Keine Gewalt gegen Mensch, Tier und Pflanze: Einleitung (3)

Autor*in:  Image of Kurt TitzeKurt Titze
Veröffentlicht: 10.04.2015

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Jaina-Nonnen - hier beim Verlassen des Tempels von Ranakpur in Rajasthan - zeichnen sich aus durch ihr freies, selbstbewußtes Auftreten.

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Teil einer Wandmalerei aus dem achtzehnten Jahrhundert im Tempel des Jaina-Klosters von Shravana-Belagola: Mahavira hat nach über zwölf Jahren der Askese die höchste Erkenntnis erfahren und verkündet nun zum ersten Mal seine Botschaft.

In der jainistischen Kunst wird die sinnbildliche Darstellung von Mahaviras ersten Rede Samavasarana genannt, was soviel wie »heilige Versammlung mit Jina« bedeutet. Man muß sich das Ganze als eine auf einem Hügel angelegte Tempelstadt mit vier Toren vorstellen. Einer Legende zufolge wird diese Anlage auf Geheiß des Gottes Indra, König der Götter, immer dann neu errichtet, wenn ein Tirthankara seine höchste Welt- und Wesensschau erfahren hat und nun in die Phase der Verkündigung tritt. Der letzte, dem dieses Zeichen der Verehrung zufiel, war Mahavira: - Die Kunde von Mahaviras Erleuchtung hat sich in Windeseile verbreitet, und sogleich strömen aus den vier Windrichtungen die Menschen herbei: Asketen, Nonnen und viel Laienvolk; Könige und Fürsten fahren in prächtigen Gespannen vor. Auch Angehörige der unteren Kasten erhalten Zutritt, sogar Tiere, bis hin zu den Schlangen, finden sich ein. Eine untere Ringterrasse ist mit Wasser gefüllt, so daß auch die Lebewesen der Flüsse und Meere zugegen sein können. Pflanzen und Bäume - Vögel sitzen in den Ästen - fehlen ebensowenig. Auf dem erhöhten Mittelpunkt, unter einem Sal-Baum, wo die Erleuchtung stattgefunden hat, steht der nackte Mahavira (meistens wird er jedoch in sitzender Pose dargestellt). Die Versammlung versteht seine Sprache, obgleich er zunächst nur die heilige Silbe OM vernehmen läßt. Das Predigen folgt später. Seine Botschaft lautet: Alle Wesen empfinden wie du Schmerz und Leid, darum sei du kein Töter und kein Helfer beim Töten!

Albert Schweitzer:

Die Aufstellung des Gebotes des Nicht-Tötens und Nicht-Schädigens ist eines der größten Geschehnisse in der Geistesgeschichte der Menschheit. Von seinem in Welt- und Lebensverneinung begründeten Grundsatz der Erhaltung vom Tun aus gelangt das alt-indische Denken - und dies zu einer Zeit, da es in der Ethik sonst noch nicht besonders weit voran ist - zu der ungeheuren Entdeckung der Grenzenlosigkeit der Ethik! Klar ausgesprochen wird sie, soviel wir wissen, zum ersten Male durch den Jinismus.

Aus: Die Weltanschauung der indischen Denker

Quellen
Titel: Keine Gewalt gegen Mensch, Tier und Pflanze
Verlag: Zerling Clemens, Berlin
Ausgabe: 1993
Umschlaggestaltung: Klaus Esche

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Die sinngemāße ūbersetzung des Sanskrit-Textes auf dem Umschlagbild lautet:

Mit der Absage an die Gewalt stirbt die Feindschaft zwischen den Lebewesen

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