Jaina in Antwerpen: Aarti und Mangal Divo

Veröffentlicht: 26.02.2013
Aktualisiert: 09.04.2013

Aarti und Mangal Divo

Der historische Ursprung und die Einführung dieses Rituals in den Jainismus sind nicht genau nachzuvollziehen. N. Shah schreibt, dass Aarti und Mangal Divo vermutlich durch den Acharya Hemcandra in der Zeit des Königs Kumarpala im 12. Jahrhundert in den Jainismus eingeführt wurden und aus dem Hinduismus übernommen seien.[1]

a) Aarti

Dieses sehr populäre Lichterritual beinhaltet das Drehen von fünf Lampen, hergestellt aus Ghee, vor dem Garbha Griha. Es wird täglich nach der morgendlichen Puja und jeden Abend durchgeführt. Fünf brennende Ghee-Lichter werden singend und unter Begleitung von kontinuierlichem Glockengeläut vor den Statuen stets im Uhrzeigersinn gedreht. Die Form des Kerzenhalters gleicht einem ausgespreizten Pfauenschwanz. Aarti ist wie Mangal Divo ein gemeinschaftliches Ritual. Ein Gläubiger in London erzählte mir zur Entstehungsgeschichte von Aarti das Folgende:

„The Aarti we say today was written by Sheth Mulchand of Dhudeva (Kesaryaji) in Rajasthan. Kesaryaji is a Jain pilgrimage where the main idol is of Adeshwar Bhagwan, made from black marble. The story has been told like this: Sheth Mulchand was a very pious merchant who ardently worshiped and regularly performed Puja and Aarti at the Kesariyaji temple near the village where he lived. He was so deeply devoted to Adeshwarji that in his old age when he had to move to another village to live with his relatives who could take care of him there, he could not bear the separation. At that time it is said that the devs guarding the temple gave him a small piece of the actual statue of Adeshwarji that he could take with him to pray. Thus we honor the extreme Bhakti of Sheth Mulchand by singing the Aarti he sang everyday at Dhudeva, Kesariyaji."[2]

b) Mangal Divo

Direkt im Anschluss an Aarti findet Mangal Divo statt. Ein brennendes Ghee-Licht wird vor dem Allerheiligsten, ebenfalls begleitet von Gesang und Glockengeläut, im Uhrzeigersinn bewegt. Inhalt des Gesangs bei diesem gemeinschaftlichen Ritual ist das Wohlergehen für alle Lebewesen. Aarti und Mangal Divo sind am Jaina-Tempel in Antwerpen nicht nur fester Bestandteil der täglichen Ashta Prakari Puja, sondern werden jeden Abend um 21 Uhr vor der Schließung des Tempels durchgeführt, wobei abends die Besucher oft nur kurz in den Tempel kommen, um sich vor den Statuen zu verneigen, und die Besucherzahl um 21 Uhr, wenn das Ritual stattfindet, meist eher gering ist. Die Kerzen werden in einer ganz bestimmten Reihenfolge mit einem brennenden Räucherstäbchen angezündet. Zuerst das einzelne Ghee-Licht, welches für Mangal Divo benutzt wird, und dann die fünf Ghee-Lichter von links nach rechts. In manchen Gemeinschaften, so zum Beispiel in Manchester und Leicester, wird Aarti und Mangal Divo von der Familie ausgeführt, die am meisten Geld spendete, dies wird am Tempel in Antwerpen nicht praktiziert. Wer gerade anwesend ist, führt das Ritual durch. Im Laufe meiner Forschungszeit kam es mehrmals vor, dass um diese Zeit außer mir keine weitere Person im Tempel war. Man trat an mich heran mit der Bitte, Aarti durchzuführen. Wie gut, dass ich den Text beim Besuch des Tempels stets bei mir trug. Um sieben Uhr zur Ashta Prakari Puja erscheinen überwiegend nur Männer, während gegen elf Uhr der Tempel den Frauen „gehört". Ein Außenstehender könnte den Eindruck bekommen, dass Frauen zur gemeinschaftlichen Puja nicht zugelassen sind, aber die Frauen sind um diese Zeit mit Arbeiten im Haushalt beschäftigt. Neben dem Bereiten des Frühstücks gehört das Kochen des Mittagessens zu diesen Arbeiten. Die Männer nehmen von zu Hause das Essen mit ins Büro oder die Frauen bringen es Mittags zu ihren Männern. In der Regel ist die Puja ein individuelles Ritual und jeder Gläubige führt es, zwar in einem gewissen Rahmen, aber auf seine Art und Weise durch. Dies reicht vom Sich-kurz-Verbeugen vor den Statuen bis hin zum Durchführen der gesamten Ashta Prakari Puja oder nur einzelner Teile davon.

Fußnoten
1:

Zum Vorkommen im Text springen

2:

Zum Vorkommen im Text springen

Quellen

Jaina in Antwerpen

2010.08.12 Antwerp - New Jaina Temple 027

Eine religionsgeschichtliche Studie

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