Ladnun, 25.10.2007
Pooja und Karuna
Inzwischen bin ich aus Indien zurück, knapp zwei Monate liegen zwischen meinem Besuch bei Pooja und heute. Der Besuch bei Pooja ist mir nicht zuletzt deshalb so deutlich in Erinnerung, weil es die einzige private Einladung während des Monats in Ladnun war. Meine sozialen Kontakte beschränkten sich auf den Deutschkurs und gelegentliche Gespräche mit dem dafür zuständigen Koordinator Dr. Dhar. Zudem war ich in einem Zimmer der untersten Kategorie im Gästehaus untergebracht, was meinen Wohlfühlfaktor nicht gerade in schwindelnde Höhen trieb.
Die begeisternde Lernfreude der Kursteilnehmer und ihre beständig große Zahl halfen mir dabei, alle widrigen Umstände als zeitlich begrenzt, also vorübergehend zu betrachten. Zum Schluss war ich sogar ein bisschen stolz darauf, mich allen herausfordernden Beschränkungen für einen längeren Zeitraum gestellt zu haben.
Pooja war eine der aktivsten Teilnehmerinnen des Deutschkurses. Sie stürzte sich nicht nur voller Lerneifer und Begeisterung auf die neue Fremdsprache, sondern begann auch sofort Fragen zu stellen, was angesichts der in Indien vorherrschenden „Nürnberger-Trichter-Lehrmethode“ nicht selbstverständlich ist. „Wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt, bleibt dumm“ wurde zu ihrem Lieblingssatz. Wenn ich fand, dass sie ein bisschen übertrieb mit dem Nachfragen, lächelte sie und zitierte ihren Lieblingssatz.
Sie wohnt mit ihrer jüngeren Schwester Poonam in ihrem Elternhaus in Ladnun. Beide Schwestern sind mit ihren 24 und 23 Jahren im heiratsfähigen Alter. Pooja jedoch zieht einer Verheiratung die Fortsetzung ihrer Studien vor und ist dabei, bereits gesammelte Materialien zu einer PhD-Arbeit (Doktor in Geisteswissenschaften) in Friedensforschung zu verdichten. Ihr Studium hat sie mit einem MA abgeschlossen.
Einige nach Ansicht ihres Mentors Dr. Dhar bemerkenswerte Aufsätze hat sie bereits veröffentlicht. Sie hat Freude am Studieren und könnte „den ganzen Tag studieren, am liebsten noch ganz lange.“
Ihre Schwester Poonam ist eher künstlerisch begabt und findet die Wissenschaft zu trocken. Den heimischen Hausalter, die Familienmitglieder sind Anhänger der Hindu-Religion, hat sie um einige liebevoll gestaltete Götterfiguren bereichert.
(V.r.) Pooja, Shobha, Poojas Cousine, Poonam, Poonams beste Freundin
Einmal fotografierte Pooja uns,
Das andere Mal Shobha.
Die beiden jungen Frauen empfingen uns, Poojas Studienfreundin Shobha Chopra, ihre Cousine, ebenfalls Teilnehmerin am Deutschkurs, und Poonams beste Freundin, die gerade mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen war, in dem freundlichen und geräumigen Zimmer, das Pooja und Poonam in ihrem Elternhaus bewohnen. Poonam erzählte strahlend, dass sie das Zimmer eingerichtet habe.
Poonam, Karuna, Pooja
Wie in Indien üblich, bekamen wir zum Abschied alle Geschenke überreicht, die Poonam besorgt und ebenso liebevoll wie schön verpackt hatte. Milka-Schokolade (wo hat sie die in Ladnun bloß aufgetrieben?) und der lachende Buddha waren in meinem Paket. Die Schokolade ging den Weg des Irdischen (hmmmmmmmmm), und der Buddha steht auf meinem Schreibtisch, damit ich das Lachen nicht vergesse.
Pooja, Karuna, Shobha
Zum Abschied gab es noch ein Foto mit den prächtig blühenden Bougainvilla auf der Gartenschaukel. Dieser kleine, aber sehr gepflegte Garten am Rand der Wüste hatte es mir wirklich angetan. Danke für diesen schönen Nachmittag, Pooja.