Geschichten aus dem Jainismus: 11. König Hansa

Veröffentlicht: 08.12.2012

11. König Hansa

In der Stadt Rajpur lebte der König Hansa. Er war ein ehrlicher und gerechter König. Er war bekannt für sein Streben nach Wahrheit und Gewaltlosigkeit. Auf dem Gipfel des Berges Ratnasringa, stand ein wundervoller Tempel, der dem ersten Wegbereiter (Tirthankara) Rishabhdev geweiht war. Während des Monats Chaitra, bei Vollmond, kamen Pilger von weit her, um den Tempel zu besuchen und zur Verehrung. Eines Tages entschied sich auch der König den Tempel zu besuchen. Er übergab für diese Zeit die Führung seines Königreiches an das Konzil seiner Minister und begab sich mit den Mitgliedern des königlichen Hauses auf Pilgerreise.

Ein paar Tage später, nach dem König Hansa verreist war, griff König Arjuna die Stadt von König Hansa an. Auf Grund der starken Kämpfe war König Hansas Armee besiegt worden und viele Generäle waren im Schlachtfeld gefallen. König Arjuna gewann die Kontrolle über den Palast und die Schätze.

König Arjuna saß nun auf dem Thron und herrschte über das gesamte Königreich. König Hansa hörte von seiner Niederlage während seiner Pilgerreise. Die Begleiter des Königs waren sehr aufgebracht und forderten ihn auf in die Stadt zurückzukehren. Der König sagte: "Ich habe die Kontrolle über das Königreich abgegeben und wir befinden uns auf einer Pilgerreise und darauf sollten wir uns konzentrieren. Also lasst uns weiter gehen zum Tempel." Die Begleiter des Königs waren unglücklich über seine Entscheidung und sorgten sich um die Sicherheit ihrer Familien zu Hause. Einer nach dem anderen setzte sich ab, bis auf einen Diener, der bei dem König blieb. Auf dem Weg zum Tempel verirrte sich der König im Wald. Er war jetzt über seine eigene Sicherheit besorgt, zog seine königlichen Kleider aus, legte seinen Schmuck ab und gab alles in die Obhut seines Dieners. Während der Reise durch den Wald, wurde auch noch der letzte Diener vom König getrennt.

Während seiner Reise, rannte vor dem König plötzlich ein Hirsch und verschwand wieder. Im folgte ein Jäger mit einem Bogen in der Hand und er fragte den König, ob er den Hirsch gesehen hätte. Der König wusste, wenn er die Wahrheit sagen würde, koste dies dem Hirsch das Leben. Er entschied also, die Frage nicht zu beantworten, sondern sprach irrelevante Dinge. Er sagte, dass er aus Rajpur käme. Der Jäger fragte ihn abermals nach dem Hirsch und er antwortete, dass er der König sei. Der Jäger war sehr unzufrieden mit diesen Aussagen und verschwand ärgerlich.

Jetzt wurde der König müde und machte Rast unter einem Baum. Hier lauschte er einer Diskussion, die in den Büschen abgehalten wurde. Es ging um die Vorbereitung von Überfällen auf Mönche die in den nächsten zwei Tagen hier auf diesem Wege vorbeikommen. Der König machte sich Sorgen um die Sicherheit der Mönche. Während er überlegte was er unternehmen könnte, kamen einige Polizisten und fragten ihn ob er verdächtige Leute gesehen habe, die wie Räuber aussahen. Sie sagten: "Diese Personen sind sehr gefährlich und wir haben gehört, dass sie Mönche verletzen. Wir sind unterwegs sie zu verhaften oder falls nötig, sogar zu erschießen, um die Mönche zu beschützen. Der König war abermals im Zwiespalt. Er war besorgt, denn wenn er diese Leute verraten würde, würden sie verletzt werden, wenn nicht, würden die Mönche verletzt werden. Er dachte: Wenn jemand verletzt oder getötet wird, in Folge einer wahrheitsgemäßen Aussage - diese Wahrheit ist nicht die echte Wahrheit. Wahrheit beabsichtigt jemand zu beschützen und nicht, jemand zu verletzen. Er sagte: "Meine Freunde, ihr wurdet gebeten die Mönche zu beschützen. Warum schaut ihr nicht nach den Mönchen und reagiert erst auf die Räuber im Falle, dass sie einen Mönch angreifen." Die Polizisten konnten sich mit diesem Gedanken identifizieren und machten sich auf den Weg um die Mönche zu begleiten.

Die Räuber, die im Gebüsch versteckt saßen hörten das Gespräch selbstverständlich mit. Sie waren erstaunt über die Barmherzigkeit dieses Fremden. Sie kamen aus ihrem Versteck hervor und bedankten sich bei ihm für die Rettung ihres Lebens und boten ihm ihre Hilfe an. Der König gab ihnen folgenden Rat: "Meine lieben Freunde, gebt es auf, andere Menschen Leid zuzufügen und seid gute Bürger." Die Räuber versprachen, dass sie in Zukunft keine Mönche oder andere Personen verletzten werden und würden sich bemühen das Leben als Räuber zu beenden, daraufhin entfernten sie sich.

Wie wenn das nicht genug gewesen wäre, kam auch noch eine Gruppe Reiter die ihn fragten, ob er König Hansa gesehen hätte. Der König fragte: "Was wollt ihr von König Hansa?" Sie erklärten, dass sie die Vertrauensmänner von König Arjuna seien und ihnen wurde aufgetragen König Hansa zu fangen und zu töten. König Hansa dachte kurz nach und sagte: "Ich bin König Hansa. Tut eure Pflicht, wie sie euch eurer König aufgetragen hat." Nach diesen Worten schloss er seine Augen, stand in Meditation und rezitierte das Navkar Mantra. Plötzlich erschien ein Engel und sagte: "Oh, König! Ich bin überwältigt von ihrer Aufrichtigkeit und ihrem Mitgefühl. Ich habe König Arjuna als Gefangenen und übergab die Kontrolle ihres Reiches an ihre Minister. Heute ist ein wichtiger Tag um im Tempel zu beten, dieser ist aber sehr weit von hier. Es ist nicht möglich diesen noch rechtzeitig zu erreichen. Mein Wagen steht für dich bereit. Ich bringe dich dorthin."

König Hansa war überrascht von der wundervollen Wende der Ereignisse. In Begleitung eines Engels erreichte er noch rechtzeitig die Puja auf dem Gipfel von Ratnasringa. Der Engel begleitete ihn anschließend in sein Königreich. König Hansa vergab König Arjuna und ließ seine Soldaten sofort frei. Der Engel beauftragte vier Offiziere mit der Sicherheit des Königs und seines Reiches, daraufhin verschwand er. König Hansa regierte erneut die Stadt Rajpur und die Menschen waren glücklich und zufrieden.

Quellen
Titel:
Geschichten aus dem Jainismus
Verlag:
Akademische Verlagsgemeinschaft München (AVM), München
Erscheinungsjahr:
2010
Seitenzahl:
52

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