Meditieren - warum?: Stress Management & Preksha Meditation (2)

Veröffentlicht: 13.12.2012

Die Folgen unbedachter Äußerungen sind einem oft nicht bewusst, unnötige Probleme mit anderen Menschen sind die Folge. Bevor man etwas ausspricht, sollte man deshalb sorgfältig überlegen.

Als der König ihr Zimmer betrat und sie ansprechen wollte, sagte die Königin: „Du bist ein Narr.“ Der König nahm sich das sehr zu Herzen und konnte in der Nacht kaum schlafen vor Aufregung. Am folgenden Tag begrüßte er jeden Adligen, den Oberkommandierenden seines Heeres und jeden Höfling mit den Worten: „Komm herein, du Narr.“ Alle fragten sich, was das soll. Niemand wagte es, den König darauf anzusprechen, denn in jenen Tagen hatten alle Angst vor ihm. Schließlich betrat ein Dichter den Empfangssaal, den der König auch mit den Worten ansprach: „Komm herein, du Narr!“ Der furchtlose Dichter erwiderte: „Ehrenwerter König! Warum nennst du mich einen Narren? Ich bin kein Narr, doch sage ich dir jetzt fünf Kriterien, an denen man einen Narren erkennt.

Wer im Gehen isst, den kann man einen Narren nennen. Hoheit, ich esse nicht im Gehen, wie kann ich dann ein Narr sein?
Jemand möchte etwas sagen. Bevor er es tut, beginnt er zu kichern. Hoheit, das mache ich nie.
Ein Narr ist zudem, wer sich im Nachhinein noch lange über einen Vorfall aus der Vergangenheit ärgert. Warum sich über Vergangenes ärgern? Besser ist es, sich um ein Verständnis der Situation zu bemühen.
Wer sich noch lange damit brüstet, was er Großartiges für einen getan hat, wenn er einem einen kleinen Gefallen erwiesen hat, ist ein Narr. Das tue ich nicht.
Wenn zwei miteinander reden und ein Dritter ihr Gespräch stört, ist das ein Narr.“

Dem König wurde sein Fehler schlagartig bewusst. Als er sie ansprechen wollte, hatte die Königin gerade mit einem Minister gesprochen! Ihn hatte sie einen Narren genannt. Nach dieser Einsicht fühlte er sich sehr viel besser. Wie viel Spannung mit einem einzigen Wort erzeugt werden kann! Der König hatte kaum schlafen können und sogar am nächsten Morgen jeden einen Narren genannt, der zu ihm kam.

Wie kann man es vermeiden, mit einem einzigen Wort derartige Spannungen zu erzeugen? Bewusster Einsatz der Sprache ist das beste Gegenmittel. Wir sollten unsere Worte so wählen, dass wir die Gefühle unserer Mitmenschen nicht verletzen. Vielleicht ist der bewusste Gebrauch der Sprache die beste Methode, um Spannungen abzubauen und unnötigen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Allerdings ist erstaunlich, dass sich selbst Menschen, die im Lichte der Öffentlichkeit stehen, häufig keine Gedanken über ihre Wortwahl machen. In der Zeitung habe ich gelesen, dass der Premierminister Indiens gesagt hat, dass man sich als Politiker unbedingt einer kultivierten Sprache bedienen sollte. In der Folge wird jetzt mehr darauf geachtet, angemessen miteinander zu sprechen, anstatt sich auf Angriffe und Diffamierungen zu konzentrieren. In der alten Tradition galt es als unangebracht, jemanden während einer Konferenz oder eines Treffens in aller Öffentlichkeit auf einen Irrtum oder Fehler hinzuweisen. Öffentliche Kritik galt nicht als wirksame Methode zur Korrektur von Fehlern. Wer einen Fehler oder Irrtum entdeckt, sollte zuerst mit der Person, die ihn begangen hat, unter vier Augen darüber sprechen, damit diese Person ihren Fehler oder Irrtum erkennen, einsehen und sich korrigieren kann.

Acharya Bikshu sagte: „Wer einen Fehler bemerkt und weder mit der Person selbst, noch mit Vertrauten dieses Menschen darüber spricht, sondern diesen Fehler sofort in aller Öffentlichkeit anprangert, was kann man diesem Menschen noch glauben? Wer bei anderen ein Verschulden sieht, sollte den Betroffenen selbst oder eine Person seines Vertrauens sofort darüber in Kenntnis setzen, es aber keinesfalls als erstes in der Öffentlichkeit verbreiten.“

Unbedachte Äußerungen sind häufig Auslöser von Spannungen. Wenn ein bekannter Politiker kritisiert wird, sorgt das sehr oft nicht nur für Spannungen in seiner eigenen Partei, sondern für Stress im ganzen Land. Nicht nur Meditation, auch Selbstbeschränkung unterstützt den Abbau von Stress. Wer sich einschränken kann, bleibt entspannt und erzeugt keine unnötigen Spannungen im Umgang mit anderen. Eine weitere Ursache für die Entstehung von Spannungen liegt in den Affekten. Wer von starken Affekten bewegt wird, verspannt sich leicht.

Jemand bat seinen Lehrer: „Gurudev! Zeig’ mir den Weg zum Frieden!“ Der Lehrer versuchte es, wurde jedoch nicht verstanden. Als er das bemerkte, sagte er: „In der Stadt ist jemand gestorben. Zufällig habe ich erfahren, dass seine Leiche noch nicht verbrannt worden ist. Gehe dorthin, wo seine Leiche liegt und beschimpfe sie zwanzigmal. Komme nicht gleich zurück, sondern bleibe noch ein Weilchen dort.“  Der Mann tat, wie ihm geheißen und kehrte dann zu seinem Lehrer zurück. Dieser fragte: „Hat der tote Körper zu dir gesprochen?“ - „Nein, er blieb still.“ - „Wirkte er angespannt?“ - „Wie kann er angespannt sein, wenn er nicht gesprochen hat?“ Darauf der Lehrer: „Frieden wird an dem Tag über dich kommen, an dem du still wie der Tote bleiben kannst, wenn dich jemand beschimpft.“

Die Lebensenergie ist immer aktiv in uns, manchmal muss man sich jedoch stillhalten. Wird man beleidigt, sollte man nicht darauf reagieren, sondern sich innerlich entspannen. Das schafft Frieden und Harmonie. Es ist noch ein weiter Weg zum inneren Frieden für den, den schon Worte sehr aufregen können. Es gibt lenkbare und unabhängige Persönlichkeiten. Lenkbare Persönlichkeiten lassen sich von intensiven Emotionen lenken und geraten durch sie in Stress. Sie haben keine unabhängige Identität. Unabhängige Persönlichkeiten meistern ihre Emotionen und kommen mit jeder Lebenssituation zurecht.

Quellen
Englischer Titel:
Why Meditate? Redaktion:
Muni Dhananjay Kumar
Herausgeber:
2005 Jain Vishva Bharati
Institute, ©2005 Übersetzung ins Englische:
2005 Samani Charitra Pragya,
Neeraja Raghavan, Sudhamahi
Regunathan Übertragung ins Deutsche:
2008 Carla Geerdes
2012 Überarbeitete Fassung
Carla Geerdes

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