Meditieren - warum?: Physische Gesundheit & Preksha Meditation (1)

Veröffentlicht: 06.12.2012

Haben wir jemanden lange nicht gesehen, wollen wir etwas über seine körperliche Gesundheit wissen und fragen, wie es ihm geht. Wir fragen nach der körperlichen Gesundheit, nicht nach der mentalen oder emotionalen. Der Geist ist subtiler als der Körper, und die Emotionen subtiler als der Geist. Sie sind für uns nicht erkennbar, erkennbar ist der Körper für uns, allenfalls noch der Geist.

Hier beschäftigen wir uns mit dem Körper. Der Körper, den wir sehen können, ist der grobstoffliche Körper. In ihm ist ein feinstofflicher Körper, in dem ein noch subtilerer Körper ist. In der Jaina Terminologie wird der grobstoffliche Körper als Audarik bezeichnet, der feinstoffliche Lichtkörper als Tejas Sharir und der noch subtilere Karmakörper in ihm als Karma Sharir. Alle drei Körper sind miteinander verbunden. Der für uns sichtbare grobstoffliche Körper steht im Zentrum unserer Aufmerksamkeit, doch können wir seine tatsächliche Natur nicht begreifen, wenn wir über die subtileren feinstofflichen Körper nichts wissen.

Wie ist der grobstoffliche Körper entstanden? Der Karmakörper ist die Ursache für die Entstehung des physischen Körpers. Der Karmakörper absorbiert Materiepartikel (Pudgala), aus denen er alle Zellen des Körpers bildet. Billionen von Zellen [10 hoch 14], davon etwa 100 Milliarden Neuronen, ordnen sich aufgrund der Schwingungen des Karmakörpers systematisch an und formen so den grobstofflichen Körper. 

Gesteuert wird der grobstoffliche Körper vom Lichtkörper (Tejas Sharir). Aus den Schwingungen des Lichtkörpers wird Prana gebildet, die Lebensenergie. In der Jain Metaphysik werden zehn Arten von Prana unterschieden:  

  • Prana für Klangwahrnehmung (Shrotendriya Praan)
  • Prana für visuelle Wahrnehmung (Chakshurendriya Praan)
  • Prana für Geruchswahrnehmung (Ghraanendriya Praan)
  • Prana für Geschmackswahrnehmung (Rasnendriya Praan)
  • Prana für Berührungs- und Empfindungswahrnehmung (Sparshnendriya Praan)
  • Prana für Lebensenergie des Körpers (Sharir Praan)
  • Prana für Sprachenergie (Bhaashaa Praan)
  • Prana für den Geist (Mana Praan)
  • Prana für den Atem (Shvaasocchavaas Praan)
  • Prana für Lebensspanne (Aayushya Praan)

Ayurveda und Hathayoga unterscheiden 5 Arten von Prana zur Steuerung der Körperfunktionen:

  • Prana (Einatmen)
  • Apana (Ausatmen)
  • Samana (Mittelatem)
  • Udana (der aufwärts strebende Atem)
  • Vyana (der alles durchziehende Atem)

Alle Körperfunktionen werden auf der Grundlage elektromagnetischer Schwingungen ausgeführt. Ohne elektromagnetische Schwingungen können sie nicht aktiv sein. Die größten Teil der elektrischen Energie benötigt unser Gehirn, im Durchschnitt 20 Watt für alltägliche Aufgaben ohne besondere Komplexität, für komplexe Aufgaben bis zu 200 Watt. Seinen Energiebedarf erhält es vom Lichtkörper (Tejas Sharir).

Die einfachste Antwort auf die Frage nach dem Zustand unserer Gesundheit kann der Lichtkörper geben, der mit seinen Schwingungen die benötigte elektrische Energie generiert. Funktioniert er gut, ist unser Gesundheitszustand gut, wenn nicht, ist es der Gesundheitszustand auch nicht. Mit unserem Körper verhält es sich ähnlich wie mit der Uhr, die nicht mehr geht, weil die Batterie leer ist. Erzeugt der Lichtkörper genügend Energie für alle Körperfunktionen, sind wir gesund, wenn nicht, werden wir krank. Auch im Ayurveda wird dieser Zusammenhang hergestellt. Ein ayurvedischer Arzt würde die Frage, warum man krank ist, damit beantworten, dass das Immunsystem geschwächt ist, weil der Körper nicht mit der benötigten Menge Lebensenergie versorgt wird. Was schwächt das Immunsystem? Einer der Gründe ist Unausgewogenheit. Wer sich auf lange Sicht nicht um den Ausgleich zwischen Tätigkeit und Ruhe kümmert, ununterbrochen arbeitet und sich keine Erholung gönnt, schwächt damit auf die Dauer seine Lebenskraft. 

In den Jain Agamas ist eine asketische Disziplin beschrieben, die eigentlich eine spirituelle Übung ist, aber auch der Erhaltung der Gesundheit dient. Nachdem ein Mönch einige Kilometer gelaufen ist, soll er Kayotsarga praktizieren, also für eine Weile mit geschlossenen Augen stehen bleiben. Kayotsarga ist eine Methode zur Entspannung des Körpers, die den nötigen Ruheausgleich zu jeder Aktivität schafft. Auch in der Gegenwart, während ihres täglichen Pratikraman [der Prozess zu Beginn und am Ende jeden Tages, in dem alle weltlichen Aktivitäten ausgesetzt werden und Kontakt zum Selbst aufgenommen wird]  führen die Mönche und Nonnen Kayotsarga durch. Auf diese Weise wird das Gleichgewicht zwischen Tätigkeit und Ruhe wieder hergestellt. Man sollte nicht nur einmal täglich Kayotsarga praktizieren, sondern mehrmals täglich kurze Entspannungsphasen einplanen.

Quellen
Englischer Titel:
Why Meditate? Redaktion:
Muni Dhananjay Kumar
Herausgeber:
2005 Jain Vishva Bharati
Institute, ©2005 Übersetzung ins Englische:
2005 Samani Charitra Pragya,
Neeraja Raghavan, Sudhamahi
Regunathan Übertragung ins Deutsche:
2008 Carla Geerdes
2012 Überarbeitete Fassung
Carla Geerdes

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