgestellt, dass die Unterschiede zwischen den Menschen in ihrer Umgebung und in Deutschland mehr äußerlich seien, mit anderen Gewohnheiten und Traditionen, aber im wesentlichen unterscheiden die Menschen sich nicht voneinander. Deshalb möchte sie eines Tages tatsächlich nach Deutschland reisen.
Während der vergangenen Wochen hatten die Studentinnen immer wieder schüchtern abgewinkt, wenn ich sie darauf ansprach, einmal selbst nach Deutschland zu reisen.
Schülerin der Schule
Drei Samanis, Rohini, Sheyan und Shukla Pragya führten nach einer Idee von Samani Shukla Pragya einen Sketch auf, in dem deutsch, englisch und Hindi bunt durcheinander gewürfelt waren. Es wurde viel gelacht, und ich bewunderte die komischen Talente der Samanis. Am Ende animierten sie das Publikum, mit ihnen die Wochentage auf deutsch im Chor zu sprechen.
Sketch: Samani Rohini Pragya, Samani Shukla Pragya, Samani Shayan Pragya
Eine Samani, eine Mumukshu, zwei Doktorandinnen und Dr. Dhar sprachen im Anschluss daran:
Die Reden von
Mumukshu Alpa
Dharini Jain
Pooja Sharma
Dr. Anil Dhar
Schließlich sprach auch die Initiatorin des Kurses, Samani Mangal Pragya, die Leiterin der Universität:
Ansprache
VC Dr. Samani Mangal Pragya
Ich bedankte mich bei allen, insbesondere bei den Kursteilnehmerinnen für ihren Enthusiasmus und ihre hohe Lernmotivation. Es war eine sehr fröhliche Angelegenheit, diese Abschlussveranstaltung.
Die Zertifikate wurden jeweils einer Repräsentantin der Samanis, Mumukshus, Studentinnen und Schülerinnen übergeben, die sie sogleich verteilten.
Mir wurde ein weißer Schal verliehen, und ich erhielt eine Kollektion von Büchern über Jain Philosophie, welche die Universität herausgegeben hatte.
Dr. Mishra übergibt mir den Schal
Die Rektorin der Universität übergab mir dann noch ein besonderes Geschenk, das Logo der Universität in Bronze.
Dann versammelten wir uns zum Gruppenfoto.
Kurz bevor wir uns voneinander verabschiedeten, erzählte mir Samani Mangal Pragya noch, dass Acharya Tulsi sie nur wenige Stunden vor seinem Tod noch um das Versprechen gebeten hatte, sich dafür einzusetzen, dass an der Jain Vishva Bharati Universität deutsch unterrichtet würde, damit man dort die von einem deutschen Gelehrten vor fast hundert Jahren ins Deutsche übersetzten Prakrittexte in der Originalfassung studieren könne. Das war 1997.
Vor mehr als zehn Jahren war weder daran zu denken, dass Samani Mangal Pragya einmal Rektorin der Universität sein würde, noch dass eine Gasthörerin im indologischen Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin bei Frau Dr. sc. Hiltrud Rüstau einmal in Ladnun deutsch unterrichten würde. Der Doktorvater ihres Doktorvaters Walter Ruben war Herrmann Jacobi, der besagte Prakrittexte vor fast hundert Jahren ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht hatte. Manche Kreise schließen sich, ohne dass man es merkt. Doch manchmal hat man Glück und merkt es.
Dr. Dhar, Dr. Samani Mangal Pragya, Karuna Jain
Bevor ich ins Auto stieg und nach Jaipur abfuhr, baten mich Dharini und Rajesh noch um ein gemeinsames Foto vor dem Gebäude der Universität. Ob wir uns wiedersehen?
Dharini Jain, Karuna Jain, Rajesh Jain